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Kein Käufer für Goodyear-Reifenwerk in Amiens

Die provokante Kritik eines US-Firmenchefs machte das Goodyear-Reifenwerk in Amiens auch über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt - jetzt dürfte die Fabrik bald geschlossen werden. Goodyear Frankreich teilte am Dienstag mit, es sei kein Käufer für das Werk gefunden worden. Drei zunächst interessierte Reifenhersteller hätten von einer Übernahme Abstand genommen. Zwei Investmentfonds ohne Erfahrung im Reifensektor seien abgewiesen worden, weil sie keinerlei Garantien für eine Fortsetzung der Produktion oder einen Erhalt von Arbeitsplätzen abgegeben hätten.

Über die Zukunft des Goodyear-Werks Amiens-Nord wird seit Jahren gestritten. Um die drohende Schließung abzuwenden, hatte sich auch die französische Regierung auf die Suche nach möglichen Käufern gemacht - und wurde dabei vom Chef des US-Reifenherstellers Titan brüskiert: Maurice Taylor lästerte in einem Brief an Industrieminister Arnaud Montebourg über die "sogenannten Arbeiter" in dem Reifen-Werk, die höchstens "drei Stunden" am Tag arbeiten würden. Der Brief löste in Frankreich Empörung aus und trat eine Debatte über die Arbeitsmoral der Franzosen los.

Mit der nun drohenden Schließung sind fast 1.200 Arbeitsplätze in Gefahr. Einem Plan der Belegschaft, das Werk zu übernehmen und als Kooperative zu führen, erteilte Goodyear eine Absage: Dies sei keine Lösung für die fortlaufenden Verluste der Fabrik.