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Aktienrückkauf in Europa auf Drei-Jahres-Tief - Läuft die Rally aus?
Die Aktienrückkäufe sind bei den Unternehmen in Europa auf ein Drei-Jahres-Tief gefallen. Dies signalisiert, dass die Zuversicht unter den europäischen Vorstandschefs mittlerweile so niedrig ist wie zuletzt zu Zeiten der Finanzkrise. Dabei waren die Kassen der Unternehmen noch nie so gut gefüllt, wie Daten von Bloomberg zeigen.
Die Aktienrückkäufe abzüglich der Aktienemissionen werden dieses Jahr um 67 Prozent zurückgehen auf weniger als 10 Mrd. Euro - auch wenn die Barreserven der Unternehmen im Stoxx Europe 600 Index im abgelaufenen Quartal auf einen Rekordwert gestiegen sind. Das zeigen Daten von Bloomberg und der Schweizer UBS AG. Es wäre das geringste Gesamtvolumen seit 2009, als die Aktienemissionen die Rückkäufe überstiegen. Zudem ist das Transaktionsvolumen der Übernahmen im dritten Quartal mit 92 Mrd. Dollar auf ein Zwei-Jahres-Tief gesunken.
Pessimisten sagen, die Weigerung, mehr zu tun und die Investoren mit höheren Aktienkursen zu belohnen, bedeute, dass die Kursrally im Zuge einer sich verstärkenden Rezession auslaufen werde. Bislang hat sich in diesem Jahr der Börsenwert der europäischen Aktien um rund eine Billion Dollar erhöht.
Die Optimisten halten dagegen, der beste Zeitpunkt für Aktienkäufe sei gekommen, wenn die Konzernchefs am pessimistischsten sind. Zudem würden die mit dem Rekordbetrag von 572 Mrd. Euro gefüllten Firmenkassen zusammen mit den niedrigsten Finanzierungskosten aller Zeiten die Buyouts von Unternehmen ankurbeln, sobald sich die Konjunktur belebe.
“Was, wenn wir zurückfallen und noch einmal das Jahr 2008 durchleben?”, formuliert Russ Koesterich, Chef-Investment- Stratege bei der iShares-Sparte von BlackRock Inc. in London. Ein unverhältnismäßig hoher Liquiditätspuffer sei für die Unternehmen mittlerweile zu einer Art Schutzdecke geworden.
Der Internationale Währungsfonds hatte vergangene Woche seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum gesenkt. Für die Volkswirtschaft der 17 Mitglieder umfassenden Eurozone erwartet der IWF in diesem Jahr eine Kontraktion um 0,4 Prozent. Die Rezession kommt drei Jahre nachdem im Zuge der weltweiten Kreditkrise die Aktienmärkte in Europa um 5,4 Billionen Euro abgeschmolzen sind.
In diesem Jahr haben die Aktien im Stoxx 600 bislang zehn Prozent zugelegt - auch wenn die Wirtschaft schwächelt - und das Börsenbarometer liegt noch 33 Prozent unter dem Sieben-Jahres- Hoch vom Juni 2007. Auch der MSCI All-Country World Index ist dieses Jahr um zehn Prozent gestiegen. Er liegt noch 23 Prozent unter seinem Rekordwert.
Die Konzernchefs hatten noch nie zuvor so viel Handlungsspielraum, um die Aktionäre zu belohnen. Die baren Mittel der Unternehmen im Stoxx 600 (ohne Finanzfirmen) haben sich seit 2003 mehr als verdoppelt, wie Daten von Bloomberg zeigen. Gleichzeitig können die Firmen Gelder zu Konditionen aufnehmen, die fast einen ganzen Prozentpunkt niedriger liegen als die Dividendenausschüttungen, die bei Stoxx-600-Unternehmen rund vier Prozent ihres Aktienkurses ausmachen.
Damit wird es für Konzerne attraktiv, Schulden zu machen, um die Aktienzahl zu reduzieren, denn dann sinkt auch die Gesamtausschüttung an die Aktionäre. Laut einer Studie der Citigroup Inc. vom 4. Oktober könnten die europäischen Konzerne bis zu 560 Mrd. Euro an Schulden aufnehmen, um eigene Aktien aufzukaufen, ohne Bonitätsnoten der Stufe Investment Grade zu gefährden.
Doch das hat weder AstraZeneca Plc noch Royal KPN NV oder Telefonica SA davon abgehalten, ihre Aktienrückkaufprogramme zu stoppen. Goldman Sachs Group Inc. schrieb in einer Notiz vom 27. September, Unternehmen wie die Metro AG würden von Aktienrückkäufen profitieren, weil die Aktienrendite vier Mal höher liege als die Rendite der Anleihen. Die gewichteten durchschnittlichen Kosten der Metro-Verbindlichkeiten liegen laut Bloomberg-Daten bei 1,5 Prozent, im Vergleich zu einer Dividendenrendite von 6,7 Prozent. Aktienrückkäufe seien nicht geplant, sagte ein Firmensprecher.
“Die Zuversicht ist bei den europäischen Unternehmenslenkern nie angekommen”, sagt Valentijn van Nieuwenhuijzen, Leiter taktische Anlagenallokation bei ING Investment Management in Den Haag.
Gleichwohl sollten Investoren jetzt Aktien kaufen, meint Scott Minerd, Managing Partner bei Guggenheim Partners LLC in Santa Monica, Kalifornien, denn die Konzernchefs dürften ausgabenfreudiger werden. Das Verhältnis der Gewinne zu den erwarteten Gewinnen lag für Unternehmen im Stoxx 600 im Jahre 2007 bei 14,3. Damals gaben die Manager fast 70 Mrd. Euro für Aktienrückkäufe und Übernahmen aus, wie Daten von Bloomberg und UBS zeigen. Das damalige KGV lag 19 Prozent über der derzeitigen Bewertung.
Die UBS schätzt, dass die Netto-Aktienrückkäufe (ohne Aktienemissionen) 2013 auf über 22 Mrd. Euro steigen werden.
“Wenn wir erst einmal ein paar der derzeitigen Unsicherheiten hinter uns gelassen haben, wird man über Geldausgeben nachdenken”, sagte Minerd am 11. Oktober in einem Interview mit Bloomberg News. Ob das Geld nun an die Aktionäre zurückgegeben oder für die Akquisition eines anderen Unternehmens ausgegeben werde - auf alle Fälle werde dadurch eine Menge Kraftstoff freigesetzt, um den Markt höher zu treiben, erläuterte er.
Ein “Schlüssel-Bestandteil für die nächste Stufe der Erholung” in Europa sei “die Rückkehr der Zuversicht im privaten Sektor”, betont Michael Quach, Vermögensverwalter bei Smith & Williamson Investment Management Ltd. in London. “Wir müssen bei den Unternehmenslenkern Vitalität sehen”, fügte er an. (Bloomberg)
Die Aktienrückkäufe abzüglich der Aktienemissionen werden dieses Jahr um 67 Prozent zurückgehen auf weniger als 10 Mrd. Euro - auch wenn die Barreserven der Unternehmen im Stoxx Europe 600 Index im abgelaufenen Quartal auf einen Rekordwert gestiegen sind. Das zeigen Daten von Bloomberg und der Schweizer UBS AG. Es wäre das geringste Gesamtvolumen seit 2009, als die Aktienemissionen die Rückkäufe überstiegen. Zudem ist das Transaktionsvolumen der Übernahmen im dritten Quartal mit 92 Mrd. Dollar auf ein Zwei-Jahres-Tief gesunken.
Pessimisten sagen, die Weigerung, mehr zu tun und die Investoren mit höheren Aktienkursen zu belohnen, bedeute, dass die Kursrally im Zuge einer sich verstärkenden Rezession auslaufen werde. Bislang hat sich in diesem Jahr der Börsenwert der europäischen Aktien um rund eine Billion Dollar erhöht.
Die Optimisten halten dagegen, der beste Zeitpunkt für Aktienkäufe sei gekommen, wenn die Konzernchefs am pessimistischsten sind. Zudem würden die mit dem Rekordbetrag von 572 Mrd. Euro gefüllten Firmenkassen zusammen mit den niedrigsten Finanzierungskosten aller Zeiten die Buyouts von Unternehmen ankurbeln, sobald sich die Konjunktur belebe.
“Was, wenn wir zurückfallen und noch einmal das Jahr 2008 durchleben?”, formuliert Russ Koesterich, Chef-Investment- Stratege bei der iShares-Sparte von BlackRock Inc. in London. Ein unverhältnismäßig hoher Liquiditätspuffer sei für die Unternehmen mittlerweile zu einer Art Schutzdecke geworden.
Der Internationale Währungsfonds hatte vergangene Woche seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum gesenkt. Für die Volkswirtschaft der 17 Mitglieder umfassenden Eurozone erwartet der IWF in diesem Jahr eine Kontraktion um 0,4 Prozent. Die Rezession kommt drei Jahre nachdem im Zuge der weltweiten Kreditkrise die Aktienmärkte in Europa um 5,4 Billionen Euro abgeschmolzen sind.
In diesem Jahr haben die Aktien im Stoxx 600 bislang zehn Prozent zugelegt - auch wenn die Wirtschaft schwächelt - und das Börsenbarometer liegt noch 33 Prozent unter dem Sieben-Jahres- Hoch vom Juni 2007. Auch der MSCI All-Country World Index ist dieses Jahr um zehn Prozent gestiegen. Er liegt noch 23 Prozent unter seinem Rekordwert.
Die Konzernchefs hatten noch nie zuvor so viel Handlungsspielraum, um die Aktionäre zu belohnen. Die baren Mittel der Unternehmen im Stoxx 600 (ohne Finanzfirmen) haben sich seit 2003 mehr als verdoppelt, wie Daten von Bloomberg zeigen. Gleichzeitig können die Firmen Gelder zu Konditionen aufnehmen, die fast einen ganzen Prozentpunkt niedriger liegen als die Dividendenausschüttungen, die bei Stoxx-600-Unternehmen rund vier Prozent ihres Aktienkurses ausmachen.
Damit wird es für Konzerne attraktiv, Schulden zu machen, um die Aktienzahl zu reduzieren, denn dann sinkt auch die Gesamtausschüttung an die Aktionäre. Laut einer Studie der Citigroup Inc. vom 4. Oktober könnten die europäischen Konzerne bis zu 560 Mrd. Euro an Schulden aufnehmen, um eigene Aktien aufzukaufen, ohne Bonitätsnoten der Stufe Investment Grade zu gefährden.
Doch das hat weder AstraZeneca Plc noch Royal KPN NV oder Telefonica SA davon abgehalten, ihre Aktienrückkaufprogramme zu stoppen. Goldman Sachs Group Inc. schrieb in einer Notiz vom 27. September, Unternehmen wie die Metro AG würden von Aktienrückkäufen profitieren, weil die Aktienrendite vier Mal höher liege als die Rendite der Anleihen. Die gewichteten durchschnittlichen Kosten der Metro-Verbindlichkeiten liegen laut Bloomberg-Daten bei 1,5 Prozent, im Vergleich zu einer Dividendenrendite von 6,7 Prozent. Aktienrückkäufe seien nicht geplant, sagte ein Firmensprecher.
“Die Zuversicht ist bei den europäischen Unternehmenslenkern nie angekommen”, sagt Valentijn van Nieuwenhuijzen, Leiter taktische Anlagenallokation bei ING Investment Management in Den Haag.
Gleichwohl sollten Investoren jetzt Aktien kaufen, meint Scott Minerd, Managing Partner bei Guggenheim Partners LLC in Santa Monica, Kalifornien, denn die Konzernchefs dürften ausgabenfreudiger werden. Das Verhältnis der Gewinne zu den erwarteten Gewinnen lag für Unternehmen im Stoxx 600 im Jahre 2007 bei 14,3. Damals gaben die Manager fast 70 Mrd. Euro für Aktienrückkäufe und Übernahmen aus, wie Daten von Bloomberg und UBS zeigen. Das damalige KGV lag 19 Prozent über der derzeitigen Bewertung.
Die UBS schätzt, dass die Netto-Aktienrückkäufe (ohne Aktienemissionen) 2013 auf über 22 Mrd. Euro steigen werden.
“Wenn wir erst einmal ein paar der derzeitigen Unsicherheiten hinter uns gelassen haben, wird man über Geldausgeben nachdenken”, sagte Minerd am 11. Oktober in einem Interview mit Bloomberg News. Ob das Geld nun an die Aktionäre zurückgegeben oder für die Akquisition eines anderen Unternehmens ausgegeben werde - auf alle Fälle werde dadurch eine Menge Kraftstoff freigesetzt, um den Markt höher zu treiben, erläuterte er.
Ein “Schlüssel-Bestandteil für die nächste Stufe der Erholung” in Europa sei “die Rückkehr der Zuversicht im privaten Sektor”, betont Michael Quach, Vermögensverwalter bei Smith & Williamson Investment Management Ltd. in London. “Wir müssen bei den Unternehmenslenkern Vitalität sehen”, fügte er an. (Bloomberg)