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US-Aktien: "Der Markt ist zu schnell gestiegen" - Nervenflattern bei den Optimisten

Russ Koesterich von BlackRock Inc. und Valentijn Van Nieuwenhuijzen von ING Investment Management, die beide im vergangenen Jahr Aktien gekauft haben, sehen steigende Risiken für den Zeitraum April bis Juni. Seit 2010 haben Aktien in diesen drei Monaten durchschnittlich 5,2 Prozent verloren, wie Bloomberg-Daten zeigen. Koesterich hat Titel von kleineren Unternehmen abgestoßen, weil er befürchtet, dass die US- Volkswirtschaft nicht schnell genug wächst. Van Nieuwenhuijzen wartet mit neuen Aktienkäufen erst einmal ab.

Am Montag nach Börsenschluss in den USA hat Alcoa Inc. die Berichtssaison in den USA eingeläutet. Der Aluminiumproduzent steigerte den Gewinn je Aktie von neun US-Cent auf 13 US-Cent und lag damit über den Prognosen der Analysten. Insgesamt rechnen die Experten für die Unternehmen im Benchmarkindex Standard & Poor’s 500 allerdings mit einem Gewinnrückgang von 1,8 Prozent für das erste Quartal, wie mehr als 11.000 Analystenschätzungen zeigen, die Bloomberg zusammengestellt hat.

Die Erwartung von sinkenden Unternehmensgewinnen, einem schwachen Wirtschaftswachstum und die früheren Kursverluste im zweiten Quartal haben die Anleger vorsichtig werden lassen. Nachdem der S&P 500 ein Rekordhoch erreicht hat, suchen sie nach Möglichkeiten, Verluste einzugrenzen. Erschwert wird dies durch die Rally bei Pharmaherstellern und Versorgern im ersten Quartal, die die Bewertungen für diese als defensiv geltenden Branchen auf den höchsten Stand seit 2008 getrieben haben.

“Es gibt derzeit ein höheres Risiko für eine Korrektur”, erklärt Koesterich, Chef-Investmentstratege bei der weltweit größten Vermögensverwaltungsgesellschaft BlackRock in New York. “Die Teile des Marktes, die sich am besten entwickelt haben, die defensiven, sind sehr teuer geworden”, erläutert er. “Diese Rally unterscheidet sich sehr von dem, was die Anleger gewohnt sind.”

Der S&P 500 gab in der vergangenen Woche ein Prozent nach auf 1553,28 Punkte und verzeichnete damit den größten Wochenverlust seit Jahresbeginn. Zahlen zum verarbeitenden Gewerbe und zum Arbeitsmarkt waren schlechter ausgefallen als erwartet. Am Montag schloss der Benchmarkindex 0,6 Prozent höher bei 1563,07 Punkten.

In den zweiten Quartalen der vergangenen drei Jahre haben jeweils Aktien von Unternehmen, deren Geschäft weniger von der Konjunktur abhängt, vergleichsweise am besten abgeschnitten. Diesmal haben die Investoren in diesem Bereich jedoch wenig Auswahl, nachdem die sogenannten defensiven, also wenig von der Konjunktur abhängigen Aktien, mit einem Bewertungsaufschlag von 26 Prozent gegenüber dem Rest des Marktes gehandelt werden.

Titel von Massen-Konsumgüterherstellern im S&P 500 notieren beim 18,1fachen des jährlichen Gewinns, nachdem die Aktien in diesem Jahr um 14 Prozent zugelegt haben. Spitzenreiter ist der Kosmetikkonzern Avon Products Inc., der auf ein Kurs-Gewinn- Verhältnis (KGV) von 31 kommt. Bei den Energieversorgern ist das KGV auf 17 angestiegen, Aktien aus dem Gesundheitswesen haben 16 Prozent zugelegt und weisen das höchste KGV seit Februar 2008 auf.

Jonathan Golub, Chefstratege für US-Aktien bei der Schweizer Bank UBS AG, sieht in den Bewertungen ein Gefahrensignal. Während die Anleger im Januar rund 18,4 Mrd. Dollar in US-Aktienfonds investierten, sanken die Kapitalzuflüsse im Februar und März auf 1,1 Mrd. Dollar, wie Daten des Branchenverbandes Investment Company Institute zeigen. “Wenn der Markt von defensiven Werten angeführt wird, ist das kein positives Zeichen für eine anhaltende Rally”, sagte er in einem Telefoninterview mit Bloomberg News am 3. April. “Der Markt ist zu schnell gestiegen.” Golub geht davon aus, dass der S&P 500 bis zum Jahresende um 8,3 Prozent fallen wird auf 1425 Punkte. Damit liegt er unter der Medianprognose von 1583 Zählern, die 17 Banken der Wall Street laut Bloomberg abgegeben haben.

Nach der aktuellen Rally kommt der S&P 500 auf ein Kurs- Gewinn-Verhältnis von 15,3 und liegt damit höher als im April der beiden vergangenen Jahre, zeigen Bloomberg-Daten.

“Jetzt ist es an der Zeit abzuwarten”, erklärt David Joy, Chef-Marktstratege bei Ameriprise Financial Inc. in Boston. “Es steht außer Frage, dass zyklische Aktien günstiger sind. Die Frage ist, wann übernehmen sie die Führung?”, erläuterte er. “Ich würde nicht zu aggressiv vorgehen.”

(Bloomberg)