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Schoder: Fulminanter Jahresstart

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich nach dem eher enttäuschend verlaufenen Jahr 2011 im Jänner 2012 wieder von ihrer freundlichen Seite. Von den 18 Dow Jones Euro-Stoxx Branchenindices verzeichneten nur drei eine moderate negative Monatsperformance: Versorger -0,9%, Lebensmittel -1,76% und Telekommunikation -3,47%. Alle anderen Branchen weisen zum Teil beachtliche Kurszuwächse auf, vier Sektoren sogar im zweistelligen Bereich: Automobile +21,07%, Versicherungen +12,95%, Grundstoffe (mit einem Jahresverlust von mehr als 40% der „Prügelknabe“ des Jahres 2011) +10,89% und der zyklische Konsum +10,53%.

Dieser erfreuliche Jahresstart wird von mehreren Hoffnungen getragen. Mit entscheidend für die wieder positiver gewordene Stimmung war sicherlich auch eine gewisse Entspannung in der Staatsschuldendiskussion, die sich auch in der von den Börsen eher gelassen aufgenommenen Bonitätsherabstufung einiger Euro-Länder durch die Rating-Agentur Standard & Poors zeigte (auch wenn das Damoklesschwert einer griechischen Staatspleite nach wie vor über den Finanzmärkten hängt und auch die Probleme Italiens, Spaniens und vor allem Portugals können keineswegs als gelöst bezeichnet werden). Auch das Bekenntnis der USA zu einem Festhalten am aktuell sehr niedrigen Zinsniveau bis zumindest 2014 dürfte bei den Investoren für Erleichterung gesorgt haben. Schließlich sind auch noch die europäischen Einkaufsmanager-Indices für den Industrie- und Dienstleistungssektor deutlich besser ausgefallen, als erwartet wurde, was den Schluss zulässt, dass es mit unserer Wirtschaftskraft deutlich besser steht, als bisher befürchtet.

Dies alles lenkt derzeit aber noch von möglichen Enttäuschungen ab, die mit der inzwischen auch in Europa angelaufenen Berichtssaison und der Veröffentlichung der Jahresbilanzen für 2011 wohl nicht ausbleiben werden. Siemens konnte bereits das 1. Quartal seines unrunden Geschäftsjahres 2011/12 abschließen, die Erwartungen der Analysten aber nicht erfüllen. Philips musste auf Grund einer schwachen Umsatzentwicklung in Westeuropa, Hochtief nach Problemen bei einem australischen Tochterunternehmen, bereits Gewinnwarnungen aussprechen. Unilever, der zweitgrößte Konsumgüterhersteller der Welt, beklagt schwierige Rahmenbedingungen, die auch 2012 die Geschäfte im Sektor defensiver Konsum belasten werden. Der Ölkonzern Royal Dutch Shell konnte seinen Gewinn mit 4,8 Mrd. USD gegenüber dem Vorjahr zwar um 18 % steigern, die trotzdem enttäuschten Analysten hatten sich jedoch eine 23 %ige Gewinnsteigerung erhofft.

Da diese Faktoren an den Aktienbörsen derzeit offensichtlich noch ausgeblendet werden und während der nächsten Wochen, im weiteren Verlauf der Bilanzlegungen, noch mit der einen oder anderen Enttäuschung und Gewinnrevision gerechnet werden muss, sollte der fulminante Jahresstart nicht zu einer blinden Aktieneuphorie verleiten. Investierte Anleger sollten auch den Einsatz von Stop-Limits nicht außer Acht lassen um sich zumindest einen Teil der erfreulichen Jänner-Kursgewinne abzusichern bzw. größeren Kursverluste bei einer Korrekturbewegung vorzubeugen.

Generell ist die Stimmungslage laut Analysten aber positiv für 2012 zu werten. So wird eine Konjunkturerholung ab der 2. Jahreshälfte erwartet, ebenso deuten technische Indikatoren auf einen Aufwärtstrend hin. Und da die Börse ja als Vorlaufindikator zukünftige Aktienmarktentwicklungen vorwegnimmt sollte die aktuell positive Grundstimmung im Jahr 2012 prolongiert werden können…

Wichtiger Hinweis: Dieser Text ist keine Finanzanalyse und stellt weder Anlageberatung, noch ein Angebot oder eine Empfehlung bzw. eine Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder Veranlagungen dar. Wertpapiergeschäfte bergen zum Teil hohe Risiken in sich, bis hin zum (Total-)Verlust des eingesetzten Kapitals.