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Finanzchefs bei Anleihen in Pole-Position

Zahlungskräftige Investoren stehen derzeit für Unternehmensanleihen Schlange und die Zinsen befinden sich auf einem Rekordtief. Eine bessere Zeit für die Finanzchefs von Unternehmen zum Gang an den Anleihemarkt ist kaum denkbar.

“Die Finanzchefs befinden sich in der Poleposition”, sagt Henner Böttcher, der diese Position bei HeidelbergCement AG einnimmt. Der Zementkonzern hat am 2. März 300 Mill. Euro an den Anleihemärkten eingesammelt. “Wenn ein Unternehmen Geld benötigt, dann ist genau jetzt die richtige Zeit, es sich zu beschaffen”, sagt er.

Unternehmensanleihen gelten unter Fondsmanagern mittlerweile als geradezu sicherer Hafen, da viele vor den Staatsanleihen verschuldeter europäischer Länder zurückschrecken. Selbst wenn die Eurokrise wieder aufflammen sollte, werden die Bondmärkte voraussichtlich attraktiv bleiben. Investoren halten die Renditen von Unternehmensanleihen weiter für großzügig bemessen.

Die Finanzchefs machen sich die hohe Investorennachfrage zunutze, dank der die Bondsrenditen auf das Rekordtief von 2,59 Prozent abgesackt sind, wie aus dem EMU Corporates Non-Financial Index von Bank of America Merrill Lynch hervorgeht. Allein im Februar flossen 12,5 Mrd. Euro in europäische Anleihefonds, belegen Daten von Morningstar Inc. Das sind die höchsten Zuflüsse seit August 2010.

Im März zogen die Anleiheemissionen entsprechend weiter an. Die Daimler AG stockte eine Emission von ursprünglich geplanten 500 Mill. Euro auf 750 Mill. Euro auf. Fiat SpA platzierte die erste Benchmark-Anleihe seit Juli am Markt und der Rohstoffhändler Glencore Plc gab Bonds für 2,1 Mrd. Dollar aus. Insgesamt summierten sich die Emissionen im ersten Quartal auf 83 Mrd. Euro, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht. Das ist das höchste Niveau seit dem zweiten Quartal 2009.

“Die Nachfrage ist hoch, und sie spiegelt sich in den Entwicklungen der Spreads über den vergangenen Monat hinweg wieder”, sagt Hans Tschuden, Finanzchef bei der Telekom Austria AG, die am 26. März zehnjährige Bonds im Volumen von 750 Mill. Euro ausgegeben hat. “Jetzt dürfte ein guter Zeitpunkt sein, um den Markt anzuzapfen, anstatt abzuwarten und zu nehmen, was später angeboten wird.”

Der Renditeaufschlag von Unternehmensanleihen gegenüber deutschen Benchmark-Staatsanleihen hat sich in diesem Jahr um 56 Basispunkte auf 145 Basispunkte reduziert. Am 16. März hatte er bei 139 Basispunkten den niedrigsten Stand seit siebeneinhalb Jahren erreicht. Die absolute Rendite verringerte sich seit Jahresbeginn um 74 Basispunkte.

“Die Spreads sehen über weite Bereiche des Unternehmenssektors immer noch relativ attraktiv aus”, sagt Duncan Warwick-Champion, Analyst bei European Credit Management Ltd., einer Tochtergesellschaft von Wells Fargo & Co. “Aber es sind die Gesamt-Finanzierungskosten, die die Unternehmen jetzt zuschlagen lassen.”

Die Finanzchefs wenden sich aber auch verstärkt den Anleihemärkten zu, da befürchtet wird, dass die Banken aufgrund härterer Kapitalanforderungen ihre Kreditvergabe reduzieren werden. “Die Unternehmen, die Anleihen platzieren, ändern ganz klar die Struktur ihrer Bilanzen - weg von der Bankenfinanzierung und hin zu Bonds”, erläutert Martin O’Donovan von der Association of Corporate Treasurers in London, einem Verband, der 4.500 Finanzchefs von Unternehmen repräsentiert.

Selbst wenn die Euro-Krise wieder aufflammen sollte, gibt es Anzeichen für eine Fortsetung des Trends hin zu den Bondmärkten. Unternehmen müssen in diesem Jahr Anleihen im Volumen von 126 Mrd. Euro auslösen, schätzt die niederländische ING Groep NV.

“Ein gewaltiges Liquiditäts-Volumen muss investiert werden und alle jagen den Renditen nach”, sagt Nicolo Bocchin, Portfolio-Manager bei Aletti Gestielle SGR SpA in Mailand. “Wir haben also ein nettes Zusammenkommen von Investoren, die ihr Geld arbeiten lassen wollen, auf der einen Seite und Unternehmen, die sich refinanzieren wollen, auf der anderen.”

(Bloomberg)

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