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Banken setzen Schweizer Derivatebörse Scoach unter Druck
Die Schweizer Derivatebörse Scoach kommt unter Zugzwang. Große Emittenten von strukturierten Produkten wie Julius Bär, Zürcher Kantonalbank und Vontobel wollen zusammen mit der Berner Börse einen zweiten Konkurrenten für den Marktführer Scoach schaffen, nachdem sich schon Swiss Dots innerhalb weniger Monate als Alternative etabliert hat. Experten zufolge kommt die von der Schweizer SIX und der Deutschen Börse kontrollierte Scoach kaum um eine Preissenkung herum, wenn sie ihre Großkunden bei der Stange halten will. "Die Finanzkrise hat den Kostendruck auf die Emittenten in den vergangenen drei Jahren massiv erhöht", erklärt Daniel Sandmeier, Präsident des Schweizerischen Verbandes für Strukturierte Produkte (SVSP). Gerade die kleineren ausländischen Anbieter verloren Marktanteile, einzelne haben sich ganz aus der Schweiz zurückgezogen. Die Banken stoßen sich vor allem an den Gebühren für die Börsennotierung eines neuen Produktes, die selbst mit dem Mengenrabatt großer Kunden 450 Franken (361,6 Euro) kostet. Bei zuletzt rund 45.000 neu gelisteten Produkten im Jahr lieferten die Gebühren einen beträchtlichen Beitrag zum Scoach-Jahresergebnis. 2011 kam die Holdinggesellschaft, die auch die Frankfurter Scoach besitzt, auf einen Gewinn von 12,6 Mio. Euro. Dass es billiger geht, zeigt Deutschland, wo die Listing-Gebühren für einen großen Emittenten einen Euro betragen. Allerdings sind dort die Handelsgebühren höher.
Gar nichts kostet die Emittenten ein Listing an der Mitte 2012 gegründeten außerbörslichen Plattform Swiss Dots, einer Gemeinschaftsfirma der Online-Brokers Swissquote mit den Banken Goldman Sachs und UBS. Dort bieten die Banken vor allem kurz laufende Aktienoptionen an, die sich an der Börse kaum rechnen würden. Mit rund 40.000 Produkten ist das Angebot inzwischen bereits größer als an der Scoach - auch wenn viele Scheine gar nicht gehandelt werden. Wechseln weitere Emittenten zu Swiss Dots und nimmt die neue Berner Börse wie geplant im ersten Halbjahr 2013 den Handel auf, könnte die Anzahl der Produkte mehreren Experten zufolge schnell auf 200.000 steigen und damit den Rückstand auf Deutschland verringern, wo eine Million Produkte verfügbar sind. Allerdings gibt es Grenzen des Wachstums: Je mehr Produkte im Angebot sind, desto schwieriger wird es für die Anleger, sich zurecht zu finden. Auch könnten Bankensysteme und Handelsplattformen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. "Deutsche Verhältnisse will hier niemand", sagt ein Marktteilnehmer. Der Branchenverband, der neue Plattformen bisher als wettbewerbsfördernd begrüßt hatte, mahnt inzwischen, dass den Nutzern die Unterschiede zwischen der Scoach und den neuen Handelsplätzen verdeutlicht werden müssten. "Wir wollen mithelfen, den Anlegern klar zu machen, dass sich die Plattformen im Hinblick auf Transparenz, aktive Marktüberwachung, Preisstellung und Kosten unterscheiden" erklärt SVSP-Präsident Sandmeier.
"Ich rechne mit einem Prozess, wie wir ihn im Aktienhandel schon durchgemacht haben", prognostiziert der frühere Börsenmanager Peter Keller. Vor einigen Jahren schossen mehrere Handelsplattform aus dem Boden und machten den Aktienbörsen das Geschäft streitig. Inzwischen läuft fast ein Drittel des Geschäfts mit großen Schweizer Aktien nicht mehr über die Börse. Wie im Aktienhandel tanzen die Banken auch bei Derivaten auf zwei Hochzeiten: Sie sind einerseits Eigentümer der Scoach-Muttergesellschaft SIX. Gleichzeitig bauen sie alternative Handelsplätze wie Swiss Dots oder Bern auf, die der Scoach das Wasser abgraben. "Es hat keinen Platz für eine weitere Plattform", erklärt ein Experte. "Das wird auf einen reinen Verdrängungswettkampf rauslaufen, der über den Preis geführt wird. Der Erfolg der Scoach steht und fällt mit der Möglichkeit, die Preise zu senken."
Scoach-Chef Christian Reuss deutet denn auch an, dass die Börse zu Zugeständnissen bereit ist. "Unser Fokus im ersten Halbjahr 2013 wird auf dem technischen Ausbau wie auch auf der Preisstellung für den transparenten Handel an unserer Börse sein", erklärte er. "Wir werden sicherlich handeln." Formell bestimme aber ein Gremium der Muttergesellschaft SIX die Listing-Preise. Zudem plane die Börse bis zur Jahresmitte die Einführung eines eigenen Segments, das für die Emittenten kostengünstiger, aber auch weniger streng überwacht ist.
Marktteilnehmer halten es noch immer für möglich, dass das Berner Projekt fallen gelassen wird, wenn die Scoach einlenkt. Längerfristig sei auch denkbar, dass die Berner Plattform und Swiss Dots zusammengelegt werden. Die Scoach werde es weiter geben. "Am besten wäre es, wenn wieder alles über ein gutes Handelssystem zentral gemacht würde. Aber das wird eine Weile dauern."
Gar nichts kostet die Emittenten ein Listing an der Mitte 2012 gegründeten außerbörslichen Plattform Swiss Dots, einer Gemeinschaftsfirma der Online-Brokers Swissquote mit den Banken Goldman Sachs und UBS. Dort bieten die Banken vor allem kurz laufende Aktienoptionen an, die sich an der Börse kaum rechnen würden. Mit rund 40.000 Produkten ist das Angebot inzwischen bereits größer als an der Scoach - auch wenn viele Scheine gar nicht gehandelt werden. Wechseln weitere Emittenten zu Swiss Dots und nimmt die neue Berner Börse wie geplant im ersten Halbjahr 2013 den Handel auf, könnte die Anzahl der Produkte mehreren Experten zufolge schnell auf 200.000 steigen und damit den Rückstand auf Deutschland verringern, wo eine Million Produkte verfügbar sind. Allerdings gibt es Grenzen des Wachstums: Je mehr Produkte im Angebot sind, desto schwieriger wird es für die Anleger, sich zurecht zu finden. Auch könnten Bankensysteme und Handelsplattformen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. "Deutsche Verhältnisse will hier niemand", sagt ein Marktteilnehmer. Der Branchenverband, der neue Plattformen bisher als wettbewerbsfördernd begrüßt hatte, mahnt inzwischen, dass den Nutzern die Unterschiede zwischen der Scoach und den neuen Handelsplätzen verdeutlicht werden müssten. "Wir wollen mithelfen, den Anlegern klar zu machen, dass sich die Plattformen im Hinblick auf Transparenz, aktive Marktüberwachung, Preisstellung und Kosten unterscheiden" erklärt SVSP-Präsident Sandmeier.
"Ich rechne mit einem Prozess, wie wir ihn im Aktienhandel schon durchgemacht haben", prognostiziert der frühere Börsenmanager Peter Keller. Vor einigen Jahren schossen mehrere Handelsplattform aus dem Boden und machten den Aktienbörsen das Geschäft streitig. Inzwischen läuft fast ein Drittel des Geschäfts mit großen Schweizer Aktien nicht mehr über die Börse. Wie im Aktienhandel tanzen die Banken auch bei Derivaten auf zwei Hochzeiten: Sie sind einerseits Eigentümer der Scoach-Muttergesellschaft SIX. Gleichzeitig bauen sie alternative Handelsplätze wie Swiss Dots oder Bern auf, die der Scoach das Wasser abgraben. "Es hat keinen Platz für eine weitere Plattform", erklärt ein Experte. "Das wird auf einen reinen Verdrängungswettkampf rauslaufen, der über den Preis geführt wird. Der Erfolg der Scoach steht und fällt mit der Möglichkeit, die Preise zu senken."
Scoach-Chef Christian Reuss deutet denn auch an, dass die Börse zu Zugeständnissen bereit ist. "Unser Fokus im ersten Halbjahr 2013 wird auf dem technischen Ausbau wie auch auf der Preisstellung für den transparenten Handel an unserer Börse sein", erklärte er. "Wir werden sicherlich handeln." Formell bestimme aber ein Gremium der Muttergesellschaft SIX die Listing-Preise. Zudem plane die Börse bis zur Jahresmitte die Einführung eines eigenen Segments, das für die Emittenten kostengünstiger, aber auch weniger streng überwacht ist.
Marktteilnehmer halten es noch immer für möglich, dass das Berner Projekt fallen gelassen wird, wenn die Scoach einlenkt. Längerfristig sei auch denkbar, dass die Berner Plattform und Swiss Dots zusammengelegt werden. Die Scoach werde es weiter geben. "Am besten wäre es, wenn wieder alles über ein gutes Handelssystem zentral gemacht würde. Aber das wird eine Weile dauern."