, boerse-express
Die ganz besondere Investorencommunity in Oberösterreich
Am 31.1. fand ein Cafe BE in der Stahlwelt der voestalpine statt. Es ging um den Finanzstandort OÖ, die Pläne der AGs für das laufende Jahr und die Wünsche an die neuzusammengesetzte Führung der Wiener Börse .Es diskutierten Gerhard Kürner (Kommunikationschef voestalpine), Florian Wirth (IR Lenzing), Manuel Taverne (IR Polytec), Jochen Dickinger (Vorstand bet-at-home.com), Paul Rettenbacher (IR THI), Gerald Wechselauer (IR Amag) und Alois Wögerbauer (Vorstand 3 Banken Generali-KAG).
Cafe BE: Ich beginne gleich mit der voestalpine, vielen Dank für die Einladung in die Stahlwelt. Das ist eine schöne Auswärtsveranstaltung für das Cafe BE. Gleich die Frage zur Stahlwelt: Wie lange gibt es diese schon und inwieweit wird sie auch für Investorenbesuche eingesetzt?
Gerhard Kürner: Die voestalpine Stahlwelt wurde im Herbst 2009 eröffnet, Hintergrund war Linz als europäische Kulturhauptstadt 2009. Das Unternehmen war mit dieser Idee fast zehn Jahre schwanger. Die Kulturhauptstadt und eine bis dahin hervorragend laufende Konjunktur haben den Ausschlag gegeben, dass man es macht. Normal investiert man ja nur in Anlagen, die Stahlwelt ist ein Monolith. Aber es war wichtig, die voestalpine zu öffnen. Wir haben kaum Kontakte im klassischen Alltag. Sie werden in Autos dank Crashelementen der voestalpine hoffentlich überleben, Sie werden auf Hochgeschwindigkeitsweichen fahren, mit Triebwerken fliegen, und auch das eine oder andere Kraftwerk wird mit Schaufelrädern von uns betrieben, aber das sehen Sie nie. D.h., man hat ausser den Wirtschaftsmedien wenig Kontaktmöglichkeiten mit dem Unternehmen. Und hier bieten wir dieses Tor, wo wir dieses Thema etwas besser erklären können. Wir haben 2/3 der Besucher Schüler, denen wir die Industrie, die ja gesellschaftspolitisch eher am absteigenden Ast ist, näherbringen können. Auch für Mitarbeiter, Manager weltweit und Investoren haben wir das gemacht.
Cafe BE: Kann man sagen, dass die Stahlwelt für Investoren die „First Impression“ ist oder führt man die nach wie vor zuerst durchs Werk?
Kürner: Es hat sich eingebürgert, dass wir mittlerweile immer in der Stahlwelt beginnen, weil wir nur hier die Möglichkeit haben, den Konzern von der gesamten Wertschöpfungskette her herzuzeigen. Das Werk ist ein Teil davon. Man kann sich in der Stahlwelt relativ rasch einen guten Überblick über uns verschaffen.
Cafe BE: Das heisst, im Terminkalender von Wolfgang Eder steht immer öfter die Stahlwelt drinnen?
Kürner: Absolut. Es geht dabei nicht nur um Investoren, sondern auch internationale Gäste wie zB Minister, am ersten Februarwochenende haben wir eine Delegation aus Deutschland zu Gast, die interessieren sich für Wirtschaft und Industrie in Österreich, nach Wien ist da Linz zum Fixpunkt geworden. Unlängst hatten wir zB auch Besucher aus Südkorea.
Cafe BE: Gab es auch schon eine Art Börseroadshow mit mehreren hier vor Ort?
Kürner: Wir stellen das für Tochterunternehmen zur Verfügung, im Grossen und Ganzen mehr für den Consumerbereich, weniger im Bereich Finanzen.
Cafe BE: Umso mehr freue ich mich, dass wir hier heute eine kleine Premiere haben. Weiter mit der Amag ... Herr Wechselauer, die Amag ist im April 2011 an die Börse gegangen, sie waren damals noch nicht dabei. Daher die Frage zum hier und jetzt: Wie wichtig ist der österreichische Anleger für die Amag, wie wichtig ist der oberösterreichische Anleger?
Gerald Wechselauer: Wenn man sich die Aktionärsstruktur der Amag ansieht, merkt man einen sehr hohen oberösterreichischen Anteil, mehr als 25 Prozent. Wir haben ein paar oberösterreichische Kernaktionäre. Und der oberösterreichische Retailaktionär wird immer wichtiger, wir sind auf vielen Kleinaktionärsveranstaltungen gewesen, wir werden auch die Hauptversammlung im Design Center in Linz abhalten. Wir versuchen, aktiver zu sein für den Kleinaktionär, weil wir sehen, dass dieser ein stabiler Investor ist.
Cafe BE: Beim IPO hagelte es Kritik, auch vom BE. Man hatte den Eindruck, als würde man sich null an den Österreicher wenden. Das hat sich nun markant gedreht. Ist Ihr Job im IR-Team eher in Richtung Institutionelle oder Private ausgerichtet?
Wechselauer: Mir ist auch bei früheren Arbeitgebern der Privataktionär immer ein Anliegen gewesen, sei es nun in Bezug auf die Gestaltung der Website oder über Veranstaltungen. Das mache ich auch bei der Amag so. Natürlich ist der grosse Institutionelle am wichtigsten, da greift man das grösste Volumen ab. Aber der Private ist ebenso wichtig, in Linz kommen oft 800 Leute zu Veranstaltungen, da gibt es gutes Fachwissen und das sind alles potenzielle Aktionäre.
Cafe BE: Herr Taverne. Polytec ist seit zwei Jahren ganz oben in den Performerlisten, war aber auch schon mal ganz unten. Die Aktie ist volatiler als die meisten anderen hier, das Interesse auch der Privaten ist ja gerade bei volatilen Werten gross. Wie sieht das in Ihrer täglichen Arbeit aus?
Manuel Taverne: Für uns war es von Anfang eine Diskussion, wir hatten ja auch die Landesbank im IPO-Konsortium 2006, ob und wieviel man für Retail macht. Wir schätzten mit der Bank beim IPO eine Bestuhlung für 300 Leute. Zur Vorstellung des Unternehmens kamen dann tatsächlich 600 Leute. Die erste Hauptversammlung haben wir aus Sicherheitsgründen auch im Design Center gemacht, weil wir nicht wussten, wie viele Leute kommen. Es waren dann ca. 100. Ab der 2. Hauptversammlung sind wir immer in Hörsching geblieben, das ist auch ein Committment zum Standort des Unternehmens. Die Teilnehmerzahl ist stabil bei 100 bis 140, das ist ein schönes Committment zu Oberösterreich.
Cafe BE: Herr Wirth, über die Amag-Transaktion wurde zuerst gesprochen, Lenzing war mit dem Re-IPO die 2. grosse Börseprimärmarktgeschichte 2011. Inwieweit war da die österreichische, die oberösterreichische Community ein Faktor beim Going Public bzw. jetzt beim Being Public?
Florian Wirth: Ein wichtiger. Wir sind halt nicht in Linz, sondern in Vöcklabruck/Lenzing, ein bisschen weg. Auch wir haben die Kickoff-Veranstaltung für den Re-IPO in Linz gemacht, ebenfalls im Design Center. Wir hatten eine grosse Modeschau, einen Retail-Event. Das war sehr gut besucht, es gab auch Gespräche mit dem Vorstand, alle drei standen für Fragen und Antworten zur Verfügung. Unser zweitgrösster Aktionär ist eine oberösterreichische Bank, die Raiffeisen ist auch im Boot, war bei der Transaktion Junior Book Runner und hat sich um den Retailbereich bei der Transaktion gekümmert. Bei der Kapitalerhöhung war weniger das Volumen der Einzelaktionäre entscheidend, sondern der verstärkte Dialog. Viele kommen aus Lenzing oder Vöcklabruck, das haben wir beim Retailevent gesehen, die Leute kennen Lenzing sehr gut, stellen Detailfragen, die ein Institioneller oder Analyst nie fragen würde.
Cafe BE: Ich nehme an, viele kennen vielleicht Mitarbeiter ...
Wirth: Genau, die kennen und wissen viel über unser Produkt und die Strategie. Da kommen gute Fragen. Ich finde das sensationell.
Cafe BE: Also irgendwie dürfte das mit der Vor-Ort-Community eine grosse oberösterreichische Stärke sein. Herr Dickinger, Sie haben ja als Internet-Unternehmer nicht wirklich ein Werk stehen. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Jochen Dickinger: Es ist für uns, wir sind ja noch ein kleines Unternehmen mit etwa 200 Mitarbeitern, sehr wichtig, qualifiziertes Personal zu haben. Wir suchen Top-Mitarbeiter aus der IT-Welt. Wir sind sehr froh, dass wir direkt vor der Haustüre die Fachhochschule in Hagenberg haben, ohne der es nicht möglich gewesen wäre, das Unternehmen so aufzubauen, wie es jetzt dasteht.
Cafe BE: Und ein kurzes Wort noch bitte zu oberösterreichischen Anlegern ...
Dickinger: Wir wissen, dass wir sehr viele oberösterreichische Aktionäre haben, ich muss aber ganz offen sagen, dass wir zuletzt bei Roadshows eher nicht präsent waren. Wir haben den langfristigen Ansatz, gar nicht so für eine punktuelle Präsentation. Ich weiss, dass das der Aktionär oft nicht hören will, weil er kurzfristige Trigger sucht.
Cafe BE: Herr Wögerbauer, im Oktober hatten wir eine Veranstaltung bei der Sparkasse Kremstal/Pyhrn. Einige der hier Anwesenden haben präsentiert. Im Vorfeld machte ich ebenfalls ein Cafe BE mit dem Bankvorstand und den Wertpapierclub-Leitern. Es hat mich beeindruckt, wie „liebevoll“ da von den oberösterreichischen AGs gesprochen wurde, auch die Veranlagungsgruppen haben OÖ-Schwerpunkte. Mit dem 3 Banken Östereich Fonds machen Sie eines der erfolgreichsten Produkte im Segment, inwieweit haben auch Sie als Oberösterreicher einen verstärkten OÖ-Fokus in der Gewichtung?
Alois Wögerbauer: Man muss es ausblenden, aber vielleicht passiert es unbewusst, das will ich nicht ausschliessen. Es ist ja schon so, dass man für Firmen in der Nähe ein noch besseres Gefühl entwickelt. Am Ende des Tages zählen die Kennzahlen und dafür stehen wir auch mit unseren Visionen. Es muss das Geschäftsmodell passen, es muss die Bewertung passen, aber es gibt keinen Gewichtungsfaktor, der zulässt, dass oberösterreichische Unternehmen teurer sein dürfen und trotzdem im Fonds bleiben. Denn die Investoren des Fonds kommen ja auch nicht alle aus Oberösterreich. Aber natürlich: Man kennt Personen, man kennt Historien, oft auch Zulieferer. Das erleichtert die Einschätzung.
Cafe BE: Inwieweit spielen in Ihrem Investmentprozess persönliche Gespräche mit dem Unternehmen eine Rolle?
Wögerbauer: Es spielt schon eine Rolle, unter dem Strich bin ich aber eher kennzahlenorientiert. Unternehmen probieren natürlich oft, ihre Story zu verkaufen. Die Gefahr ist da, dass man sich von einer Person, die das toll macht und die Geschichte gut rüberbringt, beeindrucken lässt.
Cafe BE: Was sind momentan im Fonds die grössten Wetten vs. Benchmark?
Wögerbauer: Das ist jetzt ein unglaublicher Zufall, aber es ist wirklich so, dass die grössten Wetten im Vergleich zur Benchmark momentan die Lenzing und die Amag sind. Beide haben rund 5 Prozent Gewicht, wer die Indexgewichte kennt, weiss, dass das eine klare Überpräsenz ist. Ich finde, beide Unternehmen sind günstig und erfolgreich.
Cafe BE: Also dass beide Oberösterreicher sind, sehe auch ich als Zufall, aber: Ist es auch ein Zufall, dass beide im Vorjahr Transaktionen machten und danach billiger zu haben waren?
Wögerbauer: Bei der Amag war das IPO sehr schlecht gemacht, absurd, dass es in Oberösterreich keine Investorenveranstaltung gab. Der Vorstand war überall, nur nicht in Linz. Das hat dazu geführt, dass die Aktie zu Unrecht abgestraft wurde und den Emissionskurs von 19 nie wieder gesehen hat. Wir haben gesehen, dass das IPO verpatzt wurde, und sind so bei einer guten AG zu billigen Stücken gekommen. Lenzing hat sich sehr um heimische Aktionäre bemüht und ist letztendlich auch eine Story, bei der ich mich nicht täglich darum kümmern muss. Gefällt mir sehr gut.
Cafe BE: Banken sind untergewichtet.
Wögerbauer: Ja, weil der klare Blick noch fehlt. Wohin die Reise genau geht, ist nicht so klar. Erste und RBI sind günstig, aber generell glaube ich nicht besonders an Bankaktien. Die Planbarkeit fehlt. Bei Lenzing glaube ich, ein recht gutes Bild zu haben, wie es 2013 oder 2014 mit den Gewinnen aussieht. Was die Grossbanken 2013 und 2014 verdienen werden, weiss wohl keiner.
Paul Rettenbacher: Ich kann sagen, was wir 2015 verdienen werden, wenn wir die erste Ernte machen ...
Cafe BE: Beim Vorab-Kaffee habe ich erfahren, dass sich die oberösterreichische IR-Szene hie und da unkompliziert trifft.
Rettenbacher: Ja, wir haben eine Stammtischrunde in Oberösterreich. Der Initiator Willy Stock ist ja nicht mehr bei einer börsenotierten Unternehmung, ist von KTM zu Greiner gewechselt.
Taverne: Angefangen hat das vor fünf Jahren durch KTM und Polytec, wir waren von der Aktionärsstruktur her verbunden. Ich hab mich mit Willy Stock zusammengesetzt, da ist ein Informationsaustausch entstanden. Rosenbauer, THI, da waren rasch weitere dabei. Man trifft sich, setzt sich zusammen, schaut sich Werke an. Relaxt und keine Alternativveranstaltung zur C.I.R.A.
Cafe BE: Wie gross kann ich mir diese Runden vorstellen?
Taverne: Wir laden IR- und Kommunikationsverantwortliche in Oberösterreich ein, so 15 Leute.
(aus http://www.be24.at/blog/entry/670722?page=all)
Die Fragen stellte Christian Drastil (Christian Drastil Communications).
Diashow Cafe BE (Martina Draper): http://www.boerse-express.com/cat/diashow/slidepage/670483 Diashow Stahlwelt (Martina Draper): http://www.boerse-express.com/cat/diashow/slidepage/670541
Cafe BE: Ich beginne gleich mit der voestalpine, vielen Dank für die Einladung in die Stahlwelt. Das ist eine schöne Auswärtsveranstaltung für das Cafe BE. Gleich die Frage zur Stahlwelt: Wie lange gibt es diese schon und inwieweit wird sie auch für Investorenbesuche eingesetzt?
Gerhard Kürner: Die voestalpine Stahlwelt wurde im Herbst 2009 eröffnet, Hintergrund war Linz als europäische Kulturhauptstadt 2009. Das Unternehmen war mit dieser Idee fast zehn Jahre schwanger. Die Kulturhauptstadt und eine bis dahin hervorragend laufende Konjunktur haben den Ausschlag gegeben, dass man es macht. Normal investiert man ja nur in Anlagen, die Stahlwelt ist ein Monolith. Aber es war wichtig, die voestalpine zu öffnen. Wir haben kaum Kontakte im klassischen Alltag. Sie werden in Autos dank Crashelementen der voestalpine hoffentlich überleben, Sie werden auf Hochgeschwindigkeitsweichen fahren, mit Triebwerken fliegen, und auch das eine oder andere Kraftwerk wird mit Schaufelrädern von uns betrieben, aber das sehen Sie nie. D.h., man hat ausser den Wirtschaftsmedien wenig Kontaktmöglichkeiten mit dem Unternehmen. Und hier bieten wir dieses Tor, wo wir dieses Thema etwas besser erklären können. Wir haben 2/3 der Besucher Schüler, denen wir die Industrie, die ja gesellschaftspolitisch eher am absteigenden Ast ist, näherbringen können. Auch für Mitarbeiter, Manager weltweit und Investoren haben wir das gemacht.
Cafe BE: Kann man sagen, dass die Stahlwelt für Investoren die „First Impression“ ist oder führt man die nach wie vor zuerst durchs Werk?
Kürner: Es hat sich eingebürgert, dass wir mittlerweile immer in der Stahlwelt beginnen, weil wir nur hier die Möglichkeit haben, den Konzern von der gesamten Wertschöpfungskette her herzuzeigen. Das Werk ist ein Teil davon. Man kann sich in der Stahlwelt relativ rasch einen guten Überblick über uns verschaffen.
Cafe BE: Das heisst, im Terminkalender von Wolfgang Eder steht immer öfter die Stahlwelt drinnen?
Kürner: Absolut. Es geht dabei nicht nur um Investoren, sondern auch internationale Gäste wie zB Minister, am ersten Februarwochenende haben wir eine Delegation aus Deutschland zu Gast, die interessieren sich für Wirtschaft und Industrie in Österreich, nach Wien ist da Linz zum Fixpunkt geworden. Unlängst hatten wir zB auch Besucher aus Südkorea.
Cafe BE: Gab es auch schon eine Art Börseroadshow mit mehreren hier vor Ort?
Kürner: Wir stellen das für Tochterunternehmen zur Verfügung, im Grossen und Ganzen mehr für den Consumerbereich, weniger im Bereich Finanzen.
Cafe BE: Umso mehr freue ich mich, dass wir hier heute eine kleine Premiere haben. Weiter mit der Amag ... Herr Wechselauer, die Amag ist im April 2011 an die Börse gegangen, sie waren damals noch nicht dabei. Daher die Frage zum hier und jetzt: Wie wichtig ist der österreichische Anleger für die Amag, wie wichtig ist der oberösterreichische Anleger?
Gerald Wechselauer: Wenn man sich die Aktionärsstruktur der Amag ansieht, merkt man einen sehr hohen oberösterreichischen Anteil, mehr als 25 Prozent. Wir haben ein paar oberösterreichische Kernaktionäre. Und der oberösterreichische Retailaktionär wird immer wichtiger, wir sind auf vielen Kleinaktionärsveranstaltungen gewesen, wir werden auch die Hauptversammlung im Design Center in Linz abhalten. Wir versuchen, aktiver zu sein für den Kleinaktionär, weil wir sehen, dass dieser ein stabiler Investor ist.
Cafe BE: Beim IPO hagelte es Kritik, auch vom BE. Man hatte den Eindruck, als würde man sich null an den Österreicher wenden. Das hat sich nun markant gedreht. Ist Ihr Job im IR-Team eher in Richtung Institutionelle oder Private ausgerichtet?
Wechselauer: Mir ist auch bei früheren Arbeitgebern der Privataktionär immer ein Anliegen gewesen, sei es nun in Bezug auf die Gestaltung der Website oder über Veranstaltungen. Das mache ich auch bei der Amag so. Natürlich ist der grosse Institutionelle am wichtigsten, da greift man das grösste Volumen ab. Aber der Private ist ebenso wichtig, in Linz kommen oft 800 Leute zu Veranstaltungen, da gibt es gutes Fachwissen und das sind alles potenzielle Aktionäre.
Cafe BE: Herr Taverne. Polytec ist seit zwei Jahren ganz oben in den Performerlisten, war aber auch schon mal ganz unten. Die Aktie ist volatiler als die meisten anderen hier, das Interesse auch der Privaten ist ja gerade bei volatilen Werten gross. Wie sieht das in Ihrer täglichen Arbeit aus?
Manuel Taverne: Für uns war es von Anfang eine Diskussion, wir hatten ja auch die Landesbank im IPO-Konsortium 2006, ob und wieviel man für Retail macht. Wir schätzten mit der Bank beim IPO eine Bestuhlung für 300 Leute. Zur Vorstellung des Unternehmens kamen dann tatsächlich 600 Leute. Die erste Hauptversammlung haben wir aus Sicherheitsgründen auch im Design Center gemacht, weil wir nicht wussten, wie viele Leute kommen. Es waren dann ca. 100. Ab der 2. Hauptversammlung sind wir immer in Hörsching geblieben, das ist auch ein Committment zum Standort des Unternehmens. Die Teilnehmerzahl ist stabil bei 100 bis 140, das ist ein schönes Committment zu Oberösterreich.
Cafe BE: Herr Wirth, über die Amag-Transaktion wurde zuerst gesprochen, Lenzing war mit dem Re-IPO die 2. grosse Börseprimärmarktgeschichte 2011. Inwieweit war da die österreichische, die oberösterreichische Community ein Faktor beim Going Public bzw. jetzt beim Being Public?
Florian Wirth: Ein wichtiger. Wir sind halt nicht in Linz, sondern in Vöcklabruck/Lenzing, ein bisschen weg. Auch wir haben die Kickoff-Veranstaltung für den Re-IPO in Linz gemacht, ebenfalls im Design Center. Wir hatten eine grosse Modeschau, einen Retail-Event. Das war sehr gut besucht, es gab auch Gespräche mit dem Vorstand, alle drei standen für Fragen und Antworten zur Verfügung. Unser zweitgrösster Aktionär ist eine oberösterreichische Bank, die Raiffeisen ist auch im Boot, war bei der Transaktion Junior Book Runner und hat sich um den Retailbereich bei der Transaktion gekümmert. Bei der Kapitalerhöhung war weniger das Volumen der Einzelaktionäre entscheidend, sondern der verstärkte Dialog. Viele kommen aus Lenzing oder Vöcklabruck, das haben wir beim Retailevent gesehen, die Leute kennen Lenzing sehr gut, stellen Detailfragen, die ein Institioneller oder Analyst nie fragen würde.
Cafe BE: Ich nehme an, viele kennen vielleicht Mitarbeiter ...
Wirth: Genau, die kennen und wissen viel über unser Produkt und die Strategie. Da kommen gute Fragen. Ich finde das sensationell.
Cafe BE: Also irgendwie dürfte das mit der Vor-Ort-Community eine grosse oberösterreichische Stärke sein. Herr Dickinger, Sie haben ja als Internet-Unternehmer nicht wirklich ein Werk stehen. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Jochen Dickinger: Es ist für uns, wir sind ja noch ein kleines Unternehmen mit etwa 200 Mitarbeitern, sehr wichtig, qualifiziertes Personal zu haben. Wir suchen Top-Mitarbeiter aus der IT-Welt. Wir sind sehr froh, dass wir direkt vor der Haustüre die Fachhochschule in Hagenberg haben, ohne der es nicht möglich gewesen wäre, das Unternehmen so aufzubauen, wie es jetzt dasteht.
Cafe BE: Und ein kurzes Wort noch bitte zu oberösterreichischen Anlegern ...
Dickinger: Wir wissen, dass wir sehr viele oberösterreichische Aktionäre haben, ich muss aber ganz offen sagen, dass wir zuletzt bei Roadshows eher nicht präsent waren. Wir haben den langfristigen Ansatz, gar nicht so für eine punktuelle Präsentation. Ich weiss, dass das der Aktionär oft nicht hören will, weil er kurzfristige Trigger sucht.
Cafe BE: Herr Wögerbauer, im Oktober hatten wir eine Veranstaltung bei der Sparkasse Kremstal/Pyhrn. Einige der hier Anwesenden haben präsentiert. Im Vorfeld machte ich ebenfalls ein Cafe BE mit dem Bankvorstand und den Wertpapierclub-Leitern. Es hat mich beeindruckt, wie „liebevoll“ da von den oberösterreichischen AGs gesprochen wurde, auch die Veranlagungsgruppen haben OÖ-Schwerpunkte. Mit dem 3 Banken Östereich Fonds machen Sie eines der erfolgreichsten Produkte im Segment, inwieweit haben auch Sie als Oberösterreicher einen verstärkten OÖ-Fokus in der Gewichtung?
Alois Wögerbauer: Man muss es ausblenden, aber vielleicht passiert es unbewusst, das will ich nicht ausschliessen. Es ist ja schon so, dass man für Firmen in der Nähe ein noch besseres Gefühl entwickelt. Am Ende des Tages zählen die Kennzahlen und dafür stehen wir auch mit unseren Visionen. Es muss das Geschäftsmodell passen, es muss die Bewertung passen, aber es gibt keinen Gewichtungsfaktor, der zulässt, dass oberösterreichische Unternehmen teurer sein dürfen und trotzdem im Fonds bleiben. Denn die Investoren des Fonds kommen ja auch nicht alle aus Oberösterreich. Aber natürlich: Man kennt Personen, man kennt Historien, oft auch Zulieferer. Das erleichtert die Einschätzung.
Cafe BE: Inwieweit spielen in Ihrem Investmentprozess persönliche Gespräche mit dem Unternehmen eine Rolle?
Wögerbauer: Es spielt schon eine Rolle, unter dem Strich bin ich aber eher kennzahlenorientiert. Unternehmen probieren natürlich oft, ihre Story zu verkaufen. Die Gefahr ist da, dass man sich von einer Person, die das toll macht und die Geschichte gut rüberbringt, beeindrucken lässt.
Cafe BE: Was sind momentan im Fonds die grössten Wetten vs. Benchmark?
Wögerbauer: Das ist jetzt ein unglaublicher Zufall, aber es ist wirklich so, dass die grössten Wetten im Vergleich zur Benchmark momentan die Lenzing und die Amag sind. Beide haben rund 5 Prozent Gewicht, wer die Indexgewichte kennt, weiss, dass das eine klare Überpräsenz ist. Ich finde, beide Unternehmen sind günstig und erfolgreich.
Cafe BE: Also dass beide Oberösterreicher sind, sehe auch ich als Zufall, aber: Ist es auch ein Zufall, dass beide im Vorjahr Transaktionen machten und danach billiger zu haben waren?
Wögerbauer: Bei der Amag war das IPO sehr schlecht gemacht, absurd, dass es in Oberösterreich keine Investorenveranstaltung gab. Der Vorstand war überall, nur nicht in Linz. Das hat dazu geführt, dass die Aktie zu Unrecht abgestraft wurde und den Emissionskurs von 19 nie wieder gesehen hat. Wir haben gesehen, dass das IPO verpatzt wurde, und sind so bei einer guten AG zu billigen Stücken gekommen. Lenzing hat sich sehr um heimische Aktionäre bemüht und ist letztendlich auch eine Story, bei der ich mich nicht täglich darum kümmern muss. Gefällt mir sehr gut.
Cafe BE: Banken sind untergewichtet.
Wögerbauer: Ja, weil der klare Blick noch fehlt. Wohin die Reise genau geht, ist nicht so klar. Erste und RBI sind günstig, aber generell glaube ich nicht besonders an Bankaktien. Die Planbarkeit fehlt. Bei Lenzing glaube ich, ein recht gutes Bild zu haben, wie es 2013 oder 2014 mit den Gewinnen aussieht. Was die Grossbanken 2013 und 2014 verdienen werden, weiss wohl keiner.
Paul Rettenbacher: Ich kann sagen, was wir 2015 verdienen werden, wenn wir die erste Ernte machen ...
Cafe BE: Beim Vorab-Kaffee habe ich erfahren, dass sich die oberösterreichische IR-Szene hie und da unkompliziert trifft.
Rettenbacher: Ja, wir haben eine Stammtischrunde in Oberösterreich. Der Initiator Willy Stock ist ja nicht mehr bei einer börsenotierten Unternehmung, ist von KTM zu Greiner gewechselt.
Taverne: Angefangen hat das vor fünf Jahren durch KTM und Polytec, wir waren von der Aktionärsstruktur her verbunden. Ich hab mich mit Willy Stock zusammengesetzt, da ist ein Informationsaustausch entstanden. Rosenbauer, THI, da waren rasch weitere dabei. Man trifft sich, setzt sich zusammen, schaut sich Werke an. Relaxt und keine Alternativveranstaltung zur C.I.R.A.
Cafe BE: Wie gross kann ich mir diese Runden vorstellen?
Taverne: Wir laden IR- und Kommunikationsverantwortliche in Oberösterreich ein, so 15 Leute.
(aus http://www.be24.at/blog/entry/670722?page=all)
Die Fragen stellte Christian Drastil (Christian Drastil Communications).
Diashow Cafe BE (Martina Draper): http://www.boerse-express.com/cat/diashow/slidepage/670483 Diashow Stahlwelt (Martina Draper): http://www.boerse-express.com/cat/diashow/slidepage/670541
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