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Lohrke: Erfolgreichem Schuldenschnitt folgt Kursrausch; Chinas Preise steigen nur um 3,2%; Anleger gehen aus dem „safe haven“ Yen; Nikkei kurzfristig über 10.000 Punkte; Schweine fressen Schmithfield auf; bald rockt die Börse; Air France im Sinkflug

Globalyze Marktbericht

 

An der Wall Street gab es gestern - wie an den anderen Börsen auch - nur ein Thema. Den erfolgreichen Schuldenschnitt Griechenlands. Nach Aussagen der griechischen Verantwortlichen habe die Quote für den Schuldenschnitt kurz vor Ende der Frist um 21.00 Uhr angeblich über 95% betragen. Bei diesem Schuldenschnitt verzichten die Anleger auf 53,5 % des Nennwerts der Anleihen und bekommen dafür neue Wertpapiere mit Laufzeiten von bis zu 30 Jahren und einer geringeren Rendite. Dennoch ist allen klar, dass diese Maßnahme das Problem Griechenlands nicht lösen wird. Kurzfristig allerdings ist es eine spürbare Entlastung. Dow, Nasdaq und S&P 500 stiegen demzufolge um +0,55% (12.907), +1,18% (2.970) und +0,98% (1.365). Konjunktursensitive Werte wie Alcoa und Caterpillar stiegen um +2,3% bzw. +1,9%. MacDonald musste trotz eines über den Erwartungen liegenden Wachstums der same store Umsätze einen Kursabschlag von -3,2% hinnehmen. Im S&P 500 war der AIG als größter US-Versicherer auch der größte Verlierer. Weil das US-Finanzministerium Aktien für 6 Mrd. Dollar verkaufte, brach diese um -3,87% ein. Der LKW-Hersteller Navistar fiel wegen eines Verlustes im 1. Quartal um -1,90%. Und obwohl Apple und 5 andere Hersteller von ebooks wegen zu niedriger Preise verwarnt wurden, stieg Apple um +2,13%.

 

In Frankfurt ging die Party richtig ab. Dax, Tec Dax und C Dax stiegen um +2,44% (6.834), +1,33% (759,00) und +2,34% (601,54). Wie gut die Stimmung war, konnte man auch daran erkennen, dass es im Dax mit der Deutsche Lufthansa AG nur einen Verlierer gab (-0,61%). Alle anderen Aktien flogen über den Wolken. Ganz oben lag wegen der guten Jahreszahlen Deutsche Post AG mit +5,19%. Es folgte Daimler mit +4,63%. Im Tec Dax drehte Süss Microtec mit +6,22% ganz oben seine Runden, gefolgt von QSC mit +5,05%. Dort gab es allerdings mit sechs Kandidaten ein paar mehr Verlierer. Darunter natürlich auch wieder ein Solarwert wie Solarworld mit -0,61%. Die rote Laterne musste diesmal aber das Business Social Network Xing mit -1,54% tragen.

 

In Tokyo schoss der Nikkei zum ersten Mal seit Langem über die 10.000er Linie auf 10.006 Punkte, bis er zum Schluss mit +1,65% und 9.929 ein mehr als respektables Ergebnis vorweisen konnte. Grund dafür war der abwertende Yen, den viele Marktteilnehmer als safe haven nutzten. Was nun nach dem Schuldenschnitt, jedenfalls vorerst, nicht mehr nötig ist. Auch sorgte die mit 3,2% relativ niedrige Preissteigerungsrate Chinas für konjunkturelle Hoffnungen. Demzufolge erzielten über 100 Werte ihr 2011/2012 Hoch. Auch wurden Exportwerte wie Sony (4,1), Honda Motor (+2,6%), Toyota und Canon aggressiv gekauft. Fast Retailing und Softbank profitierten ebenfalls beträchtlich. Bis auf Fischerei und Forsten lagen alle 33 Branchenindizes im Plus. Wobei Eisen und Stahl, Versicherungen und Seetransport ganz vorne lagen. Wie gut die Stimmung war, zeigt das Verhältnis der steigenden zu den fallenden Aktien (1.269 zu 275). Wobei 130 unverändert blieben.

 

Globalyze Pressetour

 

Smithfield Gewinn bricht um -61% ein. Weil die Produktionskosten vor allem wegen der Futterkosten im 3. Quartal mit +13,5% deutlich stärker stiegen als die Umsätze (+9% auf 3,5 Mrd. Dollar) brach der Gewinn auf 79 Mio. Dollar ein.

 

Standpunkt: Das ist natürlicher starker Tobak. Offensichtlich schafft es Smithfield nicht die Preise am Markt weiterzugeben, was für einen starken Wettbewerb spricht. Weil der auf dem heimischen Markt recht stark ist, versucht Smithfield weiter das Auslandsgeschäft zu forcieren. Das ist vernünftig. Die Frage ist nur, ob es das rausreißen wird.

 

Air France geht in Sinkflug über Bei einem Umsatzanstieg von .4,5% auf 24,36 Mrd. Euro erwirtschaftete die französisch-niederländische Fluglinie nicht zuletzt wegen der hohen Kerosinkosten einen Verlust von 809 Mio. Euro.

 

Standpunkt: Die hohen Kosten sind es aber nicht allein. Da oben in den Lüften herrscht nicht nur ein rauer Wind, sondern auch ein enormer Verdrängungswettbewerb. Insofern hat Air France-KLM nun ein Restrukturierungsprogramm gestartet, das die Kosten (ohne Kerosin) bis 2014 um -10% senken soll. Dass dies nicht ganz einfach sein wird, zeigen die derzeitigen Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Ich bleibe dabei. Derzeit ist man am Boden besser aufgehoben als in den Lüften.

 

Bald rocken Stratos die Börsen. Der Gitarren-, Bass- und Verstärkerhersteller Fender, dessen Gitarren Kultstatus haben, will laut eingereichtem Börsenprospekt beim bevorstehenden Börsengang bis zu 200 Mio. Dollar einsammeln.

 

Standpunkt: Ob Sie es glauben oder nicht. Bei mir steht zu Hause eine alte, abgeschabte, noch in den USA gefertigte, weiße Fender Stratocaster. So wie sie Jimmy Hendrix, den ich als Jugendlicher verehrte spielte. Da spielen mittlerweile meine Söhne drauf, ganz selten mal noch ich selbst. Und so leiste ich mir in diesem Fall, der sonst ausschließlich auf Daten und Fakten wert legt, einmal Sentimentalität und Irrationalität. Egal wie die Aktien rauskommen, da werde ich wohl ein paar kaufen und Fender unterstützen (müssen). Sie sollten natürlich wie immer rational investieren. Dazu folgende erste Infos. Der Umsatz stieg im letzten Jahr um +14% auf etwas über 700 Mio. Dollar. Nach einem Verlust von -17,3 Mio. Dollar in 2010 erwirtschaftete das Unternehmen in 2011 3,2 Mio. Dollar. Jetzt sind wir mal auf den Aktienkurs und die daraus resultierende Marktbewertung gespannt.

 

Chinas Inflation lässt Träume keimen. Die Abkühlung der chinesischen Inflation im Februar auf 3,2%, die deutlich unter dem Inflationsziel von 4% liegt, sorgt für konjunkturelle Hoffnungen über eine mögliche expansive Geldpolitik.

 

Standpunkt: Wer sich die statistischen Zahlen anschaut, weiß, dass die chinesische Notenbank bereits seit ein paar Monaten wieder expansiver geworden ist und antizyklisch gegensteuert. Was sie sehr geschickt macht. Das muss man ihr im Gegensatz zu unserem Geldschleusenöffner Draghi lassen. Jedenfalls ist die Gefahr einer Überhitzung erst einmal gebannt. Sodass China beruhigt weiter wachsen kann. Was es auch tun wird. Die konjunkturellen Sorgen hier im Westen sind meines Erachtens unberechtigt. Offensichtlich verstehen selbst viele Fachleute nicht, wie vorausschauend und rational die Wirtschaftspolitik Chinas ist.

 

Schuldenschnitt und nu? Wie die griechische Regierung verlautbarte, haben sich 83% der privaten Investoren an dem Schuldenschnitt beteiligt. Mit einer collective action Klausel will das Land die Quote auf 96% hochhieven.

 

Standpunkt: Dieser Schuldenschnitt ist der größte eines europäischen Landes im letzten halben Jahrhundert. Man fragt sich, wie es so weit kommen konnte. Wer hat da alles in Berlin und Brüssel versagt, dass es soweit kommen konnte. Wo war Eurostat? Wo die Kommission? Das EU-Parlament. Die machten alle einen auf den bekannten Affen: „Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.“ Wobei man vor zu viel Euphorie warnen muss. Die schwierigste Aktion, das Land nach vorn zu bringen, kommt erst noch. Mit dem starken Euro werden die Griechen das nach meiner bescheidenen volkswirtschaftlichen Kenntnis zufolge nicht schaffen. Pyrrhus liegt doch in Griechenland, oder?

 

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