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Kapitallücke: Der Deutschen Bank fehlen 19 Milliaden Euro, der Commerzbank 7 Milliarden

Die OECD hält die größten deutschen Banken einem Bericht zufolge für massiv unterkapitalisiert. Die multinationale Organisation geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer großen Bilanzprüfung in diesem Jahr zu einem ähnlichen Ergebnis kommen wird, berichtet die "Wirtschaftswoche" im Voraus.

Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem sagte auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, er hoffe bei der EZB-Untersuchung auf unerfreuliche Ergebnisse, weil das dem Prozess Glaubwürdigkeit verleihen würde.

Die OECD-Studie beziffere die Unterkapitalisierung auf 84 Milliarden Euro, so der Bericht. Am dramatischsten sei die Situation bei der französischen Credit Agricole, wo sich die Unterfinanzierung auf 31,5 Milliarden Euro belaufe. An zweiter Stelle folge die Deutsche Bank mit einer Kapitallücke von 19,0 Milliarden Euro, auf dem dritten Rang die Commerzbank mit 7,7 Milliarden Euro.

Von der OECD war zunächst kein Kommentar zu erhalten. Ein Commerzbank-Sprecher wollte sich nicht äußern, ein Sprecher der Deutschen Bank verwies lediglich auf die in der vergangenen Woche veröffentlichten Bilanzdaten. Die Bank hatte am Sonntag überraschend einen Milliardenverlust im vierten Quartal bekanntgegeben - dabei aber betont, ihre Eigenkapitalquote sei auf 9,7 Prozent gestiegen und auch die für die Aufsicht wichtige Höchstverschuldungsquote (Leverage Ratio) liege mit 3,1 Prozent nun über dem geforderten Mindestwert von drei Prozent. --new_page-- Die Zeitschrift berichtete weiter, der Autor der OECD-Studie gehe davon aus, dass auch die EZB bei ihrer Bilanzprüfung mit anschließendem Stresstest eine ähnlich große Kapitallücke identifizieren werde. Die 34 Mitgliedsstaaten der OECD wollten sich Mitte Februar mit der Studie befassen.

EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier bezweifelte dagegen die Probleme der europäischen Banken. "Grundsätzlich glaube ich, dass die großen europäischen Banken heute genauso gut kapitalisiert sind wie die amerikanischen", sagte er der "Wirtschaftswoche" zufolge. Allerdings wolle er den Eigenhandel von Europas Großbanken radikal beschneiden. "Wir werden rigoros den Eigenhandel einschränken, den ich sehr riskant finde", sagte er der Zeitschrift. Von einem geplanten Verbot des Eigenhandels seien "ungefähr 30" Großbanken betroffen. Zu einem Trennbankensystem, wie es eine Expertengruppe um den finnischen Notenbankchef Erkki Liikanen vorgeschlagen hatte, wolle er aber nicht wechseln.

Die EZB will, bevor sie die europäische Bankenaufsicht übernimmt, im Frühjahr die Bilanzen der großen Banken eingehend prüfen und die Institute in einem sogenannten "Stresstest" auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krisen untersuchen.