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Telekom Austria - Konsolidierung kommt nicht zum Diskontpreis
Von Standard & Poor’s kommt Entwarnung: Der Erwerb von Orange-Austria-Assets durch die Telekom um bis zu 390 Mio. Euro stelle keine unmittelbare Gefahr für das Rating (BBB/stabil) dar. Das ist für die Telekom Austria wichtig, hat sie doch erst bei der Dividendenkürzung im Dezember des Vorjahres bekräftigt, dass ein „stabiles Investment Grade Rating“ (gemeint ist das von S&P) ein wichtiger Eckpfeiler der Strategie sei.
In der Nacht auf heute wurde ein Konsolidierungsschritt für den österreichischen Mobilfunkmarkt besiegelt: Hutchison Whampoa (3) übernimmt die France Telecom-Tochter Orange für 1,3 Mrd. Euro und nimmt durch den Weiterverkauf einiger Orange-Assets (darunter die Billigmarke „Yesss“) an die Telekom Austria bis zu 390 Mio. Euro ein.
Laut S&P erhöhe die Akquisition den Verschuldungsgrad der Telekom Austria zwar - mit erwarteten 2,7x bis 2,8x Nettoverschuldung zu EBITDA (in der Berechnung von S&P) per Ende 2012 liege die Telekom aber noch in der Bandbreite, die für das Rating angemessen erscheint - wenngleich auch „am oberen Ende“.
Der Deal kommt für den Markt nicht überraschend, wurde er doch schon länger in den Medien kolportiert. Billig ist die Sache für die Telekom Austria aber nicht. „Die Transaktion bringt zweifelsohne Synergien, vor allem im Billigsegment und in der Verbesserung der Netzwerk-Qualität, sie ist aber leider nicht günstig“, meint Erste Group Analystin Vera Sutedja. Der von der Telekom gezahlte Preis entspricht einem Multiple Enterprise Value/Umsatz 2010 von 6,9x. Zum Vergleich: Polkomtel wurde Mitte 2011 zu einem Multiple von 2,4x verkauft, Telekomfirmen in CEE und Westeuropa sind derzeit mit Multiples zwischen 1,4x und 2,8x bewertet, Vodafone-Aktien handeln zum 2,3x bis 2,4x EV/Umsatz für 2011 bis 2013.
Wieder Druck auf Dividende
Laut Telekom wird der Kauf aus dem Cashflow gestemmt. Sutedja ist hier allerdings skeptisch und erwartet, dass sich die Nettoverschuldung der Telekom 2012 von 3,18 Mrd. auf 3,58 Mrd. Euro erhöhen wird (für bevorstehende Spektrumauktionen werden dabei 180 Mio. Euro - eher das untere Ende der Erwartungsbandbreite - angesetzt). Die Folge: „Wir erwarten Druck auf die Dividende für 2012“, so Sutedja.
Die Telekom Austria hat im Dezember die Dividende für 2011 und 2012 um 50% auf 0,38 Euro je Aktie halbiert.
Die Analysten der Berenberg Bank werten die Marktkonsolidierung zwar generell als positiv für das Sentiment - nicht zuletzt weil Österreich einer der heiss umkämpftesten Mobilfunkmärkte ist. Abseits vom Sentiment hat Analyst Usman Ghazi aber drei Bedenken: Zum einen verweist er darauf, dass die Transaktion noch am Veto der Wettbewerbsbehörde scheitern könnte. Die Kombination von „Bob“ (Billigmarke der Telekom) und „Yesss“ führe zu einer deutlichen Konzentrierung der Marktmacht im Billigsegment.
Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) meldet gegenüber der APA in einer ersten Reaktion auch massive Bedenken wegen des "3"/Orange/ Yesss-Deals an. „Ein Okay für dieses Paket ist, so wie es derzeit ausschaut, schwer vorstellbar", sagt Sprecher Stefan Keznickl.
Zurück zu den Berenberg-Bedenken: Der Zukauf führe dazu, dass die Telekom - trotz Dividendenkürzung im Dezember - wieder ziemlich knapp an die Obergrenze ihrer selbst auferlegten Verschuldungsobergrenze von 2x bis 2,5x Nettoverschuldung zu EBITDA herankommt. Angesichts des wirtschaftlichen Gegenwinds in CEE und der wieder eingeführten Telekomsteuer in Kroatien verringere sich somit für das Management die Flexibilität. Und last but not least glaubt Analyst Ghazi auch nicht wirklich daran, dass die Mobilfunkpreise in Österreich durch die Marktkonsolidierung einen Schub nach oben erfahren - 3/Orange wohl gerade nicht jetzt auf die Rolle des „Preiskämpfers“ verzichten. Ghazi erwartet am ehesten eine Stabilisierung der Preise am aktuell niedrigen Niveau.
RCB-Analyst Bernd Maurer hingegen sieht die Chance, dass sich der Verdrängungswettbewerb am österreichischen Sprach- und Datenmarkt zumindest mittel- bis langfristig bessert. Die Marktkonsolidierung in Österreich sei einer der wichtigsten operativen Trigger für die Telekom Austria. (bs)
In der Nacht auf heute wurde ein Konsolidierungsschritt für den österreichischen Mobilfunkmarkt besiegelt: Hutchison Whampoa (3) übernimmt die France Telecom-Tochter Orange für 1,3 Mrd. Euro und nimmt durch den Weiterverkauf einiger Orange-Assets (darunter die Billigmarke „Yesss“) an die Telekom Austria bis zu 390 Mio. Euro ein.
Laut S&P erhöhe die Akquisition den Verschuldungsgrad der Telekom Austria zwar - mit erwarteten 2,7x bis 2,8x Nettoverschuldung zu EBITDA (in der Berechnung von S&P) per Ende 2012 liege die Telekom aber noch in der Bandbreite, die für das Rating angemessen erscheint - wenngleich auch „am oberen Ende“.
Der Deal kommt für den Markt nicht überraschend, wurde er doch schon länger in den Medien kolportiert. Billig ist die Sache für die Telekom Austria aber nicht. „Die Transaktion bringt zweifelsohne Synergien, vor allem im Billigsegment und in der Verbesserung der Netzwerk-Qualität, sie ist aber leider nicht günstig“, meint Erste Group Analystin Vera Sutedja. Der von der Telekom gezahlte Preis entspricht einem Multiple Enterprise Value/Umsatz 2010 von 6,9x. Zum Vergleich: Polkomtel wurde Mitte 2011 zu einem Multiple von 2,4x verkauft, Telekomfirmen in CEE und Westeuropa sind derzeit mit Multiples zwischen 1,4x und 2,8x bewertet, Vodafone-Aktien handeln zum 2,3x bis 2,4x EV/Umsatz für 2011 bis 2013.
Wieder Druck auf Dividende
Laut Telekom wird der Kauf aus dem Cashflow gestemmt. Sutedja ist hier allerdings skeptisch und erwartet, dass sich die Nettoverschuldung der Telekom 2012 von 3,18 Mrd. auf 3,58 Mrd. Euro erhöhen wird (für bevorstehende Spektrumauktionen werden dabei 180 Mio. Euro - eher das untere Ende der Erwartungsbandbreite - angesetzt). Die Folge: „Wir erwarten Druck auf die Dividende für 2012“, so Sutedja.
Die Telekom Austria hat im Dezember die Dividende für 2011 und 2012 um 50% auf 0,38 Euro je Aktie halbiert.
Die Analysten der Berenberg Bank werten die Marktkonsolidierung zwar generell als positiv für das Sentiment - nicht zuletzt weil Österreich einer der heiss umkämpftesten Mobilfunkmärkte ist. Abseits vom Sentiment hat Analyst Usman Ghazi aber drei Bedenken: Zum einen verweist er darauf, dass die Transaktion noch am Veto der Wettbewerbsbehörde scheitern könnte. Die Kombination von „Bob“ (Billigmarke der Telekom) und „Yesss“ führe zu einer deutlichen Konzentrierung der Marktmacht im Billigsegment.
Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) meldet gegenüber der APA in einer ersten Reaktion auch massive Bedenken wegen des "3"/Orange/ Yesss-Deals an. „Ein Okay für dieses Paket ist, so wie es derzeit ausschaut, schwer vorstellbar", sagt Sprecher Stefan Keznickl.
Zurück zu den Berenberg-Bedenken: Der Zukauf führe dazu, dass die Telekom - trotz Dividendenkürzung im Dezember - wieder ziemlich knapp an die Obergrenze ihrer selbst auferlegten Verschuldungsobergrenze von 2x bis 2,5x Nettoverschuldung zu EBITDA herankommt. Angesichts des wirtschaftlichen Gegenwinds in CEE und der wieder eingeführten Telekomsteuer in Kroatien verringere sich somit für das Management die Flexibilität. Und last but not least glaubt Analyst Ghazi auch nicht wirklich daran, dass die Mobilfunkpreise in Österreich durch die Marktkonsolidierung einen Schub nach oben erfahren - 3/Orange wohl gerade nicht jetzt auf die Rolle des „Preiskämpfers“ verzichten. Ghazi erwartet am ehesten eine Stabilisierung der Preise am aktuell niedrigen Niveau.
RCB-Analyst Bernd Maurer hingegen sieht die Chance, dass sich der Verdrängungswettbewerb am österreichischen Sprach- und Datenmarkt zumindest mittel- bis langfristig bessert. Die Marktkonsolidierung in Österreich sei einer der wichtigsten operativen Trigger für die Telekom Austria. (bs)
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