Gellert: Schwedische Krone - Aufwärtspotenzial noch lange nicht ausgereizt
Was haben die Schwedische Krone und der DAX in diesen Tagen gemeinsam? Sie profitieren beide von der wieder zunehmenden Risikobereitschaft der Investoren und versprechen eine reale Rendite, die mit den so genannten sicheren Häfen, wie zum Beispiel deutschen oder US-Staatsanleihen nicht zu erzielen ist. In Zahlen heißt das, die Schwedenkrone hat gegenüber Dollar und Euro seit meiner letzten Analyse Ende Mai rund fünf Prozent zugelegt, der DAX hat seit seinem Tief Anfang Juni rund 13 Prozent gewonnen. Für beide halte ich das Potenzial noch nicht ausgereizt.
Die entgegen meiner und den Erwartungen vieler Analysten ausgebliebene Zinssenkung der Schwedischen Notenbank auf ihrem Treffen Anfang Juli zeigt eines ganz deutlich: Die wirtschaftliche Lage der Skandinavier scheint momentan keine geldpolitischen Anreize zu erfordern, die Krise bei den europäischen Nachbarn auch ohne diese Maßnahme beherrschbar. Damit bleibt der Leitzins unverändert bei 1,5 Prozent und ist damit nun doppelt so hoch wie der auf 0,75 Prozent gesenkte in der Euro-Zone. Neben diesem Faktor sprechen aber auch einige andere fundamentale Faktoren für ein Engagement in der Krone.
Zwar liegen die Schätzungen für das Wachstum der schwedischen Wirtschaft mit 0,4 bis einem Prozent für dieses Jahr weit unter den starken 3,9 Prozent von 2011, allerdings gibt es viele Länder in der Euro-Zone, die über ein solches Miniplus, gar über eine schwarze Null, durchaus froh wären. Der Konjunktur im Land auf die Sprünge helfen soll nun ein Wachstumspaket in Höhe eines halben Prozentpunkts des BIPs, welches Finanzminister Anders Borg vor einigen Tagen ankündigte. Hilfen für Forschung und Entwicklung, Maßnahmen in der Infrastruktur und niedrigere Steuern für Unternehmen sollen das Wachstum ankurbeln. Außerdem soll sich Schwedens Export in Zukunft mehr auf die Schwellenländer konzentrieren und damit weniger abhängig von Europa werden. Die Krise in der Eurozone sorgt aktuell für schrumpfende Exporterlöse der Schweden und kühlt die Stimmung in der Industrie ab. Auch der schwedische Einkaufsmanagerindex ist im Einklang mit dem weltweiten Indikator unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gefallen.
Sollte allerdings Schweden von der Krise in der Eurozone doch stärker in Mitleidenschaft gezogen werden, wird die Notenbank reagieren müssen und ein weiteres Mal in diesem Jahr an der Zinsschraube drehen. Spielraum bei einer Inflationsrate von aktuell einem Prozent hat sie allemal. Dieses würde zumindest kurzfristig auf den Kurs der Krone drücken. Bei einer weiterhin robusten Nachfrage nach der Währung stünde die Notenbank dann aber aufgrund der geringen Liquidität in der Schwedenkrone vor einer sehr schwierigen Aufgabe, eine weitere Aufwertung dauerhaft zu verhindern. Diese geringe Liquidität stellt aber auch ein nicht zu vernachlässigendes Risiko für den Fall dar, dass sich das allgemeine Risikoprofil der Investoren wieder in Richtung Zurückhaltung entwickelt. Wenn dann alle aus der Krone wieder raus wollen, kann es sehr schnell gehen. Empfehlenswert wäre deshalb auch hier wieder, mit Stop-Kursen zu arbeiten, um bis dahin erzielte Gewinne abzusichern.
Es gilt also, die Rahmenbedingungen weiter im Auge zu behalten Aktuell überwiegen für mich aber die Chancen eindeutig die Risiken und ich rechne mit weiter steigenden Kursen der Krone gegenüber Dollar und Euro. Mein Kursziel für USD/SEK für die nächsten 12 Monate liegt weiterhin bei 6,00 US-Dollar für eine Schwedenkrone, für EUR/SEK könnte ich mir 8,00 Euro und weniger für eine Krone vorstellen.
Wie eingangs erwähnt scheint auch der DAX nicht zu bremsen. Wo der Sommer draußen noch fehlt, scheint die Sommerrallye am Aktienmarkt in vollem Gange. Und weil das Unverständnis darüber und der Anteil der Pessimisten in meinen Augen sehr hoch ist, kann dieser Trend auch noch eine Weile so weitergehen.
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