Holger Scholze: ZEW: Konjunkturskepsis der Börsenprofis nimmt zu
Börsenprofis blicken offensichtlich wieder mit größerer Sorge auf die deutsche Wirtschaft. Das entsprechende Barometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für die Entwicklung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten fiel im November überraschend um 4,2 auf minus 15,7 Punkte. Zuvor war der Index zwei Monate in Folge gestiegen. Ökonomen hatten für den November mit einer Verbesserung auf minus 9,8 Punkte gerechnet.
Am späten Sonntagabend hat das griechische Parlament den Haushalt gebilligt, bei dem durch harte Einschnitte rund neun Milliarden Euro eingespart werden sollen. In der vergangenen Woche war bereits das milliardenschwere Sparprogramm angenommen worden. Somit ist nun der Weg für die Zahlung weiterer Hilfstranchen an den hoch verschuldeten Staat frei.
Unterdessen wurde bekannt, dass die Troika ausEZB, EU-Kommission undIWFden Griechen zwei Jahre mehr Zeit zur Umsetzung ihrer Reformziele geben wolle. Zeitungsberichten zufolge müssten die Hellenen ohne Verlängerung der Anpassungszeit in den kommenden zwei Jahren zusätzliche Sparmaßnahmen im Umfang von 20,7 Milliarden Euro ergreifen, um die ursprünglichen Haushaltsziele zu erreichen. Bislang sei in diesem Fall von 11,5 Milliarden Euro die Rede gewesen. Die zusätzliche Zeit soll nun die Schärfe der Einsparungen abmildern. Der geänderte Anpassungspfad sehe vor, dass Griechenland im Jahre 2013 einen ausgeglichenen Primärhaushalt (vor Schuldendiensten) erreichen soll. Im Jahr darauf soll ein Plus von 1,5 Prozent, ein weiteres Jahr später von drei Prozent und im Jahre 2016 eines von 4,5 Prozent erzielt werden. Unter anderem müsse die Regierung 2.000 Stellen entweder einsparen oder in eine Art Service-Einheit auslagern.
Belastend wirkt sich auf den Markt aber weiterhin auch die weltweite Staatsschuldenkrise aus. Vor allem die schwierige Haushaltslage in denUSAbereitet den Investoren Sorgen. In der größten Volkswirtschaft der Welt laufen zum Jahresende Steuererleichterungen aus. Zudem drohen automatische Ausgabenkürzungen des Staates, wenn sich Präsident Barack Obama und der von den Republikanern dominierte Kongress nicht auf einen neuen Etat einigen sollten. Experten zufolge könnte diese so genannte “Fiskalklippe” dieUSAerneut in die Rezession stürzen.
Der Euwax Sentiment Index pendelte nun im Bereich der Nulllinie. Ein klarer Trend war unter den kurzfristig orientierten Derivateanlegern jetzt kaum noch erkennbar.
Börse Stuttgart TV
Zum Feiern blieb dem alten und neuen US-Präsidenten Barack Obama nur wenig Zeit. In Windeseile muss es ihm gelingen, die „fiskalische Klippe“ zu umschiffen. Dazu braucht er allerdings die Zustimmung der Republikaner und die scheint ihm keineswegs gewiss, meint zumindest Mikey Fritz. Der Finanzexperte von der I.M.C. Investmentbank AG sprach darüber im Interview bei Börse Stuttgart TV.