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Europas Telekoms stecken in Schuldenspirale fest

Das ist Wahnsinn - in volks- und betriebswirtschaftlicher Hinsicht. So kommentierte Rudolf Kemler, Aufsichtsratschef der Telekom Austria und ÖIAG-Boss, Ende Oktober die Auktion für die neuen Handy-Frequenzen in Österreich (siehe hier: http://bit.ly/1bu0MwY). Tatsächlich müssen die drei in Österreich um Kunden kämpfenden Telekombetreiber tief in die Tasche greifen, um ihr Geschäft weiter betreiben zu können. So tief, dass etwa T-Mobile Österreich Boss Andreas Bierwirth im Gefolge der Auktion ankündigte, dass sich der hohe Preis wohl auch in den Mitarbeiterzahlen niederschlagen werde.

Fakt ist, dass die knappe Milliarde, die allein die Telekom Austria für ihre Frequenzen hinlegen muss, die Verschuldungssituation des heimischen Konzerns nicht gerade verbessern wird. Dabei hat das Telekom-Management zuletzt ziemlich erfolgreich daran gebastelt die Nettoverschuldung zurückzufahren (siehe Tabelle unten: Nettoverschuldung in Milliarden Euro). Weit erfolgreicher, als andere europäische Telekomkonzerne, bei denen in den vergangenen fünf Jahren die Nettoverschuldung massiv gestiegen ist. Im Median erhöhte sich die Nettoverschuldung der untersuchten Telekomunternehmen in diesem Zeitraum um 49,28 Prozent. Den prozentuell höchsten Anstieg verzeichnet dabei die französische Telekomgesellschaft Iliad, deren Nettoverschuldung um 761,49% in die Höhe schnellte. Trotzdem stehen die Franzosen innerhalb der Branche vergleichsweise gut da. Denn mit einem Nettoverschuldung/EBITDA-Verhältnis von 1,25 liegen die Franzosen deutlich unter dem Medianwert von 2,36. Anders die Situation bei der Telekom Austria: Deren vergleichbare Kennziffer liegt derzeit bei rund 3. Den höchsten Wert weist die portugiesische Telekom auf, deren Nettoverschuldung in den vergangenen fünf Jahren um 77% auf 7,76 Milliarden Euro angestiegen ist.

Auch wenn die Nettoverschuldung der Telekom Austria zuletzt wieder angestiegen ist, kann sich das Unternehmen derzeit am Kapitalmarkt relativ günstig finanzieren. Die finanzielle Flexibilität wurde durch die überteuerte Frequenzauktion allerdings beträchtlich eingeschränkt, wie CFO Hans Tschuden im Börse Express Interview kürzlich eingestanden hat (siehe hier: http://bit.ly/18rMnkG).

Wie teuer Österreichs Telekomfirmen die Frequenzen bezahlen mussten zeigt nicht nur die nebenstehende Grafik, sondern auch ein Vergleich mit Tschechien. Dort kosteten die Frequenzen in Summe 312 Millionen Euro, in Österreich knappe zwei Milliarden. Allein in Tschechein wurde eine frühere Auktion mit der Begründung abgebrochen, dass der Preis zu hoch sei. Von so etwas können Österreichs Telekomunternehmen angesichts der klammen Staatskasse nur träumen.

Aus dem Börse Express pdf vom 29.11.2013. Dort inklusive Tabelle zur Nettoverschuldung der europäischen Telekomunternehmen und von America Movil. Plus Grafik zu den Kosten der LTE-Auktion und Perfomance der TA-Aktie im Branchenvergleich. Kein Abo - hier können Sie eines bestellen. Als Abonnent haben Sie übrigens Zugang zu allen Börse-Express Ausgaben seit 2002. Hier gibt's einen kurzen Einblick.



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