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Siemens-Machtkampf entschieden - Österreicher Löscher muss gehen
Nach einem dramatischen Machtkampf muss der aus Österreich stammende Siemens-Chef Peter Löscher seinen Posten räumen. Die Aufsichtsräte des Münchner Elektrotechnik-Konzerngiganten, drittgrößtes Industrieunternehmen Deutschlands, haben sich nach Marathon-Beratungen mehrheitlich auf die Absetzung Löschers und die Berufung von Finanzvorstand Joe Kaeser als seinen Nachfolger verständigt, wie am Sonntag aus gut informierten Kreisen verlautete.
"Es gibt ein klares Mehrheitsbild im Aufsichtsrat", hieß es. Damit ziehen die Kontrolleure die Konsequenzen aus der Serie von Misserfolgen bei Deutschlands größtem Elektrokonzern, die mit der neuesten Gewinnwarnung am vergangenen Donnerstag ihren Höhepunkt erreicht hatte.
Formell müssen die Personalien bei der nächsten regulären Sitzung des Gremiums am kommenden Mittwoch (31. Juli) noch beschlossen werden. Am späten Samstagabend hatte Siemens aber bereits bekanntgegeben, dass ein Wechsel an der Vorstandsspitze anstehe und am Mittwoch beschlossen werden solle. Der 55 Jahre alte Kärntner Löscher führte den Konzern seit 2007. Erst vor zwei Jahren war sein Vertrag vorzeitig um fünf Jahre bis 2017 verlängert worden.
Offen ist noch, ob Löscher einer Trennung zustimmt oder sich feuern lässt. Er kann bei einer einvernehmlichen Trennung mit rund neun Millionen Euro an Zahlungen und zusätzlichen Pensionsansprüchen rechnen. Noch am Samstag hatte der Villacher in einem Zeitungsinterview gesagt, er wolle um seinen Job kämpfen. "Mir bläst jetzt der Wind ins Gesicht, aber es war noch nie meine Art, aufzugeben oder schnell die Segel zu streichen", sagte der Manager der "Süddeutschen Zeitung". Und weiter: "Ich habe einen Vertrag bis 2017, und gerade jetzt ist der Kapitän bei Siemens mehr gefragt denn je."
Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtete, Siemens-Chefaufseher Gerhard Cromme sei mit dem klaren Willen zu den samstäglichen Beratungen nach München angereist, Löscher zum Rücktritt zu zwingen. Löscher habe aber gekämpft. Siemens gab am Sonntag keinerlei Stellungnahme ab.
Cromme, der nach seinem Rückzug als Chefaufseher beim Stahlkonzern ThyssenKrupp selbst als geschwächt gilt, hatte den ehemaligen Pharma-Manager Löscher 2007 an die Siemens-Spitze geholt. Damals steckte der Elektrokonzern wegen des milliardenschweren Schmiergeld-Skandals tief in der Krise.
Ruhig und professionell räumte Löscher bei Siemens auf und baute den Konzern um. Doch er kämpfte auch immer wieder mit Problemen wie zuletzt mit der Konjunkturflaute, einer nachlassenden Wachstumsdynamik in Schwellenländern wie China sowie teuren, hausgemachten Projektpannen. Dazu gehören die verspätete Lieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn und Verzögerungen bei der Anbindung von Nordsee-Windparks. Löschers Stern begann rapide zu sinken.
Unterdessen zogen die Rivalen davon. Löscher hatte vollmundig angekündigt, Siemens werde schneller als seine Konkurrenten ABB, GE oder Philips wachsen. Doch das Gegenteil trat ein. Allen voran die Schweizer ABB ging ausgiebig auf Einkaufstour und setzte sich in Sachen Wachstum und Rendite immer stärker von den Bayern ab.
Anfangs als Aufräumer in der Schmiergeldaffäre gefeiert, wuchs in letzter Zeit unter Aktionären und Analysten das Missfallen an Löscher. "In den letzten 18 Monaten ist die Entwicklung einfach nur noch enttäuschend", hatte Fondsmanager Henning Gebhardt von der DWS auf der Hauptversammlung geklagt. Privataktionär Hans-Martin Buhlmann rechnete für Löschers Amtszeit vor: "Zehn Milliarden Euro Aktionärsgeld wurden vergeigt."
Richtig eng wurde es für den Kärntner aber mit der zweiten Gewinnwarnung in nicht einmal drei Monaten am vergangenen Donnerstag. Siemens hatte bekanntgegeben, dass die für 2014 angepeilte operative Ergebnismarge - also der Anteil des Gewinns am Umsatz - von mindestens zwölf Prozent voraussichtlich nicht erreicht werde.
Die neuerliche Hiobsbotschaft verschreckte die Börsen und ließen die Siemens-Aktie abstürzen. Als sich dann am Freitag die Hinweise auf eine mögliche Ablösung Löschers verdichteten, zogen die Papiere wieder kräftig an.
Schon für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. September endet, hatte Löscher die Gewinnprognose angesichts der Pannenserie Anfang Mai kappen müssen. Das nun kassierte Gewinnziel für 2014 galt allerdings als Kernstück des milliardenschweren Sparprogramms "Siemens 2014". Für sein Erreichen waren Löscher und Kaeser persönlich eingetreten.
Über das Sparprogramm sollen auch tausende Jobs bei Siemens gestrichen werden, genaue Zahlen will das Unternehmen erst zum Geschäftsjahresende veröffentlichen. Auch in Österreich werden Arbeitsplätze wegfallen. Spekulationen um konzernweit bis zu 10.000 bedrohte Stellen sorgen bei den insgesamt 370.000 Beschäftigten seit vielen Monaten für Unruhe.
Am kommenden Donnerstag (1. August) legt Siemens auch seine Quartalsbilanz vor. In Medienberichten war bereits über durchwachsene Zahlen spekuliert worden.
"Es gibt ein klares Mehrheitsbild im Aufsichtsrat", hieß es. Damit ziehen die Kontrolleure die Konsequenzen aus der Serie von Misserfolgen bei Deutschlands größtem Elektrokonzern, die mit der neuesten Gewinnwarnung am vergangenen Donnerstag ihren Höhepunkt erreicht hatte.
Formell müssen die Personalien bei der nächsten regulären Sitzung des Gremiums am kommenden Mittwoch (31. Juli) noch beschlossen werden. Am späten Samstagabend hatte Siemens aber bereits bekanntgegeben, dass ein Wechsel an der Vorstandsspitze anstehe und am Mittwoch beschlossen werden solle. Der 55 Jahre alte Kärntner Löscher führte den Konzern seit 2007. Erst vor zwei Jahren war sein Vertrag vorzeitig um fünf Jahre bis 2017 verlängert worden.
Offen ist noch, ob Löscher einer Trennung zustimmt oder sich feuern lässt. Er kann bei einer einvernehmlichen Trennung mit rund neun Millionen Euro an Zahlungen und zusätzlichen Pensionsansprüchen rechnen. Noch am Samstag hatte der Villacher in einem Zeitungsinterview gesagt, er wolle um seinen Job kämpfen. "Mir bläst jetzt der Wind ins Gesicht, aber es war noch nie meine Art, aufzugeben oder schnell die Segel zu streichen", sagte der Manager der "Süddeutschen Zeitung". Und weiter: "Ich habe einen Vertrag bis 2017, und gerade jetzt ist der Kapitän bei Siemens mehr gefragt denn je."
Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtete, Siemens-Chefaufseher Gerhard Cromme sei mit dem klaren Willen zu den samstäglichen Beratungen nach München angereist, Löscher zum Rücktritt zu zwingen. Löscher habe aber gekämpft. Siemens gab am Sonntag keinerlei Stellungnahme ab.
Cromme, der nach seinem Rückzug als Chefaufseher beim Stahlkonzern ThyssenKrupp selbst als geschwächt gilt, hatte den ehemaligen Pharma-Manager Löscher 2007 an die Siemens-Spitze geholt. Damals steckte der Elektrokonzern wegen des milliardenschweren Schmiergeld-Skandals tief in der Krise.
Ruhig und professionell räumte Löscher bei Siemens auf und baute den Konzern um. Doch er kämpfte auch immer wieder mit Problemen wie zuletzt mit der Konjunkturflaute, einer nachlassenden Wachstumsdynamik in Schwellenländern wie China sowie teuren, hausgemachten Projektpannen. Dazu gehören die verspätete Lieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn und Verzögerungen bei der Anbindung von Nordsee-Windparks. Löschers Stern begann rapide zu sinken.
Unterdessen zogen die Rivalen davon. Löscher hatte vollmundig angekündigt, Siemens werde schneller als seine Konkurrenten ABB, GE oder Philips wachsen. Doch das Gegenteil trat ein. Allen voran die Schweizer ABB ging ausgiebig auf Einkaufstour und setzte sich in Sachen Wachstum und Rendite immer stärker von den Bayern ab.
Anfangs als Aufräumer in der Schmiergeldaffäre gefeiert, wuchs in letzter Zeit unter Aktionären und Analysten das Missfallen an Löscher. "In den letzten 18 Monaten ist die Entwicklung einfach nur noch enttäuschend", hatte Fondsmanager Henning Gebhardt von der DWS auf der Hauptversammlung geklagt. Privataktionär Hans-Martin Buhlmann rechnete für Löschers Amtszeit vor: "Zehn Milliarden Euro Aktionärsgeld wurden vergeigt."
Richtig eng wurde es für den Kärntner aber mit der zweiten Gewinnwarnung in nicht einmal drei Monaten am vergangenen Donnerstag. Siemens hatte bekanntgegeben, dass die für 2014 angepeilte operative Ergebnismarge - also der Anteil des Gewinns am Umsatz - von mindestens zwölf Prozent voraussichtlich nicht erreicht werde.
Die neuerliche Hiobsbotschaft verschreckte die Börsen und ließen die Siemens-Aktie abstürzen. Als sich dann am Freitag die Hinweise auf eine mögliche Ablösung Löschers verdichteten, zogen die Papiere wieder kräftig an.
Schon für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. September endet, hatte Löscher die Gewinnprognose angesichts der Pannenserie Anfang Mai kappen müssen. Das nun kassierte Gewinnziel für 2014 galt allerdings als Kernstück des milliardenschweren Sparprogramms "Siemens 2014". Für sein Erreichen waren Löscher und Kaeser persönlich eingetreten.
Über das Sparprogramm sollen auch tausende Jobs bei Siemens gestrichen werden, genaue Zahlen will das Unternehmen erst zum Geschäftsjahresende veröffentlichen. Auch in Österreich werden Arbeitsplätze wegfallen. Spekulationen um konzernweit bis zu 10.000 bedrohte Stellen sorgen bei den insgesamt 370.000 Beschäftigten seit vielen Monaten für Unruhe.
Am kommenden Donnerstag (1. August) legt Siemens auch seine Quartalsbilanz vor. In Medienberichten war bereits über durchwachsene Zahlen spekuliert worden.
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