, boerse-express
'Gold-Heimholung wird schon daran scheitern, dass es nicht unverliehen da ist'
Börse Express: Herr Boehringer, warum wurde heuer die Initiative „Holt unser Gold heim!“ gestartet?
Peter Boehringer: Ganz generell ist es sowohl unter Aspekten der Souveränität einer Nation wie auch unter durchaus denkbaren Szenarien einer künftig erforderlichen (Teil-)Deckung einer nationalen Währung post Euro seit 50 Jahren ein unmöglicher Zustand, dass das deutsche Staatsgold weitgehend im Ausland verwahrt wird. Der Startzeitpunkt unserer Initiative www.gold-action.de wurde aber massgeblich dadurch veranlasst, dass die Deutsche Bundesbank derzeit in ihrer Bilanz mit einer Monatsrate von über 25-50 Mrd. Euro nicht werthaltige Forderungen aufhäuft. In wenigen Jahren haben sich so inzwischen mehr als 615 Mrd. Euro an u.E. uneinbringlichen Target-2-Bilanzmüll angesammelt. Dies bei einer inzwischen auf 1 Billion Euro angestiegenen Bilanzsumme. Somit stehen mindestens 61% Bilanzschrott nur noch etwa 14% Anteil der deutschen Goldreserven gegenüber.
Wir befürchten schon bei geringfügigen (und überfälligen) Abschreibungen auf die 615 Mrd. Euro eine „Verrechnung“ dieser Verluste mit den aktuell etwa 135 Mrd Euro Goldreserven – und damit eine buchhalterische, endgültige Ausbuchung dieser 3400 Tonnen. Ziel unserer Aktion ist somit sowohl die Heimholung des Goldes als auch der öffentliche Hinweis auf diese Missstände als Beitrag zur Verhinderung der sonst absehbaren Ausbuchung. Schon seit der Einführung des Euros weist die Bundesbank ihre Goldbestände nur noch als „Gold und Goldforderungen“ in EINER Bilanzposition aus, was für jedes Unternehmen bilanztechnisch schlicht verboten wäre, denn wie jeder Wirtschaftsprüfer weiss, sind eine Wertsache bzw. eine Forderung darauf zwei völlig unterschiedliche Dinge.
BE: Wie ist die Resonanz auf die Initiative?
Boehringer: Inzwischen etwa 2 Millionen Page Impressions bzw. über 200.000 Besucher der Seiten. Und über 5000 Unterstützungs-Unterschriften, was für eine nicht-anonyme Initiative enorm ist. Hinzu kommen unzählige Leseranfragen, Forenkommentare und eine gewaltige Resonanz im Internet.
BE: Glauben Sie, dass mit dieser Initiative konkret etwas bewirkt wird?
Boehringer: Die Heimholung des Goldes wird schon daran scheitern, dass es nicht mehr (unverliehen) da ist. Es müsste also im Markt zurückgekauft werden, was derzeit utopisch erscheint. Wir haben in jedem Fall das Thema erstmals in dieser öffentlichen Form ins mediale Bewusstsein geholt, was die o.g. und sonst wohl schon 2013 sichere Ausbuchung erschweren wird. In einer Mediendemokratie ist es schwierig, unpopuläre Dinge im Lichte der Öffentlichkeit durchzuführen.
BE: Auch die Bild-Zeitung schreibt schon über die in den USA gelagerten Goldschätze. Ist das Thema wirklich so populär?
Boehringer: Ohne unsere ja schon seit Februar angekündigte Kampagne wäre MdB Mißfelder (Philipp Mißfelder, Mitglied des Deutschen Bundestags, Anm.) kaum so ostentativ im März mit der Bild-Zeitung zur Fed NY geflogen, um sich mit zwei Fed-Security-Leuten vor dem Haupteingang fotografieren zu lassen. Was wäre denn nach 50 Jahren sonst der Anlass dafür gewesen - wenn nicht unsere Vorankündigung? Die Bild-Zeitung hat noch nicht einmal Zugang zu einem "Schautresor" der NY Fed erhalten. Leider haben trotz unserer mehrfachen Information und Aufforderung weder Herr Mißfelder noch Herr Diekmann bis heute reagiert oder gar eingewilligt, unsere - gemessen an der Berichterstattung der Bild ("Der unglaubliche Gold-Skandal", "Wir fordern eine klare Bestandsaufnahme.") - geradezu passgenaue Initiative zu unterzeichnen bzw. medial zu unterstützen. Nicht dass uns das gewundert hätte.
BE: Dass die Goldschätze Deutschlands, Österreichs und der Schweiz teils im Ausland lagern, ist inzwischen weitgehend bekannt. Weiss man auch etwas darüber, wo die Goldreserven anderer europäischer Länder lagern, zB von Italien, die ja fast so gross wie die deutschen sind?
Boehringer: Konkret zu Italien haben wir keine Insiderinfos. Falls die italienischen Reserven (gut 2500 Tonnen / ca. 100 Mrd. Euro) tatsächlich und überraschenderweise noch in geographischer und uneingeschränkter juristischer und ökonomischer Verfügung von Rom sein sollten, wird sich das u.E. im Zuge der italienischen Euro-Krise sehr bald gründlich ändern. Die griechischen Goldreserven jedenfalls sind bereits vor einigen Wochen zur Sicherung griechischer Staats-Schulden an Banken verpfändet worden.
Leider wurde es unseres Wissens nicht an die Deutsche Bundesbank übereignet, um zB den griechischen Target2-Saldo von über minus 100 Mrd Euro abzutragen. Der entsprechende italienische Saldo ist übrigens schon auf minus 250 Mrd Euro explodiert.
BE: Eine häufige Meinung ist, dass Deutschland durch die USA noch im Gefolge des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung Druck ausgesetzt ist, das Gold nicht heimzuholen, bzw. dass entsprechende Geheimabkommen abgepresst wurden. Teilen Sie diese Ansicht, oder sehen sie andere Hintergründe, warum das Gold nicht repatriiert werden kann oder soll?
Boehringer: Formaljuristisch wurde diese Meinung spätestens mit der Veröffentlichung des Blessing-Briefs (in dem entgegen langjährigen Gerüchten kein Verbot der Heimholung festgeschrieben ist) widerlegt.
Trotzdem kann man nicht ausschliessen, dass der damalige Bundesbankpräsident Blessing 1967 von den goldklammen USA unter Druck gesetzt worden war, das deutsche Gold nicht wie damals zB Charles de Gaulle für Frankreich heimzuholen. Allerdings ist dem Blessing-Brief sehr wohl das m.E. viel wichtigere Faktum zu entnehmen, dass sich die Bundesbank bzw. die Bundesrepublik seit 1967 "selbst" und scheinbar grundlos (realistischerweise aber auf alliierten Druck) auferlegt haben, trotz bis heute gewaltiger Aussenhandelsüberschüsse kein weiteres Gold anzukaufen. Die heute noch auf der BuBa-Bilanz vorhandenen 3400 Tonnen an Gold hatte die Bundesrepublik über ihre Exportüberschüsse in nicht einmal 15 Jahren bis genau 1967 angesammelt. Bis heute halten sich alle Bundesbankchefs und alle Kanzler an die Kauf-Selbstbeschränkung des Blessing-Briefs, obwohl die Bundesbank speziell in Zeiten von Euro-Krise und ESM statt Target2-Schrott besser Goldreserven angehäuft hätte. Deutschland könnte bei konsequentem Ankauf wie bis 1967 geschehen heute über 20.000 Tonnen Gold halten. Das würde nicht alle Probleme lösen - würde diesem Land aber enormen finanziellen Spielraum und damit enorme Souveränität wiedergeben... Das war aber offensichtlich nicht gewollt - und ist es bis heute nicht. Die 3400 Tonnen "Restgold" sind unter diesem Aspekt geradezu eine Fussnote des Gesamtproblems.
BE: Im Vergleich zu den Schulden, die im letzten Jahrzehnt angehäuft wurden, nimmt sich ja der Wert des deutschen Goldschatzes mit 130 Milliarden zum aktuellen Kurs direkt bescheiden aus. D.h. auch damit kann man die Welt nicht mehr retten. Lohnt sich daher überhaupt eine Repatriierung ausser dass es natürlich eine Prinzipienfrage ist, sich um dieses Gold zu kümmern?
Boehringer: Wie oben gesagt: Die Heimholung der 3400 Tonnen ist angesichts der Monstrosität der anderweitig aufgelaufenen und erst recht der noch via ESM kommenden Staatsschulden kein ganz entscheidender Punkt. Trotzdem sollten wir ein mögliches Szenario post Euro nicht ignorieren: es ist schon in wenigen Jahren denkbar, dass dann nicht nur das unnatürliche Experiment "Euro" gescheitert sein wird, sondern dass das gesamte Kreditgeldsystem sein letztes Vertrauen verspielt hat. Dann könnte aber zur Herstellung von Vertrauen in eine neue (nationale?) Währung ein Grundbestand an Gold unverzichtbar werden. Jedenfalls für eine Übergangszeit, in der die Menschen an nichts anderes mehr als an gedecktes, gutes Geld glauben. Und das ist eben seit Tausenden von Jahren immer nur Gold und Silber.
In diesem Szenario wären 3400 Tonnen Staatsgold (oder rechnerisch 42g pro Bürger) international eine gar nicht so schlechte Deckung für die Anfangszeit einer neuen Währung. Langfristig allerdings ist goldgedecktes Staatsgeld nicht die von uns favorisierte Lösung: selbst meine Deutsche Edelmetall-Gesellschaft fordert kein staatliches Goldgeld, sondern ganz im Sinne der Österreichischen Schule der Nationalökonomie einfach nur den freien Geldwettbewerb ohne "gesetzliche" Monopolgeld-Gesetze. Alles andere regelt dann der Markt. Spätestens dann spielt Staatsgold keine Rolle mehr. Aber in der uU schwierigen Anfangszeit nach der nächsten Währungsreform kann es durchaus entscheidend sein, ob das Gold in Deutschland verfügbar ist oder eben nicht.
Interview: Christoph Rohrmoser
Zur Person: Peter Boehringer ist Gründungsvorstand der Deutschen Edelmetallgesellschaft (http://www.edelmetallgesellschaft.org ), der Interessensvertretung für Edelmetallanleger, einer der pointiertesten Goldseiten-Blogger (http://www.goldseitenblog.com/peter_boehringer ), Mitinitiator der Initiative „Holt unser Gold heim“ und Mitinitiator von Stop-ESM (http://www.stop-esm.org ).
Peter Boehringer: Ganz generell ist es sowohl unter Aspekten der Souveränität einer Nation wie auch unter durchaus denkbaren Szenarien einer künftig erforderlichen (Teil-)Deckung einer nationalen Währung post Euro seit 50 Jahren ein unmöglicher Zustand, dass das deutsche Staatsgold weitgehend im Ausland verwahrt wird. Der Startzeitpunkt unserer Initiative www.gold-action.de wurde aber massgeblich dadurch veranlasst, dass die Deutsche Bundesbank derzeit in ihrer Bilanz mit einer Monatsrate von über 25-50 Mrd. Euro nicht werthaltige Forderungen aufhäuft. In wenigen Jahren haben sich so inzwischen mehr als 615 Mrd. Euro an u.E. uneinbringlichen Target-2-Bilanzmüll angesammelt. Dies bei einer inzwischen auf 1 Billion Euro angestiegenen Bilanzsumme. Somit stehen mindestens 61% Bilanzschrott nur noch etwa 14% Anteil der deutschen Goldreserven gegenüber.
Wir befürchten schon bei geringfügigen (und überfälligen) Abschreibungen auf die 615 Mrd. Euro eine „Verrechnung“ dieser Verluste mit den aktuell etwa 135 Mrd Euro Goldreserven – und damit eine buchhalterische, endgültige Ausbuchung dieser 3400 Tonnen. Ziel unserer Aktion ist somit sowohl die Heimholung des Goldes als auch der öffentliche Hinweis auf diese Missstände als Beitrag zur Verhinderung der sonst absehbaren Ausbuchung. Schon seit der Einführung des Euros weist die Bundesbank ihre Goldbestände nur noch als „Gold und Goldforderungen“ in EINER Bilanzposition aus, was für jedes Unternehmen bilanztechnisch schlicht verboten wäre, denn wie jeder Wirtschaftsprüfer weiss, sind eine Wertsache bzw. eine Forderung darauf zwei völlig unterschiedliche Dinge.
BE: Wie ist die Resonanz auf die Initiative?
Boehringer: Inzwischen etwa 2 Millionen Page Impressions bzw. über 200.000 Besucher der Seiten. Und über 5000 Unterstützungs-Unterschriften, was für eine nicht-anonyme Initiative enorm ist. Hinzu kommen unzählige Leseranfragen, Forenkommentare und eine gewaltige Resonanz im Internet.
BE: Glauben Sie, dass mit dieser Initiative konkret etwas bewirkt wird?
Boehringer: Die Heimholung des Goldes wird schon daran scheitern, dass es nicht mehr (unverliehen) da ist. Es müsste also im Markt zurückgekauft werden, was derzeit utopisch erscheint. Wir haben in jedem Fall das Thema erstmals in dieser öffentlichen Form ins mediale Bewusstsein geholt, was die o.g. und sonst wohl schon 2013 sichere Ausbuchung erschweren wird. In einer Mediendemokratie ist es schwierig, unpopuläre Dinge im Lichte der Öffentlichkeit durchzuführen.
BE: Auch die Bild-Zeitung schreibt schon über die in den USA gelagerten Goldschätze. Ist das Thema wirklich so populär?
Boehringer: Ohne unsere ja schon seit Februar angekündigte Kampagne wäre MdB Mißfelder (Philipp Mißfelder, Mitglied des Deutschen Bundestags, Anm.) kaum so ostentativ im März mit der Bild-Zeitung zur Fed NY geflogen, um sich mit zwei Fed-Security-Leuten vor dem Haupteingang fotografieren zu lassen. Was wäre denn nach 50 Jahren sonst der Anlass dafür gewesen - wenn nicht unsere Vorankündigung? Die Bild-Zeitung hat noch nicht einmal Zugang zu einem "Schautresor" der NY Fed erhalten. Leider haben trotz unserer mehrfachen Information und Aufforderung weder Herr Mißfelder noch Herr Diekmann bis heute reagiert oder gar eingewilligt, unsere - gemessen an der Berichterstattung der Bild ("Der unglaubliche Gold-Skandal", "Wir fordern eine klare Bestandsaufnahme.") - geradezu passgenaue Initiative zu unterzeichnen bzw. medial zu unterstützen. Nicht dass uns das gewundert hätte.
BE: Dass die Goldschätze Deutschlands, Österreichs und der Schweiz teils im Ausland lagern, ist inzwischen weitgehend bekannt. Weiss man auch etwas darüber, wo die Goldreserven anderer europäischer Länder lagern, zB von Italien, die ja fast so gross wie die deutschen sind?
Boehringer: Konkret zu Italien haben wir keine Insiderinfos. Falls die italienischen Reserven (gut 2500 Tonnen / ca. 100 Mrd. Euro) tatsächlich und überraschenderweise noch in geographischer und uneingeschränkter juristischer und ökonomischer Verfügung von Rom sein sollten, wird sich das u.E. im Zuge der italienischen Euro-Krise sehr bald gründlich ändern. Die griechischen Goldreserven jedenfalls sind bereits vor einigen Wochen zur Sicherung griechischer Staats-Schulden an Banken verpfändet worden.
Leider wurde es unseres Wissens nicht an die Deutsche Bundesbank übereignet, um zB den griechischen Target2-Saldo von über minus 100 Mrd Euro abzutragen. Der entsprechende italienische Saldo ist übrigens schon auf minus 250 Mrd Euro explodiert.
BE: Eine häufige Meinung ist, dass Deutschland durch die USA noch im Gefolge des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung Druck ausgesetzt ist, das Gold nicht heimzuholen, bzw. dass entsprechende Geheimabkommen abgepresst wurden. Teilen Sie diese Ansicht, oder sehen sie andere Hintergründe, warum das Gold nicht repatriiert werden kann oder soll?
Boehringer: Formaljuristisch wurde diese Meinung spätestens mit der Veröffentlichung des Blessing-Briefs (in dem entgegen langjährigen Gerüchten kein Verbot der Heimholung festgeschrieben ist) widerlegt.
Trotzdem kann man nicht ausschliessen, dass der damalige Bundesbankpräsident Blessing 1967 von den goldklammen USA unter Druck gesetzt worden war, das deutsche Gold nicht wie damals zB Charles de Gaulle für Frankreich heimzuholen. Allerdings ist dem Blessing-Brief sehr wohl das m.E. viel wichtigere Faktum zu entnehmen, dass sich die Bundesbank bzw. die Bundesrepublik seit 1967 "selbst" und scheinbar grundlos (realistischerweise aber auf alliierten Druck) auferlegt haben, trotz bis heute gewaltiger Aussenhandelsüberschüsse kein weiteres Gold anzukaufen. Die heute noch auf der BuBa-Bilanz vorhandenen 3400 Tonnen an Gold hatte die Bundesrepublik über ihre Exportüberschüsse in nicht einmal 15 Jahren bis genau 1967 angesammelt. Bis heute halten sich alle Bundesbankchefs und alle Kanzler an die Kauf-Selbstbeschränkung des Blessing-Briefs, obwohl die Bundesbank speziell in Zeiten von Euro-Krise und ESM statt Target2-Schrott besser Goldreserven angehäuft hätte. Deutschland könnte bei konsequentem Ankauf wie bis 1967 geschehen heute über 20.000 Tonnen Gold halten. Das würde nicht alle Probleme lösen - würde diesem Land aber enormen finanziellen Spielraum und damit enorme Souveränität wiedergeben... Das war aber offensichtlich nicht gewollt - und ist es bis heute nicht. Die 3400 Tonnen "Restgold" sind unter diesem Aspekt geradezu eine Fussnote des Gesamtproblems.
BE: Im Vergleich zu den Schulden, die im letzten Jahrzehnt angehäuft wurden, nimmt sich ja der Wert des deutschen Goldschatzes mit 130 Milliarden zum aktuellen Kurs direkt bescheiden aus. D.h. auch damit kann man die Welt nicht mehr retten. Lohnt sich daher überhaupt eine Repatriierung ausser dass es natürlich eine Prinzipienfrage ist, sich um dieses Gold zu kümmern?
Boehringer: Wie oben gesagt: Die Heimholung der 3400 Tonnen ist angesichts der Monstrosität der anderweitig aufgelaufenen und erst recht der noch via ESM kommenden Staatsschulden kein ganz entscheidender Punkt. Trotzdem sollten wir ein mögliches Szenario post Euro nicht ignorieren: es ist schon in wenigen Jahren denkbar, dass dann nicht nur das unnatürliche Experiment "Euro" gescheitert sein wird, sondern dass das gesamte Kreditgeldsystem sein letztes Vertrauen verspielt hat. Dann könnte aber zur Herstellung von Vertrauen in eine neue (nationale?) Währung ein Grundbestand an Gold unverzichtbar werden. Jedenfalls für eine Übergangszeit, in der die Menschen an nichts anderes mehr als an gedecktes, gutes Geld glauben. Und das ist eben seit Tausenden von Jahren immer nur Gold und Silber.
In diesem Szenario wären 3400 Tonnen Staatsgold (oder rechnerisch 42g pro Bürger) international eine gar nicht so schlechte Deckung für die Anfangszeit einer neuen Währung. Langfristig allerdings ist goldgedecktes Staatsgeld nicht die von uns favorisierte Lösung: selbst meine Deutsche Edelmetall-Gesellschaft fordert kein staatliches Goldgeld, sondern ganz im Sinne der Österreichischen Schule der Nationalökonomie einfach nur den freien Geldwettbewerb ohne "gesetzliche" Monopolgeld-Gesetze. Alles andere regelt dann der Markt. Spätestens dann spielt Staatsgold keine Rolle mehr. Aber in der uU schwierigen Anfangszeit nach der nächsten Währungsreform kann es durchaus entscheidend sein, ob das Gold in Deutschland verfügbar ist oder eben nicht.
Interview: Christoph Rohrmoser
Zur Person: Peter Boehringer ist Gründungsvorstand der Deutschen Edelmetallgesellschaft (http://www.edelmetallgesellschaft.org ), der Interessensvertretung für Edelmetallanleger, einer der pointiertesten Goldseiten-Blogger (http://www.goldseitenblog.com/peter_boehringer ), Mitinitiator der Initiative „Holt unser Gold heim“ und Mitinitiator von Stop-ESM (http://www.stop-esm.org ).