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An den Börsen schlägt Misstrauen gegenüber Europa durch

Sorgen um die Stabilität der Eurozone nach den Wahlen in Griechenland und Frankreich haben am Montag die Börsen in Asien belastet. Vor allem die Ungewissheit über die Regierungsbildung in Griechenland beunruhigte die Anleger. Der Sieg des Sozialisten Francois Hollande bei der Präsidentenwahl in Frankreich war zwar weitgehend erwartet worden.

Aber Hollandes Ankündigung, die vor allem von Deutschland verfolge Sparpolitik nicht unverändert weiterzuführen, sowie das schlechte Abschneiden der Regierungsparteien in Griechenland schürten Bedenken, dass die Bemühungen um Haushaltssanierung und Reformen in Europa ins Stocken geraten. Diese Anstrengungen gelten an den Märkten als ausschlaggebend, um die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen. Auch die Aktienmärkte in Europa - allen voran in Frankfurt und Paris - und in den USA dürften nach den Wahlergebnissen unter Druck geraten. Der Euro fiel auf 1,2976 Dollar.

Der Index für Aktien aus dem Asien-Pazifik-Raum ohne Japan gab 2,3 Prozent auf den niedrigsten Stand seit drei Monaten nach. Auch in Tokio rutschte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index auf ein Drei-Monats-Tief und gab 2,5 Prozent auf 9.150 Punkte ab. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 2,4 Prozent auf 774 Zähler. Die Börsen in Hongkong, Shanghai, Seoul, Taiwan und Australien verloren bis zu zwei Prozent.

"Der Markt ist nicht glücklich über die Wahlergebnisse", sagte Chef-Investmentstratege Jack Ablin von Harris Private Bank. Investoren betrachteten den Ausgang in Griechenland als ersten Schritt in Richtung eines Austritts aus der Euro-Zone. Über Griechenland gebe es viele Fragezeichen, sagte Richard Yetsenga von ANZ Research. Da unklar sei, wer die Regierung bilden kann, stelle sich auch die Frage, wie lange sich die neue Führung halten könne und ob sie den von den Geldgebern verlangten strikten Konsolidierungskurs fortsetzen werde. Mit großer Wahrscheinlichkeit haben die beiden Regierungsparteien in Griechenland die Mehrheit verfehlt. Die Wähler liefen in Scharen zu den Kritikern der harten Sparprogramme.

Im Falle Frankreichs beschäftigt die Anleger, ob sich der künftige Präsident Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einen gemeinsamen Kurs einigen können. Merkel lud Hollande kurz nach dessen Wahlsieg zu einem baldigen Besuch nach Berlin ein. "Da wird nichts bei herumkommen", sagte Jeff Sica, Chef der Anlageberatungsfirma Sica Wealth Management. "Das sind zwei polare Gegensätze. Die Chancen, dass sich die beiden auf irgendetwas einigen können, sind gering."

Zu den Unsicherheiten in Europa gesellten sich Sorgen um den Zustand der US-Wirtschaft, nachdem die jüngsten Arbeitsmarktdaten mau ausgefallen waren. Im April wurden so wenig Stellen geschaffen wie seit einem halben Jahr nicht mehr.

Bei den Einzelwerten standen in Asien Autokonzerne und Handelshäuser im Fokus. Renault und der japanische Partner Nissan hatten am Donnerstag mitgeteilt, den Produzenten der russischen Traditionsmarke Lada zu übernehmen. An der Börse sorgte diese Nachricht für keine Jubelsprünge. Die Nissan-Aktie fiel am Montag um 4,4 Prozent. Am Donnerstag und Freitag war die Börse in Tokio geschlossen geblieben.

Beim Rennen um den US-Getreidehändler Gavilon gelten japanische Handelshäuser Kreisen zufolge als aussichtsreiche Bieter. Doch dies half den Kursen nicht auf die Sprünge. Für Marubeni ging es drei Prozent nach unten, Mitsubishi Crop büßte vier Prozent und Mitsui fünf Prozent ein. (APA/Reuters)