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Hans Tschuden: „Es muss nicht immer der Rolls-Royce sein. Manchmal tut’s der Mercedes auch“
Börse Express: Ein besser als erwartetes Ergebnis. Trotzdem, wo finden Sie das Haar in der Suppe?
Hans Tschuden: Ein Nettogewinn von mehr als 100 Millionen Euro ist gut. Man muss aber auch das Umfeld sehen: Regulierung, die konjunkturelle Situation und die Wettbewerbsintensität, vor allem in Österreich, haben nicht nachgelassen. Umsatz und EBITDA sind bei uns in der Branche die speziell beachteten Kennzahlen. Dort spiegelt sich das Umfeld wider: Der Umsatz ist leicht, das EBITDA etwas stärker rückläufig.
Börse Express: Mit ein Grund für die leichte Margenverschlechterung beim EBITDA war ...?
Hans Tschuden: Wir haben etwa in Österreich bewusst in die Kundenbindung investiert - das erhöht natürlich die Kosten. Aber wir hoffen, und sehen auch erste Erfolge, dass damit die ‘Tarifwechsler’ reduziert werden können; Jene, die sich bei Auslaufen eines Vertrags einfach nach dem nächstgünstigeren Angebot umsehen - egal von welchem Anbieter. Eine große Herausforderung ist für uns auch der bulgarische Markt. Hier trafen uns die reduzierten Interconnection-Gebühren. Um gegenzusteuern legen wir den Fokus auch dort verstärkt auf Smartphones - es zeigt sich eine erste positive Tendenz. --new_page-- Börse Express: Stichwort Bulgarien: Dort hat sich Telenor mit Globul die Nummer zwei des Mobilfunkmarktes gekauft. Was ist daraus zu erwarten?
Hans Tschuden: Telenor verhält sich in der Regel rational - und Globul war auch zuvor nicht jenes Unternehmen, das den Preiskampf anheizte.
Börse Express: Was freut Sie bei den aktuellen Zahlen besonders?
Hans Tschuden: Länder wie Weißrussland, wo wir weiter zweistellig wachsen: Wir haben mehr Kunden und auch mehr Umsatz je Kunden. Dazu verhält sich die Währung nunmehr sehr stabil. --new_page-- Börse Express: Sie erwähnten zuvor Belastungen durch Regulierungsvorgaben. Nun wird in der EU überlegt, die Roaming-Gebühren komplett abzuschaffen. Was hätte das für Auswirkungen?
Hans Tschuden: Hier ist noch alles in Diskussion - ich möchte also nicht zu spekulieren beginnen. Aber an sich gehe ich davon aus, dass die Roaming-Gebühren weiter sinken und wir stellen uns darauf ein.
Börse Express: Moody’s geht dazu über, Hybridkapital mehr und mehr nur noch dem Fremdkapital zuzuordnen. Könnte damit Ihr Investment Grade in Gefahr kommen? Gibt es da bereits Gespräche mit der Ratingagentur bzw. wie würde man so einem Schritt begegnen?
Hans Tschuden: Die aktuellen Änderungen betreffen Corporates mit einem Non-Investmentgrade-Rating, was wir nicht sind. Wir haben uns bei der Emission dazu entscheiden, diese so anzulegen, dass die Hälfte dem Eigenkapital zugerechnet wird. Ich sehe hier keine Änderung auf uns zukommen. --new_page-- Börse Express: Als wir uns zuletzt trafen, Ende Jänner, sprachen Sie von einem noch offenen Refinanzierungsbedarf für die im Herbst anstehenden Frequenzversteigerungen. Nun wurde im Juni ein 300-Millionen-Euro-Bond begeben - und mit dem heutigen Halbjahresergebnis die erwarteten Anlagenzugänge für das Gesamtjahr um etwa 50 Millionen Euro reduziert. Sind damit alle Erfordernisse abgegolten?
Hans Tschuden: Es ist alles abgedeckt, was zu refinanzieren war.
Börse Express: Die reduzierten Investitionen ergeben sich woraus?
Hans Tschuden: Wir müssen uns dem Markt stellen: Wenn man weniger verdient, muss man auch bei den Investitionen sparen. Diese Logik blendet die EU leider bei ihren Regulierungsvorschriften aus. Denn nur was verdient wird, kann auch investiert werden. Das könnte sich mittelfristig durchaus zu einem Standortnachteil für Europa entwickeln. --new_page-- Börse Express: Über Carlos Slim und seine America Movil sollen Synergien genutzt werden, etwa im Einkauf. Ist das bereits so eine Folge daraus?
Hans Tschuden: Die 50 Millionen sehe ich derzeit eher als erfolgreiche Anstrengung im strategischen Einkauf. Es geht dabei aber nicht unbedingt darum, alles günstiger zu bekommen. Aber es muss nicht immer der Rolls Royce sein, manchmal tut es der Mercedes auch; und zwar ohne, dass der Kunde einen Nachteil hätte. Mit America Movil sind wir dabei, einzelne, punktuelle Projekte umzusetzen - da kann ich aber derzeit nicht mehr dazu sagen.
Börse Express: Carlos Slim möchte seine Beteiligung an KPN aufstocken. Dass er das auch bei der Telekom Austria vorhaben könnte, beflügelte Ihre Aktie zu Wochenschluss. Gibt es in diese Richtung für Sie irgendwelche Indikationen?
Hans Tschuden: Grundsätzlich wäre das eine Eigentümer-Entscheidung, Indikation habe ich aber keine.
Börse Express: Wenn die Projekte mit Carlos Slim erst in der Umsetzung sind - was brachte der Großaktionär dann bisher ein, außer Geld?
Hans Tschuden: Die Qualität der Diskussion, auch im Aufsichtsrat, hat sich verändert. Und er unterstützt unseren eingeschlagenen Weg der Konvergenz. --new_page-- Börse Express: In unserem letzten Gespräch sagten Sie, dass 2013 der Boden in der geschäftlichen Entwicklung eher noch nicht erreicht wird. Jetzt liegen Sie im Halbjahr einmal - etwa beim Überschuss - voran. Hat sich Ihre Einschätzung verändert?
Hans Tschuden: Unter stabilen Rahmenbedingungen ist zu hoffen, dass wir zukünftig wieder wachsen können. Aber wenn auf der Roaming- oder sonstigen Regulierungsseite Schritte gesetzt werden, ist das auf der Kostenseite nur noch sehr schwer auszugleichen. Das entsprechende Rationalisierungspotenzial war früher einfach noch größer - ist aber nunmehr bereits ziemlich gehoben. Daher reduziert jede regulatorische Maßnahme unser Ergebnispotenzial.
Börse Express: Die Refinanzierung für heuer steht - Sie liegen zum Halbjahr über Plan. Was gilt es in der zweiten Jahreshälfte für Sie überhaupt noch zu tun?
Hans Tschuden: Nicht alles läuft rund, wir müssen uns den Herausforderungen des Marktes weiter stellen. In Österreich und Bulgarien etwa haben wir noch zu kämpfen - es bleibt also noch einiges zu tun.
Börse Express: Zwischen Ihren weißrussischen Assets und dem Rest des Konzerns klafft geografisch noch ein größeres Loch. Ist dieses auf dem angesprochenen Weg gen Konvergenz noch zu füllen - ist das so eine Aufgabe?
Hans Tschuden: In jenen Märkten, wo wir nur mit Mobilfunk vertreten sind, haben wir Interesse diese Positionen zu stärken. Eine geografische Ausweitung steht derzeit aber nicht zur Diskussion - wir verfügen ja nicht über unbeschränkte Mittel.
Börse Express: Zum Halbjahr wurde des Ziel bestätigt, für heuer 5 Cent an Dividende zu zahlen. Wenn nun das zweite Halbjahr ebenfalls besser laufen sollte - könnte es da zu einer Anhebung kommen?
Hans Tschuden: 5 Cent ist die angekündigte Dividende - die wollen wir auch liefern.
Aus dem Börse Express PDF vom 12. August - dort mit allen Charts. Zum Abo - inklusive Zugang zum kompletten Archiv - geht es unter http://bit.ly/9H7BPl
Hans Tschuden: Ein Nettogewinn von mehr als 100 Millionen Euro ist gut. Man muss aber auch das Umfeld sehen: Regulierung, die konjunkturelle Situation und die Wettbewerbsintensität, vor allem in Österreich, haben nicht nachgelassen. Umsatz und EBITDA sind bei uns in der Branche die speziell beachteten Kennzahlen. Dort spiegelt sich das Umfeld wider: Der Umsatz ist leicht, das EBITDA etwas stärker rückläufig.
Börse Express: Mit ein Grund für die leichte Margenverschlechterung beim EBITDA war ...?
Hans Tschuden: Wir haben etwa in Österreich bewusst in die Kundenbindung investiert - das erhöht natürlich die Kosten. Aber wir hoffen, und sehen auch erste Erfolge, dass damit die ‘Tarifwechsler’ reduziert werden können; Jene, die sich bei Auslaufen eines Vertrags einfach nach dem nächstgünstigeren Angebot umsehen - egal von welchem Anbieter. Eine große Herausforderung ist für uns auch der bulgarische Markt. Hier trafen uns die reduzierten Interconnection-Gebühren. Um gegenzusteuern legen wir den Fokus auch dort verstärkt auf Smartphones - es zeigt sich eine erste positive Tendenz. --new_page-- Börse Express: Stichwort Bulgarien: Dort hat sich Telenor mit Globul die Nummer zwei des Mobilfunkmarktes gekauft. Was ist daraus zu erwarten?
Hans Tschuden: Telenor verhält sich in der Regel rational - und Globul war auch zuvor nicht jenes Unternehmen, das den Preiskampf anheizte.
Börse Express: Was freut Sie bei den aktuellen Zahlen besonders?
Hans Tschuden: Länder wie Weißrussland, wo wir weiter zweistellig wachsen: Wir haben mehr Kunden und auch mehr Umsatz je Kunden. Dazu verhält sich die Währung nunmehr sehr stabil. --new_page-- Börse Express: Sie erwähnten zuvor Belastungen durch Regulierungsvorgaben. Nun wird in der EU überlegt, die Roaming-Gebühren komplett abzuschaffen. Was hätte das für Auswirkungen?
Hans Tschuden: Hier ist noch alles in Diskussion - ich möchte also nicht zu spekulieren beginnen. Aber an sich gehe ich davon aus, dass die Roaming-Gebühren weiter sinken und wir stellen uns darauf ein.
Börse Express: Moody’s geht dazu über, Hybridkapital mehr und mehr nur noch dem Fremdkapital zuzuordnen. Könnte damit Ihr Investment Grade in Gefahr kommen? Gibt es da bereits Gespräche mit der Ratingagentur bzw. wie würde man so einem Schritt begegnen?
Hans Tschuden: Die aktuellen Änderungen betreffen Corporates mit einem Non-Investmentgrade-Rating, was wir nicht sind. Wir haben uns bei der Emission dazu entscheiden, diese so anzulegen, dass die Hälfte dem Eigenkapital zugerechnet wird. Ich sehe hier keine Änderung auf uns zukommen. --new_page-- Börse Express: Als wir uns zuletzt trafen, Ende Jänner, sprachen Sie von einem noch offenen Refinanzierungsbedarf für die im Herbst anstehenden Frequenzversteigerungen. Nun wurde im Juni ein 300-Millionen-Euro-Bond begeben - und mit dem heutigen Halbjahresergebnis die erwarteten Anlagenzugänge für das Gesamtjahr um etwa 50 Millionen Euro reduziert. Sind damit alle Erfordernisse abgegolten?
Hans Tschuden: Es ist alles abgedeckt, was zu refinanzieren war.
Börse Express: Die reduzierten Investitionen ergeben sich woraus?
Hans Tschuden: Wir müssen uns dem Markt stellen: Wenn man weniger verdient, muss man auch bei den Investitionen sparen. Diese Logik blendet die EU leider bei ihren Regulierungsvorschriften aus. Denn nur was verdient wird, kann auch investiert werden. Das könnte sich mittelfristig durchaus zu einem Standortnachteil für Europa entwickeln. --new_page-- Börse Express: Über Carlos Slim und seine America Movil sollen Synergien genutzt werden, etwa im Einkauf. Ist das bereits so eine Folge daraus?
Hans Tschuden: Die 50 Millionen sehe ich derzeit eher als erfolgreiche Anstrengung im strategischen Einkauf. Es geht dabei aber nicht unbedingt darum, alles günstiger zu bekommen. Aber es muss nicht immer der Rolls Royce sein, manchmal tut es der Mercedes auch; und zwar ohne, dass der Kunde einen Nachteil hätte. Mit America Movil sind wir dabei, einzelne, punktuelle Projekte umzusetzen - da kann ich aber derzeit nicht mehr dazu sagen.
Börse Express: Carlos Slim möchte seine Beteiligung an KPN aufstocken. Dass er das auch bei der Telekom Austria vorhaben könnte, beflügelte Ihre Aktie zu Wochenschluss. Gibt es in diese Richtung für Sie irgendwelche Indikationen?
Hans Tschuden: Grundsätzlich wäre das eine Eigentümer-Entscheidung, Indikation habe ich aber keine.
Börse Express: Wenn die Projekte mit Carlos Slim erst in der Umsetzung sind - was brachte der Großaktionär dann bisher ein, außer Geld?
Hans Tschuden: Die Qualität der Diskussion, auch im Aufsichtsrat, hat sich verändert. Und er unterstützt unseren eingeschlagenen Weg der Konvergenz. --new_page-- Börse Express: In unserem letzten Gespräch sagten Sie, dass 2013 der Boden in der geschäftlichen Entwicklung eher noch nicht erreicht wird. Jetzt liegen Sie im Halbjahr einmal - etwa beim Überschuss - voran. Hat sich Ihre Einschätzung verändert?
Hans Tschuden: Unter stabilen Rahmenbedingungen ist zu hoffen, dass wir zukünftig wieder wachsen können. Aber wenn auf der Roaming- oder sonstigen Regulierungsseite Schritte gesetzt werden, ist das auf der Kostenseite nur noch sehr schwer auszugleichen. Das entsprechende Rationalisierungspotenzial war früher einfach noch größer - ist aber nunmehr bereits ziemlich gehoben. Daher reduziert jede regulatorische Maßnahme unser Ergebnispotenzial.
Börse Express: Die Refinanzierung für heuer steht - Sie liegen zum Halbjahr über Plan. Was gilt es in der zweiten Jahreshälfte für Sie überhaupt noch zu tun?
Hans Tschuden: Nicht alles läuft rund, wir müssen uns den Herausforderungen des Marktes weiter stellen. In Österreich und Bulgarien etwa haben wir noch zu kämpfen - es bleibt also noch einiges zu tun.
Börse Express: Zwischen Ihren weißrussischen Assets und dem Rest des Konzerns klafft geografisch noch ein größeres Loch. Ist dieses auf dem angesprochenen Weg gen Konvergenz noch zu füllen - ist das so eine Aufgabe?
Hans Tschuden: In jenen Märkten, wo wir nur mit Mobilfunk vertreten sind, haben wir Interesse diese Positionen zu stärken. Eine geografische Ausweitung steht derzeit aber nicht zur Diskussion - wir verfügen ja nicht über unbeschränkte Mittel.
Börse Express: Zum Halbjahr wurde des Ziel bestätigt, für heuer 5 Cent an Dividende zu zahlen. Wenn nun das zweite Halbjahr ebenfalls besser laufen sollte - könnte es da zu einer Anhebung kommen?
Hans Tschuden: 5 Cent ist die angekündigte Dividende - die wollen wir auch liefern.
Aus dem Börse Express PDF vom 12. August - dort mit allen Charts. Zum Abo - inklusive Zugang zum kompletten Archiv - geht es unter http://bit.ly/9H7BPl
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