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Brezinschek: Marktausblick Rentenmärkte

USA

Kommende Woche stehen zahlreiche Konjunkturindikatoren auf dem Programm. Die drei wichtigsten sind dabei der Auftragseingang für langlebige Güter im Oktober (Di), die erste Revision der vorläufigen Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal (Do) sowie die Oktober-Daten zu den persönlichen Einkommen und Konsumausgaben (Fr).

Für den Auftragseingang dauerhafter Güter sind wir optimistischer als der Konsens (e: -1,0 % p.m.) und erwarten ein Plus von 1,0 % p.m. Wesentlicher Treiber für die von uns erwarteten höheren Aufträge ist dabei Boeing. Zwar gingen beim Flugzeugbauer im Oktober Bestellungen über rund USD 14 Mrd. ein und damit USD 2 Mrd. weniger als im September, allerdings ist dies deutlich mehr als im Schnitt der letzten Jahre. Saisonbereinigt wird also kein Rückgang bei den Bestellungen, sondern ein Plus ausgewiesen werden. Ohne den volatilen Transportsektor dürfte der Auftragseingang dagegen stagniert haben.

Die Statistiker des Bureau of Economic Analysis (BEA) dürften sich bei der Berechnung der vorläufigen Zahlen zum Anstieg des realen Bruttoinlandsproduktes im dritten Quartal mit Blick auf die Lagerinvestitionen erheblich verhauen haben. Die monatlichen Daten zu den Lagerinvestitionen deuten inzwischen auf einen positiven Wachstumsbeitrag von fast 1 Prozentpunkt hin. In seiner ersten Schätzung hatte das BEA dagegen einen negativen Wachstumsbeitrag von 0,2 Prozentpunkten unterstellt. Wir rechnen daher damit, dass die Zunahme der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal von annualisiert 2,0 % p.q. auf 2,9 % p.q. nach oben revidiert wird.

Mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung im laufenden Quartal und den Einfluss von Hurrikan Sandy sind die Daten zu den persönlichen Einkommen und Konsumausgaben besonders interessant. Die Einzelhandelsumsätze waren im Oktober nicht zuletzt wegen Sandy real um 0,3 % p.m. gesunken. Für die Konsumausgaben insgesamt dürfte dies real ein Minus von 0,1 % p.m. bedeuten. Da die Verbraucherpreise im letzten Monat um 0,2 % p.m. angestiegen sind, sollte in nominaler Rechnung ein Plus von 0,1 % p.m. veröffentlich werden. Unter besonderer Beobachtung der Marktakteure dürften des Weiteren das Verbrauchervertrauen des Conference Boards (Di) sowie der letzte wichtige regionale Stimmungsindikator im Verarbeitenden Gewerbe vor Veröffentlichung des ISM-Index, der Chicago PMI (Fr) stehen.

Die übrigen anstehenden Daten stammen durchweg aus der zweiten Reihe: Richmond Fed Index, S&P Case/Shiller Hauspreisindex, FHFA Hauspreisindex (alle Di) sowie die Neubauverkäufe und das Beige Book der Fed (Mi).

In Sachen fiskalische Klippe verliefen die ersten Gespräche auf höchster Ebene im Weissen Haus am vergangenen Freitag nach Auskunft aller Beteiligten konstruktiv. In weiten Teilen scheint man sich einig zu sein, in anderen Bereichen zeichnen sich mögliche Kompromisse ab. So ist man sich generell einig, dass auf der einen Seite die fiskalische Klippe entschärft werden muss, auf der anderen Seite aber das nicht nachhaltige Haushaltsdefizit anzugehen ist. Auch dass Letzteres nicht ausschliesslich über Ausgabenkürzungen erreicht werden soll ist unstrittig. Lediglich beim „Wie“ liegen die Vorstellungen auseinander: Während die Demokraten gerne die Steuersätze für Top-Verdiener anheben möchten lehnen die Republikaner dies ab und schlagen stattdessen die Streichung von Steuervergünstigungen sowie die Schliessung von Steuerschlupflöchern vor. Ein Kompromiss sollte aber nicht in allzu weiter Ferne liegen. Bei den Ausgabenkürzungen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: In einem Kompromiss könnten die Demokraten den Republikanern bei den von diesen kritisch beäugten Streichungen bei den Militärausgaben im Gegenzug für Zugeständnisse bei den geplanten Kürzungen im sozialen Bereich entgegen kommen. Unter dem Strich sind wir aufgrund der jüngsten Entwicklungen zuversichtlich, dass bis zum Jahresende - in jedem Fall aber rechtzeitig - eine Lösung zur Entschärfung der fiskalischen Klippe auf dem Tisch liegen wird. Gänzlich vermeiden wird man sie aber nicht. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen dürfte daher bis zum Jahresende um das aktuelle Niveau von 1,7 % schwanken. Wenn die negativen Folgen des dann wahrscheinlich noch bestehenden fiskalischen Klippchens völlig ausgestanden sind, rechnen wir mit einem Renditeanstieg auf 2 %. Viel mehr dürfte aber nicht drin sein, da die Fed kein Interesse an spürbar steigenden Renditen hat.

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Eurozone

Die ersten Schätzungen der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Frankreich, Deutschland und die Eurozone brachten für das Verarbeitende Gewerbe eine Verbesserung. Dagegen trübte sich die Umfrage für den Dienstleistungsbereich ein (Ausnahme Frankreich). Richtig überraschend war aber vor allem das Ergebnis der deutschen ifo-Umfrage, welche bei den Geschäftseinschätzungen sowohl eine Verbesserung der aktuellen Lage als auch der Zukunftserwartungen auswies. Allerdings ist mit einem einmaligen Anstieg der Abwärtstrend noch nicht gebrochen. In den kommenden Tagen folgen die Konjunkturfrühindikatoren der EUKommission sowie der Geschäftsklimaindex für Italien. Angesichts der zuletzt verbesserten Unternehmensumfragen im Verarbeitenden Gewerbe (PMI, ifo-Index) erwarten wir für das EUR-Industrievertrauen einen Anstieg. Das EUR-Wirtschaftsvertrauen dürfte aber aufgrund des Rückfalls des EUR-Konsumentenvertrauens und einer weiteren Eintrübung des Sentiments im Dienstleistungsbereich ein wenig nach unten tendieren. Bei den Kredit- und Geldmengenaggregaten erwarten wir ein Anhalten der gegensätzlichen Entwicklung. Während die Ausleihungen an den privaten Sektor weiter abnehmen dürften, gehen wir bei den in M3 inkludierten Bankeinlagen von einem leichten Plus der Wachstumsrate aus. Die deutschen Arbeitsmarktdaten werden angesichts der zuletzt abgekühlten Konjunktur Anstiege bei den Arbeitslosen ausweisen. Die Arbeitslosenquoten für den Deutschland bzw. den Euroraum erwarten wir für den November unverändert, werden aber in den kommenden Monaten noch nach oben tendieren. Als weiteres Highlight in einer datenreichen Woche warten die ersten Schätzungen zur Inflationsentwicklung im November. Sowohl Deutschland und Italien als auch im gesamten Euroraum dürfte der Preisauftrieb im Vorjahresvergleich einen wenig niedriger ausfallen als im Oktober.

Am Sekundärmarkt hat die Hängepartie zu Griechenland bzw. zum EU-Budget keine Spuren hinterlassen. Scheinbar konzentrieren sich Anleger mehr auf erste Signale einer globalen Konjunkturstabilisierung als auf das gewohnte politische Geplänkel in Europa. Selbst das Downgrade Frankreichs durch Moody’s wurde rasch als „längst eingepreist“ abgehakt. Die anstehenden Wirtschaftsdaten sollten das zuletzt verbesserte Markt-Sentiment nicht eintrüben, und so dürfte sich der zuletzt eingeschlagene flache Aufwärtstrend bei deutschen Anleiherenditen fortsetzen.

Am Primärmarkt emittieren in der kommenden Woche Belgien, die Niederlande, Deutschland und Italien Staatsanleihen. Zusätzlich begeben Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien Geldmarktpapiere.