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Edelstahl-Fusion verleiht auch voestalpine Fantasie

Binnen kürzester Zeit sieht sich die voestalpine am Edelstahlmarkt mit immer neuen Konkurrenten konfrontiert. Im Vorjahr entliess noch Marktführer ArcelorMittal seine entsprechenden Aktivitäten in die Unabhängigkeit und führte diese als Aperam an die Börse. Für Aktionäre war das bisher kein gutes Investment, auf Sicht des ersten Jahres an der Börse liegt der Titel rund 50 Prozent unter Wasser. Und nun ist der Zusammenschluss der Edelstahlaktivitäten von ThyssenKrupp (unter dem Namen Inoxum) und der finnischen Outokumpu fix - es entsteht der neue Marktführer Europas. Und eine gute Gelegenheit, sich den Wert der ehemaligen Böhler-Uddeholm innerhalb des voestalpine-Konzern anzusehen. Denn Edelstahl wird zwar wegen seines stark zyklischen Charakters immer weniger zu den Kerngeschäften der Stahlhersteller gerechnet, Inoxum brachte aber mehr als erwartet. Mit 2,7 Mrd. Euro sogar deutlich mehr, als Analysten eigentlich auf ihrer Rechnung hatten - die Schätzungen gingen über 2,0 nicht hinaus. Das auch, da Thyssen gerade im Edelstahlbereich die Fusion mit Krupp noch längst nicht richtig durchgezogen hat, und es derart einige das Ergebnis belastende Doppelgleisigkeiten gibt. All das hofft Outokumpu besser in den Griff zu bekommen und die entsprechenden Synergien selbst heben zu können. Darum wurde auch relativ viel Geld für ein Unternehmen locker gemacht, das im Vorjahr eine EBIT-Marge von gerade mal 0,2 Prozent erzielte. Wie schwierig die Situation am Markt ist, zeigt die Lage bei Outokumpu selbst. Obwohl die Finnen als kostengünstiger Produzent gelten, gab’s 2011 das vierte Minusjahr en suite. Was heisst all das nun für die voestalpine? Die Überkapazitäten betreffen derzeit vor allem das Segment Flachstahl, während der Lang- und Werkzeugstahl der voestalpine über ein wesentlich besseres Margenumfeld verfügt - im Vergleich mit der Peergroup wäre der Bereich der Österreicher in etwa 80 Prozent des Bereichsumsatzes wert. Sprich, in etwa die Hälfte der voest-Marktkapitalisierung entfällt eigentlich auf den Wert der Edelstahldivision, die an sich rund ein Viertel zum Umsatz bzw. Gewinn beisteuert.

(gill)