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DAX-Vorschau: Anleger zittern mit Griechenland und Spanien

Die Euro-Krise lässt die Anleger am deutschen Aktienmarkt nicht los: Das hoch verschuldete Spanien gerät stärker ins Straucheln, und dem Pleite-Kandidaten Griechenland droht ein Ende der Finanzhilfen, sollte das Land unter einer neuen Regierung von seinen Sparzusagen abweichen. Die Stimmung unter den Anlegern sei getrübt, und das dürfte sich auch in der neuen Woche im DAX bemerkbar machen, prognostiziert Jörg Rahn vom Vermögensverwalter Marcard, Stein & Co.

Auch die Analysten der Landesbank Berlin gehen davon aus, dass die seit Mitte März andauernde Talfahrt des DAX - seitdem hat er rund neun Prozent verloren - noch nicht beendet ist. Das Zittern der Investoren vor den Wahlen am letzten Wochenende habe sich als durchaus gerechtfertigt erwiesen, hieß es in einem Kommentar.

Die Lage in Griechenland wird ebenso wie das Euro-Sorgenkind Spanien zentrales Thema des Treffens der Euro-Finanzminister am Montag sein. Spanien kommt ohne neue harte Einschnitte nach Prognose der EU nicht aus dem Schuldensumpf heraus. Zugleich macht der angeschlagene Bankensektor, der noch unter den Nachwehen einer vor vier Jahren geplatzten Immobilienblase leidet, weiter Probleme. "Kein guter Mix für einen ernsthaften Anlauf, das Vertrauen der Märkte zurück zu gewinnen", urteilen die Experten der Metzler Bank. Wie groß das Misstrauen ist, zeigte sich in der abgelaufenen Woche auch an der Entwicklung der Renditen der zehnjährigen spanischen Papiere. Sie kletterten in der Spitze bis auf 6,2 Prozent - ein Niveau, das sich der klamme Staat auf Dauer nicht leisten kann.

Neben der Euro-Krise haben die Anleger auch die Unternehmenszahlen im Blick. Vor dem Feiertag Christi Himmelfahrt am Donnerstag ist der Terminkalender ist in der neuen Woche prall gefüllt, allein am Dienstag wollen die Dax-Firmen Allianz, Merck und ThyssenKrupp Einblick in ihre Bücher gewähren. Aus der zweiten und dritten Reihe rollt sogar noch größere Welle auf den Markt zu. Neben dem Online-Netzwerk Xing und dem Schnurlostelefon-Hersteller Gigaset (jeweils Montag) legen auch die beiden TV-Sender Sky Deutschland und ProSiebenSat.1 (beide Dienstag) sowie der Außenwerber Ströer (Mittwoch) Zahlen vor.

Auch auf der Konjunkturseite stehen einige potenziell kursbewegende Daten auf der Agenda. Hierzu gehören unter anderem die US-Einzelhandelsumsätze (Dienstag). Analysten rechnen im Schnitt mit einem Rückgang des Wachstums auf 0,3 Prozent von 0,8 Prozent im Vormonat. Der Konsum ist die Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Anleger warten außerdem gespannt auf die Konjunkturbarometer der Federal Reserve Bank von New York (ebenfalls Dienstag) und von Philadelphia (Donnerstag). In beiden Fällen sagen Experten einen leichten Anstieg voraus. Nach Einschätzung der Commerzbank-Analysten unterstreicht das gemischte Bild der Konjunkturdaten die Prognose einer moderaten Erholung der US-Wirtschaft.

In Deutschland liefert am Dienstag der ZEW-Index Hinweise auf die weiteren Aussichten für die Konjunktur. Im April hatten Börsenexperten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft so gut wie seit knapp zwei Jahren nicht mehr bewertet.

Nachdem am Donnerstag wegen des Feiertags eher dünne Umsätze an der Deutschen Börse erwartet werden, dürfte der der kleine Verfall an den Terminmärkten für Kursausschläge sorgen: Am Freitag laufen Optionen auf Indizes und einzelne Aktien aus. In den Tagen davor versuchen Investoren üblicherweise, die Kurse in eine für sie günstige Richtung zu bewegen.

Zum Wochenschluss steht auch das zweitägige G-8-Treffen in Camp David ins Haus. Der russische Präsident Wladimir Putin hat seine Teilnahme allerdings abgesagt. Ursprünglich hatten sich Putin und US-Präsident Barack Obama kurz vor dem G-8-Gipfel im Weißen Haus treffen sollen. Die Begegnung war mit Spannung erwartet worden, nachdem Obama bei einem Gespräch mit dem heutigen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew vor einem offenen Mikrofon größere Flexibilität beim Raketenschild zugesagt hatte. Die Nato will damit Europa vor Angriffen von Kurz- und Mittelstreckenraketen aus Staaten wie dem Iran schützen. (APA/Reuters)