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FER 3D Länder-Screening: Fakten, die Ratingagenturen nicht berücksichtigen

Als “systemischer Wahnsinn mit Methode” wurde die Arbeit von Standard & Poors, Moody’s und Fitch in den Medien bezeichnet.  “Die Ratingagenturen haben eine Art von Governance- bzw. Regulierungsfunktion.”, so sieht Walter Ötsch, Ökonom und Professor an der Johannes Kepler Universität in Linz, die Rolle der Ratingagenturen, die ihnen von der Securites & Exchange Commission (SEC) zusammen mit einem staatlich garantierten Gütesiegel bereits in den 1970er Jahren verliehen wurde. Kommerzielle Interessen und die gesetzliche, institutionelle und unternehmerische Verflechtung im Hintergrund der grossen Drei sind die Kernpunkte der Kritik. “Daran wird auch eine europäische Ratingagentur nichts ändern. Sondern nur die gesetzliche Entflechtung.”, spricht Ötsch die von diversen US-Gesetzen und Basel II geschaffenen Kriterien an, welche die Machtbasis der Ratingagenturen verkörpern.

“Luftblasen, das ist es, was Ratingagenturen verkünden.”, für Karl-Heinz Brodbeck, den deutschen Ökonom und Wirtschaftsethiker ist die Tatsache, das für Länderratings nicht bezahlt werden muss - nicht von 15 Ländern - bezeichnend für ihre Qualität. Zweifel an der Qualität der Urteile über Unternehmen lässt auch die Studie “Credit Ratings and Credit Risk” von zwei Finanzmarktforschern aus dem angloamerikanischen Raum aufkommen. Das Fazit des Vergleichs von S&P Bewertungen zwischen 1986 und 2008 mit Einschätzungen anhand eines eigenen Indexes lautet: Die Ratingnote ist ein schlechter Indikator für Zahlungsausfälle.  Zumindest was den Anleihenmarkt betrifft, bedarf es für Brodbeck also auch anderer Fakten, damit Kleinanleger sich ein Urteil verschaffen können.

Wie solche ergänzenden Daten aussehen können, damit befasst sich Richard Lernbass von software systems. Zu sehr auf wirtschaftliche und politische Indikatoren ausgerichtet ist die derzeitige Methodik der Ratingagenturen für den Veranstalter der Finance & Ethics Kongressreihe. Das derzeit entwickelte dreidimensionale FER (Finance & Ethics Research) Länder-Screening dagegen beinhaltet auch die Kritierien Soziales und Umwelt wie beispielsweise Armutsquoten oder den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergiemix und eignet sich vor allem für längerfristige Veranlagungsgesichtspunkte. “Mit unserem Länder-Screening zeigen wir das Potential eines Landes in einer ganzheitlichen Perspektive auf.”, stellt Lernbass den Mehrwert der neuen Dienstleistung dar. Statische und dynamische Kriterien fliessen in die Beurteilung von insgesamt 62 Ländern ein. Investoren erlaubt es, Investitionen in Ländern auszuschliessen, die nicht ihren persönlichen, sozialen und ökologischen Wertvorstellungen entsprechen.

Während sich dadurch für Wolfgang Göltl, Obmann des Fachverbands der Finanzdienstleister der WKO, wenigstens neue Aspekte in Beratungsgesprächen eröffnen, sieht Anlegerschützer Wilhelm Rasinger im Länder-Screening eine wirkliche Ergänzung zu den Ratings der Agenturen:”Wir brauchen mündige Anleger und die suchen nach Hilfe von neutraler und kompetenter Stelle.” Der erste Schritt auf diesem Weg scheint getan.
  
Vom F&E Kongess berichtete: Christa Grünberg (Bilder zum F&E Kongress siehe http://www.be24.at/blog/entry/673858/10-finance-ethics-kongress-fokus-auf-laenderratings-und-alternativen)





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