, boerse-express

Die Schuldenlast der Austrokonzerne

Manchmal kann es ganz schnell gehen. Wenn das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital in die Höhe schnellt, dann sollten bei Investoren die Alarmglocken schrillen. So geschehen bei der deutschen Praktiker-Gruppe, bei der diese Kennziffer Ende 2012 bei 362,22 lag und am Ende des ersten Quartals auf 7842,79 explodierte.

Von einem solchen Missverhältnis zwischen Eigenkapital und den Nettoschulden sind Österreichs ATXPrime-Unternehmen meilenweit entfernt. Und doch gibt es auch hierzulande Firmen, um die Fondsmanager wie Michael Kukacka von der Erste Sparinvest einen Bogen machen. Die magische Ziffer 2 beim Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und Eigenkapital ist für ihn ein Knock-Out-Kriterium bei der Auswahl von Aktien. (Siehe Interview im Börse Express  pdf vom 17.07.2013.)


Bei manchen Unternehmen wie etwa Immobilienfirmen ist diese Kennziffer nur unter Vorbehalten anzuwenden. Sie leben ja ganz gut damit, dass sie das einge­setzte Kapital gerade in Zeiten niedriger Zinsen mit Fremdkapital leveragen. Das gilt aller­dings auch nur so lange, als die Fremdkapitalgeber nicht nervös werden.
Was dann geschieht, kann man in diesen Tagen am Beispiel der deutschen IVG mitver­folgen (Story dazu siehe hier: http://bit.ly/14cXiLR).

Auch in Österreich gab es Beispiele dafür, dass ein rascher Anstieg beim Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und Eigenkapital zur Überlebensfrage werden kann. Erinnern Sie sich noch an die AUA - den Stolz der heimischen Luftfahrt. Zwischen dem zweiten Quartal 2008 und dem dritten Quartal 2009 explodierte die Kennziffer von 120,98 auf 928,11. eine rasant ungesunde Entwicklung die letztlich dazu führte, dass der Staat die einstige "Krone der österreichischen Luftfahrt" mit einer Morgengabe von mehreren hundert Millionen an die Lufthansa "verkauft" hat.

Fakt ist jedenfalls, dass in den fünf Jahren der Finanzkrise die Nettoverschuldung der ATXPrime-Firmen weiter gestiegen ist. Allerdings deutlich langsamer als in den drei „Boomjahren“ vor Ausbruch der Krise. Während sie in den drei Jahren vor dem Ausbruch der Finanzkrise im Schnitt um fast 25% wuchs, waren es in den fünf Jahren danach 8,3% im Schnitt (bezogen auf die Gesamtverschuldung aller aktuellen ATXPrime-Unternehmen).Wobei die einzelnen Konzerne sich gänzlich unterschiedlich verhalten haben.

Während etwa Andritz sukzessive ihren Kapitalpolster ausgebaut hat (Nettocashposition wuchs bis 2012 auf über eine Milliarde Euro oder anders ausgedrückt fast 100% des Eigenkapitals), mussten andere ihre Verschuldung deutlich hochfahren - aus welchen Gründen auch immer (z. B.: Investitionen).

Aus dem Börse Express pdf vom 17.07.2013. Dort inklusive einer Tabelle mit den Kennzahlen zur Verschuldung aller Konzern im ATXPrime bzw der Veränderung gegenüber 2007.

Kein Abo - hier können Sie eines bestellen.
Als Abonnent haben Sie übrigens Zugang zu allen Börse-Express Ausgaben seit 2002. Hier gibt's einen kurzen Einblick.