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Junker: Das Beispiel von Barkerville Gold zeigt, dass auch unabhängige Geologen nicht die perfekte Lösung sind

Reserven- und Ressourcenschätzung im Minensektor

Als Barkerville Gold Mines (WKN A0YJSZ) vor einigen Wochen mitteilte, dass das Cow Mountain-Projekt in der kanadischen Provinz British Columbia über das Potenzial verfüge, bis zu 90 Mio. Unzen Gold zu enthalten, war die erste Reaktion vieler Beobachter Ungläubigkeit. Schließlich hat selbst das legendäre Goldcamp Timmins bislang „nur“ 70 Mio. Unzen Gold produziert und die globale Goldproduktion beträgt weniger als 100 Mio. Unzen pro Jahr.

Dann aber rückte schnell die Frage ins Zentrum, wer denn diese Zahlen berechnet habe. Dafür zeichnete Peter George ein erfahrener Geologe der Firma Geoex Ltd verantwortlich. Die British Columbia Securities Commission (BCSC) hat seitdem zahlreiche Bedenken zur Arbeit von George zum Cow Mountain-Projekt geäußert und das Unternehmen bleibt so weiterhin ein Pennystock, da offenbar die Aktionäre wenig Vertrauen in die bekanntgegebenen Ressourcen haben. Als der Bericht herauskam, schnellte die Aktie von 0,81 auf 1,67 CAD empor, doch notiert das Papier mittlerweile bei nur 0,75 CAD.

Abgesehen davon, dass diese Geschichte den Anlegern wieder ins Gedächtnis ruft, dass Investitionen in Juniors der Bergbaubranche riskant sein können, hat Barkerville dafür gesorgt, dass der Fokus des Marktes sich auf die unabhängigen Geologen richtet, die die Firmen anheuern müssen, um ihre Bohrergebnisse zu analysieren und den Metallgehalt ihrer Lagerstätten zu bestätigen. Diese werden als QP oder Qualified Persons bezeichnet. Sie haben kaum bzw. keinen Kontakt mit Anlegern, aber einen großen Einfluss darauf, ob Minenprojekte entwickelt und wie sie am Markt bewertet werden. Sie haben zudem viel Spielraum bei der Interpretation der Bohrdaten, was manchmal dazu führen kann, dass die Prognosen viel zu positiv oder aber auch zu konservativ ausfallen.

Die QP sind ein entscheidender Bestandteil des kanadischen Bergbaustandards National Instrument 43-101, einer Reihe von Veröffentlichungsvorschriften, die in Kanada nach einem großen Skandal im Goldsektor eingeführt wurden. Ziel der neuen Regeln war es, das Vertrauen der Anleger zu stärken, indem man die Bergbaufirmen zwingt, sehr spezifische Richtlinien bei der Veröffentlichung von Reserven und Ressourcen zu befolgen.

Und die Qualified Person liefert eine unabhängige Bestätigung der Daten, die das Unternehmen vorgelegt hat. Bergbaufirmen können keine NI 43-101 konforme Ressourcenschätzung vorlegen, bevor nicht einer dieser unabhängigen Experten die Daten begutachtet hat und dafür bürgt. Der daraus resultierende technische Bericht ist eines der wichtigsten Dokumente, das eine Minenfirma produziert, da es eine unabhängige Anerkennung seiner Aussagen darstellt. Und es gibt eigentlich keinen Grund, aus dem eine QP nicht ehrlich arbeiten sollte, da sie – egal wie der Bericht ausfällt – nur eine vorher festgesetzte Gebühr erhält.

Qualified Persons unterliegen Regularien und Bestimmungen wie auch Buchhalter, Juristen oder andere Berufsgruppen. Doch genau wie bei anderen Berufen, geben sie auch ihre persönliche Ansicht bekannt. Keine zwei Bergbauliegenschaften sind gleich und einige QP gehen einfach aggressiver vor als andere. Zwei QP könnten bei der Interpretation derselben Daten so zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, ohne etwas offensichtlich falsch zu machen.

Manchmal hängt es einfach von den Parametern ab, die ein Unternehmen ansetzt. Man nehme beispielsweise Endeavour Silver (WKN A0DJ0N). Der Silberproduzent übernahm vor Kurzem für 200 Mio. Dollar eine mexikanische Mine namens El Cubo von AuRico Gold (WKN A1JBWL) und veröffentlichte am Anschluss daran einen eigenen, von einem unabhängigen Experten geprüften Bericht zu den Reserven und Ressourcen der Mine. Der Rückgang gegenüber den Zahlen von AuRico war beträchtlich. Die Silber- und Goldreserven fielen um 62 bzw. 65% während die Silberressourcen um 55% und die Goldressourcen um 64% sanken.

Dabei hatte AuRico keine falschen Zahlen gemeldet, Endeavour aber wesentlich konservativere Parameter an seine Schätzung angelegt und sich auf das hochgradigere Material konzentriert. Der Rückgang der Ressourcen und Reserven wurde am Markt dann auch nicht als schlechte Nachricht interpretiert und die Endeavour-Aktie stieg am Tag nach Veröffentlichung des Berichts sogar im Wert. Trotzdem waren einige Anleger überrascht vom Ausmaß der Differenz zwischen zwei von QP bestätigten Ressourcenschätzungen.

Man habe sich genau angeschaut, welche Reserven man als tatsächlich förderbar erachte, so Endeavours CEO Bradford Cooke, und betrachte es als sehr wichtig, dass die Mine in Zukunft rentabler arbeitet als bisher. Das bedeute, dass man sich stärker auf die Gehalte konzentriere, so Cooke.

Manchmal allerdings geht eine QP sehr ungewöhnlich vor, nutzt zum Beispiel zu optimistische Preisprognosen oder errechnet gewaltige Reserven und Ressourcen aus begrenzten Daten, die diesen Schluss unterstützen würden. Geschieht das, erhält das Unternehmen einen Anruf von den Behörden.

Wie gesagt, das derzeit bekannteste Beispiel ist der Fall Barkerville. Vor sechs Jahren wurde die Goldressource auf Cow Mountain mit lediglich 431.000 Unzen berechnet. Ende Juni kam Herr George mit seinen Berechnungen nun auf 10,6 Mio. Unzen des gelben Metalls. Darüber hinaus schätzte er, dass das Projekt über geologisches Potenzial für insgesamt 65 bis 90 Mio. Unzen Gold verfügt. Wären diese Zahlen korrekt, hätte Barkerville einen der größten Goldfunde in der Geschichte Kanadas gemacht.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Schätzungen von Herrn George genauer unter die Lupe genommen werden. 2010 hatte er an einer Ressourcenschätzung für Rubicon Minerals (WKN 811961) gearbeitet, die deutlich gesenkt werden musste, nach dem die Regulationsbehörden einschritten. George leitet eine eigene, kleine Firma, doch einige Minengesellschaften engagieren QP von größeren Beratungsfirmen, um ihre Daten zu bestätigen. Diese Firmen haben interne Prozesse, die bei der Analyse von Bohrergebnissen Unregelmäßigkeiten verhindern sollen. Manchmal kann es sogar sein, dass dabei mehr als eine QP eingesetzt wird.

Abgesehen von so öffentlichen Fällen wie bei Barkerville machen sich Experten Sorgen, dass QP durch Druck von den Bergbaugesellschaften beeinflusst werden könnte, die natürlich das bestmögliche Ergebnis wollen. Laut einem Bericht der Financial Post, hat

Robert Holland, Chefberater der BCSC in Sachen Bergbau erklärt, dass die Kommission Aussagen von QP erhalte, dass sie unter „gewaltigem“ Druck stünden, die Zahlen zu liefern, die die Kunden wollen. Es handelt sich dabei im einen im System enthaltenen Interessenkonflikt. Holland glaubt zudem , das die Veröffentlichungen der Juniors in der letzten Zeit aggressiver geworden sind, da die Unternehmen durch einen harten Bärenmarkt gehen.

Natürlich können sich QP auch einfach irren, Fehler machen, dann aber werden sie vor das Canadian Institute of Mining, Metallurgy and Petroleum zitiert. Auch auf Sammelklagen spezialisierte Rechtsanwälte beobachten genau, welche Unternehmen aus der Reihe tanzende Ergebnisse vorgeben. Zusammen sorgen diese Faktoren dafür, dass das System einigermaßen gut funktioniert.

Für Anleger ist die Message jedenfalls eindeutig: QP sind auch nur Menschen. Sie mögen professionelle Geologen sein, aber ihr Wort ist eben nicht das letzte Wort. Wie in anderer Hinsicht in Bezug auf NI 43-101 erhöhen QP das Vertrauen der Investoren in Bohrergebnisse, sind aber noch keine perfekte Lösung.

 



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