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Mode-Branche: An China führt kein Weg vorbei

Ein Umsatzplus von 15 Prozent, ein Anstieg beim Gewinn von 27 Prozent auf 1,66 Milliarden Euro, eine EBIT-Marge von 19,23 Prozent – das meldete der Bekleidungsriese Inditex (Zara) in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres. Die Reaktion auf diese Zahlen? Verhalten bis leicht negativ. Schließlich wurden damit die Analystenerwartungen „nur“ nahezu punktgenau getroffen. Und nicht mehr. Die Enttäuschung mag auch daran liegen, dass die Aktie in den abgelaufenen zwölf Monaten knapp 70 Prozent zulegte – und damit den Branchenindex mit einem Plus von „lediglich“ 34 Prozent deutlich hinter sich liess.

Diesen Freitag veröffentlicht Wolford seine Zahlen zum ersten Halbjahr. Was von denen zu erwarten ist? Einiges, geht es nach der (einzigen) Analystenschätzung: Während der Umsatz um 5,5 Prozent auf 44,1 Millionen Euro steigen soll, dürfte das EBIT um beeindruckende 44 Prozent auf 5,8 Millionen Euro klettern. Die EBIT-Marge soll damit bei über 13 Prozent und damit deutlich im zweistelligen Bereich zu liegen kommen. Und nachdem Wolford-Aktionäre bisher noch nicht allzu euphorisch waren – vielleicht ist ja – im Gegensatz zu Inditex – eine positive Reaktion auf die Zahlen (so sie den Erwartungen zumindest entsprechen) zu erwarten. Geht es nach den Experten von McKinsey so gibt es zwischen Inditex und Wolford einen gemeinsamen Nenner: China. Während Inditex in China Erfolge feiert, zuletzt den Online-Handel dort startete, will auch Wolford in China aktiv werden.

Insgesamt will Wolford in China 50 bis 60 Geschäftslokale eröffnen. Geht es nach den Experten von McKinsey ist genau das der richtige Weg. Denn chinesische Konsumenten sollen bis 2015 für 34 Prozent des Weltumsatzes verantwortlich sein. Bisher liegt der Wert bei 27 Prozent. Bereits heuer haben Chinas Verbraucher US-Konsumenten als die weltgrößten Käufer von Luxusgütern abgelöst. Auf sie entfielen 25 Prozent der weltweiten Käufe im In- und Ausland, berichtet die Beratungsgesellschaft Bain & Co. Und weiter: Chinesen kaufen auch häufig in Europa, wo sie wegen des schwächeren Euro und Unterschieden bei Steuern und Abgaben deutlich sparen können. Genau hier liegt eines der Geheimnisse von Inditex: Die massive Expansion – allein im dritten Quartal hat Inditex 360 Geschäftslokale eröffnet. Der Vorteil: Die konsumschwachen Spanier spielen nicht mehr eine so gewichtige Rolle bei der Umsatzentwicklung: Konkret macht Spanien nur noch 22 Prozent am Gesamtumsatz aus (2008 waren es noch 35 Prozent), dafür hat sich Asien auf bereits 20 Prozent gesteigert (2008: 10,3 Prozent).

Im Vergleich zur Peergroup sieht Wolford aktuell fair bewertet aus, geht man nach der Charttechnik, so ist Vorsicht geboten. Ende Oktober hat Wolford den seit 2009 laufenden Aufwärtstrend nach unten durchbrochen, immerhin hielt die 25-Euro-Marke. In den jüngsten Wochen ging es wieder leicht bergauf. Aktuell ist die Aktie drauf und dran, wieder auf den Aufwärtstrend zurückzufinden, sie notiert sehr knapp oberhalb ihrer Durchschnittslinien. Ein positiver Impuls (wie eben gute Quartalszahlen) würden jedenfalls helfen, Wolford wieder in die richtige Richtung zu lenken. In einem weiteren Schritt muss der nächste Fibonacci-Widerstand bei 27,6 Euro überwunden werden. Dann stünde einem mittelfristigen Kursziel bei knapp 30 Euro (oberes Ende des Trendkanals) nichts mehr im Wege. Nach unten ist eine Absicherung bei rund 24 Euro sinnvoll. (sl)

Relevante Links: Wolford AG