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ThyssenKrupp plant Kapitalerhöhung um bis zu zehn Prozent

Nach dem geplanten Verkauf seines verlustreichen Stahlwerks in den USA hofft ThyssenKrupp auf neues Geld. Anvisiert sei eine Kapitalerhöhung um bis zu zehn Prozent, teilte das Essener Unternehmen in der Nacht auf Samstag mit.

Ein Konsortium aus ArcelorMittal und Nippon Steel werde das US-Werk übernehmen und einen langfristigen Liefervertrag mit dem ebenfalls verlustbringenden Werk in Brasilien schließen. Für das Stahlwerk im US-Staat Alabama erhält ThyssenKrupp rund 1,1 Milliarden Euro. Der Essener Konzern hatte lange nach einem Käufer für die Fabrik gesucht, die die Bilanzen erheblich belastet. Das Schwesterwerk im brasilianischen Rio de Janeiro, dessen Verkauf ebenfalls lange in der Diskussion war, wird dagegen bei ThyssenKrupps brasilianischer Gesellschaft CSA verbleiben.

Mit dem Käuferkonsortium aus ArcelorMittal und Nippon Steel wurde vereinbart, dass es bis 2019 jährlich zwei Millionen Tonnen Rohstahl aus dem brasilianischen Werk abnimmt. Dieses verfügt nach Konzernangaben über eine jährliche Produktionskapazität von rund fünf Millionen Tonnen Rohstahl. Laut dem Essener Konzern ist die Anlage in Rio de Janeiro mit der nun geschlossenen Vereinbarung für die kommenden Jahre zu mindestens 40 Prozent ausgelastet.

"Wir haben eine tragfähige Lösung für Steel Americas gefunden", erklärte Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Der Liefervertrag sei ein erster wesentlicher Schritt für die Entkoppelung der beiden Stahlwerke. "Mit dem Liefervertrag reduzieren wir unser Risiko und schaffen gleichzeitig die Voraussetzung dafür, CSA mittelfristig in die schwarzen Zahlen zu führen." Es sei die derzeit beste Lösung für die Sparte Steel Americas, betonte Hiesinger. Alle anderen Optionen seien wirtschaftlich "nicht tragfähig".

Wie ThyssenKrupp erklärte, steht die Transaktion noch unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die Wettbewerbsbehörden in den USA und einigen weiteren Ländern. Mit dem Verkauf des US-Werks sieht ThyssenKrupp auch die Voraussetzungen für eine Kapitalerhöhung erfüllt. Über die Erhöhung solle "in Abhängigkeit von den Kapitalmarktbedingungen entschieden werden", teilte das Unternehmen mit.

Den Verlust für das Geschäftsjahr 2012/2013 bezifferte ThyssenKrupp auf 1,5 Milliarden Euro. Eine Dividende werde erneut nicht ausgezahlt. Im Vorjahr waren noch 4,7 Milliarden Euro Verlust zu verzeichnen gewesen. Als Grund für die Roten Zahlen nannte der Konzern vor allem die beiden Werke in Übersee.

Der Vertragsabschluss mit dem Konsortium aus ArcelorMittal und Nippon Steel ist eine große Entlastung für den hoch verschuldeten Stahlkonzern, der zusätzlich zu den Problemen in Nord- und Südamerika derzeit mit einer ganzen Reihe von Skandalen und Affären kämpft.

Nach drei Verlustjahren in Folge will ThyssenKrupp im laufenden Geschäftsjahr 2013/2014 zumindest in Richtung auf die Nulllinie steuern. Einen weiteren Verlust schloss das Unternehmen jedoch nicht aus. "Wie sind zuversichtlich und fest entschlossen, eine deutliche Verbesserung in Richtung eines wieder ausgeglichenen Jahresergebnisses erreichen zu können", sagte ThyssenKrupp-Finanzchef Guido Kerkhoff am Samstag bei der Bilanzvorlage in Essen.

Auch die Vorjahre 2011/2012 und 2010/2011 hatte der Konzern mit Verlusten von zusammen mehr als 6,8 Mrd. Euro abgeschlossen. Hintergrund waren vor allem die Fehlinvestitionen in Stahlwerke in Übersee.

Nach dem Verkauf der ThyssenKrupp-Edelstahltochter Inoxum an den finnischen Konkurrenten Outokumpu kommen nun aus dem Edelstahlgeschäft weitere Belastungen auf ThyssenKrupp zu. Durch eine teilweise Rückabwicklung des Geschäfts soll ThyssenKruppp neben der profitablen Tochtergesellschaft VDM auch das verlustreiche Werk im italienischen Terni zurücknehmen. ThyssenKrupp kappt zugleich alle Verbindungen zu Outokumpu. Durch einen dramatischen Preisverfall bei Edelstahl war das finnische Unternehmen zuletzt in eine wirtschaftliche Schieflage geraten.