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Deutscher Immobilienkonzern IVG vor Rettung

Der schwer angeschlagene deutsche Immobilienkonzern IVG kommt voraussichtlich doch noch um eine Insolvenz herum. Das Bonner Unternehmen, das auf einem Berg von mehr als 4 Mrd. Euro Schulden sitzt, fällt nach dem Sanierungsplan aber in die Hände seiner Gläubiger, die auf die Rückzahlung von 1,75 Mrd. Euro verzichten und dafür 96 Prozent der Anteile an der IVG bekommen sollen, wie diese am Wochenende mitteilte.

Das Unternehmen hatte sich mit schuldenfinanzierten Immobilienprojekten wie dem Büro- und Geschäftskomplex "The Squaire" am Frankfurter Flughafen verhoben, die die Erwartungen nie erfüllten. Dass die bisherigen Aktionäre im Zuge der Entschuldung weitgehend leer ausgehen würden, hatte sich schon abgezeichnet.

In der Nacht zum Sonntag einigten sich die Kreditgeber eines syndizierten Darlehens über 1,35 Milliarden Euro und die Zeichner einer 400 Mio. Euro schweren Wandelanleihe auf die Grundzüge eines Sanierungskonzepts - sozusagen "fünf Minuten nach zwölf". Eigentlich sollte der Rettungsplan schon Ende Juli stehen - doch die Gläubiger, inzwischen zumeist Hedgefonds und Finanzinvestoren wie Apollo und TPG - pokerten weiter. Sie hatten Schulden mit großen Abschlägen zum Nennwert aufgekauft, mit dem Ziel, sie in Eigenkapital zu tauschen.

Ohne den Kompromiss hätte die überschuldete IVG spätestens in einer Woche Insolvenz anmelden müssen. Sie hätte in diesem Jahr Bankschulden von 734 Mio. Euro und im nächsten Jahr weitere 1,87 Mrd. Euro refinanzieren müssen. Doch die Banken wollten angesichts einer Verschuldungsquote von mehr als 80 Prozent nicht mehr mitziehen.

Bis die Sanierung unter Dach und Fach ist, wird es wohl Herbst werden. "Die Gesellschaft wird kurzfristig diese Ergebnisse prüfen, auf dieser Basis weitere Verhandlungen führen und im Falle einer detaillierten Gesamteinigung (...) das ganzheitliche Restrukturierungskonzept den Aktionären und Hybridanleihegläubigern zur Abstimmung vorzulegen", teilte die IVG mit. Vier Gruppen von Gläubigern sowie die Aktionäre müssen dem Plan noch zustimmen. Insgesamt sitzen rund 250 Gläubiger am Verhandlungstisch. Damit dem Unternehmen bis dahin nicht doch noch das Geld ausgeht, geben die Darlehensgläubiger der IVG einen 140 Mio. Euro schweren Überbrückungskredit, und die LBBW stundet vorerst die Rückzahlung eines Ende 2013 fälligen 100-Millionen-Euro-Kredits.

Die Aktionäre gehen fast leer aus. Bei ihnen werden aus 200 Anteilsscheinen einer, bei der anschließenden Kapitalerhöhung können sie neue Aktien zeichnen, mit denen sie aber zusammen mit den Zeichnern einer 400 Mio. Euro schweren Hybridanleihe auf maximal drei Prozent an der IVG kommen. In Boomzeiten hatte die IVG-Aktie mehr als 35 Euro gekostet, am Freitag waren es noch 22 Cent. Größter IVG-Aktionär ist die Unternehmerfamilie Mann aus Karlsruhe, die ehemaligen Eigentümer der Möbelhäuser "Mann Mobilia".

Die übrigen IVG-Anteile teilen sich künftig die Gläubiger des syndizierten Kredits (SynLoan I) und der Wandelanleihe im Verhältnis 80 zu 20. Zwischenzeitlich hatten die SynLoan-I-Kreditgeber 88 Prozent gefordert. Einige Gläubiger hatten darauf spekuliert, dass sie in einer Insolvenz besser wegkommen würden, weil sie dort keine Rücksicht auf die Aktionäre nehmen müssten.

Der Kapitalschnitt ist nötig, weil die IVG nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt hat. Bei einer Überprüfung der Wertansätze in allen Konzernsparten habe sich ergeben, dass Immobilien, Gasspeicher (Kavernen) sowie andere Beteiligungen und Forderungen um insgesamt 350 Mio. Euro abgeschrieben werden müssten. Der Halbjahresbericht soll voraussichtlich am 26. August 2013 veröffentlicht werden.

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