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USA: Sechs Banken - 19,9 Milliarden Gewinn - doch die Zeichen stehen auf Sturm

Bei den sechs führenden Banken in den USA erwarten Analysten im ersten Quartal 2013 eine Gewinnsteigerung von 34 Prozent. Die seit mittlerweile 18 Monaten anhaltende Rally der Aktienkurse wird sich wohl trotzdem ihrem Ende zuneigen. Die Banken haben es nicht geschafft, im gleichen Maße die Erlöse zu steigern.

Zusammengerechnet ergeben die Prognosen für die Banken einen Nettoüberschuss von 19,9 Mrd. Dollar. Mit JPMorgan Chase & Co. und Wells Fargo & Co. werden die ersten beiden US-Banken bereits am 12. April Zahlen unterbreiten. Den Prognosen zufolge sind dabei aber lediglich um 2,2 Prozent höhere Erlöse zu erwarten. Seit dem Jahresende 2011 haben sich die Aktien der sechs Banken den Kurszielen der Analysten angenähert - und das gilt üblicherweise als ein Signal für das nahende Ende der Kursgewinne.

Gestiegen waren die Kurse in einem Umfeld, das geprägt war vom Abflauen der Staatsschuldenkrise in der Eurozone und der Erholung des Anleihehandels im Zuge der Geldpolitik der US- Notenbank Federal Reserve. Die Gewinne wurden in vielen Fällen überdies von einem Abbau der Risikovorsorge für Kreditverluste gestützt.

Diese interne Quelle lässt sich nicht unbegrenzt anzapfen und versiegt zunehmend. Nun sollte ein Plus bei den Erlösen die Gewinne voranbringen, sagte der Vermögensverwalter Matt McCormick von Bahl & Gaynor Investment Counsel Inc. in Cincinnati. “Die Gewinne können jetzt langsam nicht mehr mit reinen Bilanzierungsübungen erzielt werden”, sagte McCormick, “sondern der Fokus liegt nunmehr auf dem organischen Wachstum. Sollte das nicht klappen, so wird die Dynamik bei den Aktienkursen nachlassen”.

So dürfte es den Banken in den ersten drei Monaten des Jahres schwergefallen sein, das organische Wachstum angesichts der schleppenden Kreditnachfrage und des im Vergleich zum Vorquartal eher flauen Geschäfts mit Fusionen und Übernahmen voranzutreiben. Im vierten Quartal hatte dieser Sektor das höchste Volumen seit vier Jahren verzeichnet. Auch die Konjunktur wird kaum geholfen haben - das Wirtschaftswachstum in den USA bleibt seit 2006 unterhalb von drei Prozent und die Arbeitslosenquote bewegt sich seit 2008 oberhalb von sieben Prozent.

Kein robustes Umfeld

“Es handelt sich nicht gerade um ein robustes Umfeld”, stellte Vermögensverwalter Michael Holland von Holland & Co. fest, der auch Bankenaktien in seinem Portfolio führt. Für ihn sieht das wahrscheinlichste Szenario so aus: “Wenn die Zahlen schließlich da sind, werden einige Anleger damit ihre Gewinnmitnahmen rechtfertigen. Es war doch insgesamt eine schöne Erholung”.

Und die sah so aus: Der Branchenindex Standard & Poor’s 500 Financials mit seinen 81 Notierungen ist in den 18 Monaten bis zum 31. März um 54 Prozent gestiegen und erreichte damit ein erheblich stärkeres Wachstum als der breite Markt auf Basis des S&P 500 Index, der um 39 Prozent vorrückte.

Dem Marktführer JPMorgan wird von befragten Analysten ein um 13 Prozent gestiegener Nettoertrag von 5,5 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt. Der Gewinn bei Wells Fargo, der Nummer Vier in den USA, soll demnach um 13 Prozent auf 4,8 Mrd. Dollar ansteigen. Für Citigroup Inc. erwarten Analysten im Mittel eine Gewinnsteigerung von netto 22 Prozent auf 3,6 Mrd. Dollar.

Bei der Bank of America Corp. soll der Nettoertrag von 653 Mio. Dollar auf 2,8 Mrd. Dollar steigen. Goldman Sachs Group Inc. wird den Prognosen zufolge einen Nettoüberschuss von 1,97 Mrd. Dollar erzielen und damit 6,7 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode, und bei Morgan Stanley werden 1,15 Mrd. Dollar erwartet, nach einem Verlust von 94 Mio. Dollar vor einem Jahr.

Das Geschäftsumfeld für die Banken verbessert sich nicht, und die Möglichkeit, Rückstellungen für Kreditverluste aufzulösen, nimmt ab, stellte Analyst Charles Peabody von Portales Partners LLC fest. All das werde die Gewinne schmälern, sagte er voraus.

JPMorgan, Bank of America, Wells Fargo und die New Yorker Citigroup kamen im letzten Jahr auf einen kombinierten Vorsteuerertrag von 68,4 Mrd. Dollar. Etwa 18 Mrd. Dollar davon, oder rund 26 Prozent, stammten aus der Auflösung von Rückstellungen, wie aus Bloomberg-Daten hervor geht. Für das laufende Jahr wird ein Vorsteuergewinn von 101 Mrd. Dollar erwartet, wobei demnach 7,4 Prozent aus Reserven stammen werden.

Überdies sind die Kurse bereits sehr deutlich vorgelaufen. Zum Jahresende 2011 notierte die Aktie der Bank of America bei 58 Prozent des durchschnittlichen Kursziels von Analysten. Derzeit sind es 95 Prozent. Im Mittel der sechs größten Banken liegt der Wert aktuell bei 90 Prozent, während es zum Jahresende 2011 gerade einmal 70 Prozent waren.

Die Lücke schließt sich also zunehmend, was auf eine Abkoppelung der Kursziele von den Anlageempfehlungen deutet. Denn zumeist werden Aktien der größten Banken der Wall Street unverändert zum Kauf empfohlen. “Bankaktien sind weiterhin günstig, die Fundamentallage verbessert sich zunehmend und Bankenzyklen sind generell lang”, begründete etwa Analyst Chris Kotowski Oppenheimer & Co. seien Haltung in einer Studie vom 4. April. Von den 35 Analysten mit Anlageempfehlung für die Citigroup raten lediglich vier zum Verkauf. Drei von 38 sind es bei JPMorgan und fünf von 39 raten bei der Bank of America zum Verkauf.

(Bloomberg)