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Heiko Geiger: „Konservatives Chance/Risiko-Profil könnte den Erfolgslauf fortsetzen“

Heiko Geiger und Paul Reitinger sprechen mit dem Börse Express über die neue Partnerschaft, rückläufige Volumina an den Zertifikate-Börsen in Deutschland und Österrich und die bevorstehende Finanztransaktionssteuer.

Börse Express: Herr Reitinger und Herr Geiger, direktanlage.at hat die Produkte von Vontobel in das Starpartner-Programm aufgenommen. Was kann man sich als Anleger darunter vorstellen?

Paul Reitinger: Zusätzlich zu den generellen Vorteilen des Direkthandels können bei direktanlage.at die Produkte von Vontobel jetzt zu verbesserten Konditionen gehandelt werden. Im außerbörslichen Direkthandel via Internet können mehr als 70.000 Produkte von Vontobel zu einer Flat Fee von 5,45 Euro gehandelt werden.

Heiko Geiger: Vontobel begrüsst die vertiefte Partnerschaft mit direktanlage.at. Dies gibt uns die Möglichkeit, unser Geschäft auf eine breitere Basis zu stellen und den Marktanteil in Österreich zu erhöhen. Zudem gibt es unseren Kunden die Möglichkeit, in Österreich ein attraktives Angebot im ausserbörslichen Handel wahrzunehmen. Diese können beispielsweise ab jetzt via direktanlage.at über 12.000 Aktienanleihen auf europäische Basiswerte zu einer pauschalen Ordergebühr von nur 5,45 Euro handeln. Das ist mit Abstand das größte Angebot an Aktienanleihen im deutschen und österreichischen Markt und gleichzeitig unsere Spezialität, deren Bekanntheit wir in Österreich erhöhen wollen.

Börse Express: Was verspricht sich direktanlage.at von dieser Partnerschaft?

Reitinger: Wir freuen uns sehr über diese Partnerschaft, weil der Direkthandel immer mehr an Bedeutung gewinnt. Vontobel verfügt über zahlreiche Kompetenzen und ist der größte Anbieter von Aktienanleihen. Die Aufnahme von Vontobel in unser Starpartner-Programm ist ein wichtiger und richtiger Schritt.

Börse Express: Die Commerzbank, BNP Paribas und RBS sind bereits Starpartner. Was erwartet Anleger konkret? Der Pauschalbetrag von 5,45 Euro gilt für OTC-Geschäfte und jeweils für den Kauf bzw. Verkauf, korrekt?

Reitinger: Der Kauf oder Verkauf wird nicht an die Börse, sondern an den kursstellenden Emittenten bzw. Makler weitergeleitet. Der Anleger profitiert auch von längeren Handelszeiten, denn beim OTC-Geschäft kann über die Börsenöffnungszeiten hinaus gehandelt werden. Der Kunde erhält im Voraus einen gültigen Ausführungskurs. Die Produkte der Starpartner sind ohne fremde Spesen handelbar. Pro Transaktion fällt nur die Flat Fee von 5,45 Euro an.

Börse Express: Herr Geiger, das abgelaufene Jahr 2012 war das Jahr der Teilschutz-Zertifikate. Wird sich dieser Trend 2013 fortsetzen?

Geiger: Für die Eurozone beobachten wir eine Stabilisierung des Wirtschaftsausblicks. Die Wirtschaft könnte sich ab dem 2. Halbjahr 2013 stärker als erwartet entwickeln. Angesichts der Unterstützung durch die Zentralbanken und der ermutigenden Unternehmensgewinne könnte sich der jüngste Positivtrend an den Finanzmärkten fortsetzen. Aktien erscheinen jedoch überkauft, und die optimistische Stimmung hat ein Niveau erreicht, das in der Vergangenheit auf eine Konsolidierung hingedeutet hat. Von daher könnten Anlageprodukte mit vergleichsweise konservativerem Chance- Risikoprofil auch in diesem Jahr ihren Erfolgstrend fortsetzen. Anleger sind mit Aktienanleihen, Discount-Zertifikaten und Bonus-Zertifikaten im letzten Jahr sehr erfolgreich gewesen. Die Handelsumsätze und das ausstehende Volumen spiegeln dieses Phänomen wider. Solche Anlageprodukte sind die einzigen Finanzinstrumente, mit denen Anleger auch in seitwärtstendierenden Märkten eine attraktive Rendite generieren können. Bei Anlageprodukten mit einer Barriere bleiben Anleger zudem bis zum Erreichen dieser gegen Korrekturen geschützt.

Börse Express: Herr Reitinger, die Finanztransaktionssteuer ist beschlossene Sache. Können Anleger damit rechnen, dass OTC-Geschäfte - etwa beim Kauf von Vontobel-Zertifikate - von dieser Steuer unberührt bleiben?

Reitinger: Soweit bekannt ist, wird die Finanztransaktionssteuer für börsliche und außerbörsliche Geschäfte eingehoben, und zwar 0,1% für Aktien und Anleihen und 0,01% für Derivatkontrakte. Die FTS unterliegt dem sogenannten „Ansässigkeitsprinzip“. Das bedeutet, dass die Steuerschuld entsteht, wenn eine der Transaktionsparteien in einem teilnehmenden Mitgliedstaat ansässig ist, unabhängig davon, wo die Transaktion stattfindet. Die Europäische Kommission spricht von erwarteten Einnahmen von jährlich 30 bis 35 Mrd. Euro.

Börse Express: Herr Geiger, der Open Interest bzw. die Umsätze sind sowohl in Deutschland als auch in Österreich rückläufig. Denken Sie, dass diese Entwicklung nachhaltig sein wird?

Geiger: Wenn wir, wie erwartet, seitwärtstendierende Märkte bekommen, die vor der einen oder anderen Korrektur nicht gefeit sind, kann die Investition in die beschriebenen Anlageprodukte sehr interessant sein. Der Anlagehorizont wird für Privatanleger immer kürzer. Zu Kapitalschutzprodukten mit vier bis fünf Jahren Laufzeit haben Anleger keine Marktmeinung. Selten bietet diese Gattung mehr als den Kapitalerhalt abzüglich der Inflation, die laut zahlreichen Marktteilnehmern kommen wird. Insofern könnten Privatanleger gut beraten sein, ihr Depot selbst in die Hand zu nehmmen und aktiver an den Märkten zu agieren. Ich denke, wenn man heute eine nachhaltige Geldanlage sucht, führt an Zertifikaten und Aktienanleihen kein Weg mehr vorbei. Daher sollte der Open Interest und die Umsätze künftig sowohl in Österreich als auch in Deutschland zunehmen.

Börse Express: Herr Geiger, Vontobel gilt traditionell als Emittent der (Multi-)Aktienanleihen. Können die österreichischen Anleger damit
rechnen, dass solche Lösungen weiterhin mit starkem Österreich-Bezug emittiert werden? Oder will Vontobel andere Schwerpunkte setzen?

Geiger: Aktienanleihen sind unsere Spezialität. Wir verfügen hier über das grösste Angebot im deutschen und österreichischen Markt. Entsprechend werden wir Aktienanleihen, Protect und Protect Multi Aktienanleihen auch auf österreichische Basiswerte anbieten. Wobei man auch feststellen muss, dass österreichische Anleger - übrigens ähnlich wie Schweizer Anleger auch - zunehmend deutsche Basiswerte handeln. Bei österreichischen Basiswerten merkt man deutlich den Rückgang der Liquidität an der Wiener Börse was auch direkte Implikationen auf den Handel mit Zertifikaten und Aktienanleihen hat. Darüber hinaus werden wir unsere Palette an Bonus-Zertifikaten ausbauen und verstärkt die Hebelprodukte in Österreich positionieren.

Interview: Michael J. Plos