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Diese Banken sind "too big to fail" sind

Systemrelevante Banken, deren Pleite das gesamte Finanzsystem erschüttern kann ("too big to fail"), sollen nach dem Willen der Regulierer an eine besonders kurze Leine kommen. Die größten und wichtigsten Banken - im Fachjargon G-SIBs (global systemically important banks) genannt - müssen ab 2016 noch schärfere Kapitalanforderungen erfüllen als alle anderen.

Zudem müssen sie einen Plan aufstellen, wie sie in einer existenzbedrohenden Krise ohne Schaden für das Finanzsystem wieder auf die Beine kommen oder abgewickelt werden können - also quasi ein "Testament" machen.

WER GEHÖRT ZU DEN G-SIBS?

Aus Deutschland steht nur die Deutsche Bank auf der am Montag veröffentlichten vorläufigen Liste von nunmehr 29 Banken, aus der Schweiz die beiden Großbanken UBS und Credit Suisse. Die Banken sind je nach ihrer Bedeutung für das globale Finanzsystem in vier "Körbe" eingeteilt, in denen sie Kapitalaufschläge von 2,5, 2,0, 1,5 und 1,0 Prozent erhalten sollen - zusätzlich zu den sieben Prozent Grundkapital und Gewinnrücklagen, die alle Institute aufbauen müssen. Neu hinzugekommen ist nur die chinesische ICBC.

Korb 4 (2,5 Prozent): HSBC (Großbritannien) und JP Morgan Chase (USA).

Korb 3 (2,0 Prozent): Barclays (Großbritannien), BNP Paribas (Frankreich), Deutsche Bank (Deutschland, bisher Korb 4), Citigroup (USA, bisher Korb 4).

Korb 2 (1,5 Prozent): Bank of America, Goldman Sachs, Morgan Stanley (alle USA), UBS, Credit Suisse (beide Schweiz), Royal Bank of Scotland (Großbritannien), Mitsubishi UFJ (Japan), Credit Agricole (Frankreich, bisher Korb 1).

Korb 1 (1,0 Prozent): Bank of China (China), International and Commercial Bank of China (ICBC, China, neu), BBVA (Spanien), Banque Populaire CdE, Societe Generale (beide Frankreich), ING Bank (Niederlande), Mizuho, Sumitomo Mitsui (beide Japan), Nordea (Schweden), Santander (Spanien), Standard Chartered (Großbritannien), State Street, Wells Fargo (beide USA), Unicredit (Italien), Bank of New York Mellon (USA, bisher Korb 2).

WARUM GIBT ES SONDERREGELUNGEN FÜR SIBS?

Nach Basel III müssen alle Banken künftig mehr als dreimal so viel hartes Eigenkapital vorhalten wie bisher. Das ist den Aufsehern aber noch nicht genug. Sie sehen in sehr großen und weltweit vernetzten Geldhäusern ein besonderes Risiko, das unter Kontrolle gehalten werden soll. Paradebeispiel ist die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 - damals erreichte nicht nur die Finanzkrise ihren Höhepunkt, weil quasi als Dominoeffekt immer mehr Banken in Schieflage gerieten. Auch die Weltwirtschaft glitt in die Rezession ab.

WAS MACHT EINE SIB ZUR SIB?

Banken sollen nie mehr "too big to fail" sein - so groß, dass sie sich darauf verlassen können, in einer Existenzkrise vom Staat gerettet zu werden, weil sonst das Finanzsystem ins Wanken geraten würde. Denn in diesem Bewusstsein könnten sie bedenkenlos Risiken aufnehmen. Als Kriterien für "G-SIBs" haben die Aufseher Größe, Vernetzung, Mangel an Ersetzbarkeit, Internationalität und Komplexität festgelegt und diese nach einem Punktesystem bewertet. Doch in der Realität ist das schwer fassbar. Andererseits: Regulierer sind sich auch ohne Rangliste sicher, wer dazu gehört.

Bis die Kapitalregeln in Kraft treten, kann sich daran noch einiges ändern. Banken können schrumpfen oder wachsen. Erst in einem Jahr wird die endgültige Liste der G-SIBs festgelegt. Doch auch danach ist sie nicht in Stein gemeißelt. Die Aufseher wollen sie einmal im Jahr überprüfen und veröffentlichen und damit Anreize schaffen, dass Banken weniger riskant werden. Übrigens: Hätte es die Regeln schon 2008 gegeben, Lehman hätte nicht auf der Liste gestanden.

WAS ERWARTET DIE SIBS?

Zunächst müssen sie ihr "Testament" aufsetzen. Ab 2016 wird der SIB-Zuschlag auf das Eigenkapital verlangt - in verschiedenen Abstufungen. Um das Polster aufzubauen, haben sie bis Anfang 2019 Zeit. Bläht sich eine Bank noch stärker auf, drohen die Regulierer sogar mit einem Aufschlag von 3,5 Prozent. Am stärksten werden nach der Rangliste Universalbanken belastet, die ein großes Einlagengeschäft haben und zugleich Investmentbanking betreiben. Reine Investmentbanken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley kommen mit einem kleineren Aufschlag davon. Von ihrer Pleite wären - wenigstens direkt - keine Kleinsparer betroffen.

ÜBERWIEGEN FÜR SIBS DIE VOR- ODER NACHTEILE?

Höhere Eigenkapitalquoten verteuern das Geschäft für Banken - ein klarer Nachteil. Andererseits dürften SIBs wegen ihrer Kapitalkraft das größte Vertrauen der Investoren genießen. Das macht die Refinanzierung für sie billiger und treibt ihnen im Einlagengeschäft Kunden zu, weil sie nicht um die Existenz der Bank bangen müssen. Doch geschützt werden sollen nur die Sparer - für die Banken selbst soll ein Mechanismus geschaffen werden, wie sie schadlos abgewickelt werden können. Daran arbeiten Regulierer und Politiker fieberhaft.

Relevante Links: Deutsche Bank AG