, boerse-express

Wienerberger-CFO Van Riet: 'Es ist nicht nur das Rating, das zählt'

Börse Express: Wienerberger hat in den vergangenen Tagen sehr erfolgreich einen Bond platziert und dabei das maximale Volumen von 200 Mio. Euro ausgeschöpft - gerade in einer Zeit, in der Österreich sein Triple A verloren hat. War das irgendein Thema bei den Roadshows?

Willy Van Riet: Nein, ebenso wenig, dass Belgien schon früher sein Triple A verloren hat. Für solche kleinen Platzierungen, wie unsere, spielt das keine wesentliche Rolle. Bei grösseren, internationalen Transaktionen aber durchaus.

Börse Express: Das heisst, die Bonität des Staates schlägt schon auch auf die Emittenten dieses Landes generell durch?

Willy Van Riet: Ja, sicherlich. Ich möchte derzeit kein griechisches oder spanisches Unternehmen sein. Die Herabstufung Österreichs war ja vom Markt im Pricing auch schon vorweggenommen. Ein Rating kommt immer spät, teilweise zu spät. Und es ist auch nicht nur das Rating, das zählt. Es spielt bei den Investoren sehr wohl eine Rolle, wie vertrauenswürdig man als Emittent ist, wie die Geschäfte geführt werden. Wienerberger ist ja derzeit auch ein Junk-Bond, aber bei der Roadshow in Belgien meinte etwa ein Investor, Rating sei das eine, aber er sehe sich sehr wohl auch die Unternehmen im Detail an. Man muss ja schlussendlich auch das Rating als das beurteilen, was es ist: Die Wahrscheinlichkeit für einen Zahlungsausfall.

Börse Express: Wienerberger ist am Markt besser gepreist, nämlich BBB, als es den aktuellen Ratings bei Moody's und S&P entspricht. Ist das also ein Folge davon, dass Investoren durch die Ratings „hindurch sehen“?

Willy Van Riet: Ja, so kann man das sagen.

Börse Express: Wie beurteilen Sie die zuletzt doch teilweise sehr emotional geführte Diskussion um die Sovereign Ratings und die Abstufung Österreichs durch S&P?

Willy Van Riet: Ich denke, dass das Rating schon sehr in den Vordergrund der Diskussionen gerückt ist. Wichtig ist, wie ernsthaft man die jeweiligen Vorhaben angeht und umsetzt, was man versprochen hat – egal ob als Unternehmen oder als Staat.

Börse Express: Wie war generell das Feedback bei den Roadshows? Wienerberger ist ja doch ein konjunktursensibles Unternehmen, das angesichts etlicher Rezessionsprognosen für Europa vielleicht kritischer gesehen werden könnte?

Willy Van Riet: Ich glaube, das darf man nicht zu dramatisch sehen. Als Branche betrachtet, haben wir zuletzt ja keinen Höhenflug durchgemacht, sondern waren noch relativ am Boden, und werden es schon auch noch bleiben. Was die Entwicklung 2012 anbelangt, wird sicher viel davon abhängen, ob das Vertrauen der Menschen zurückkommt. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, die Kosten gesenkt, leichte Preissteigerungen durchgesetzt – und waren zuletzt auch damit erfolgreich. Wie gesagt, ich sehe nicht die grosse Dramatik für die Konjunkturentwicklung. Von den Medien wird das vielleicht hin und wieder zu negativ beurteilt.

Börse Express: Wie lautet Ihre Einschätzung für 2012?

Willy Van Riet: Es ist noch zu früh im Jahr, bei uns fängt das Geschäft eigentlich erst im Frühling an. Derzeit läuft es gut, weil wir keinen tiefen Winter haben. Aber Jänner, Februar sind für uns keine aussagekräftigen Monate. Die Ziele für 2011 hinsichtlich EBITDA in einer Bandbreite von 250 Mio. bis 260 Mio. Euro haben Sie aber erreicht? Ja, die haben wir erreicht.

Börse Express: Der Refinanzierungsbedarf von Wienerberger liegt für 2012 bei 400 Mio. Euro. Diesen hatten Sie bereits vor der Emission mit Cash gedeckt. Warum der Bond jetzt?

Willy Van Riet: Wir wollten uns bereits früh im Jahr einen Cash-Polster aufbauen und auch weniger von Bankfinanzierungen abhängig werden. 2013 haben wir keinen Refinanzierungsbedarf auf der Anleihenseite, erst 2014 wieder.

Börse Express: 60% der Emission wurden in Österreich platziert, der Rest in Belgien, Deutschland und der Schweiz. Wieviel ging dabei ins Retail?

Willy Van Riet: Der Grossteil, auch in Belgien.

Börse Express: Die Leadbanken waren KBC und BNP. Glauben Sie, dass sich im Zuge von Basel III der Wettbewerb unter den begleitenden Banken am Markt verschärfen wird?

Willy Van Riet: Ich denke, es gab immer schon Wettbewerb, das wird sich auch nicht ändern.

Interview: Bettina Schragl

Relevante Links: Wienerberger AG