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'Normalerweise fallen die ersten Handelstage des Jahres eher positiv aus'

Die erste Börsenwoche des neuen Jahres dürfte laut Experten ähnlich spannungsarm verlaufen wie die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr. Nachdem der Dax 2011 rund 15 Prozent eingebüßt hat, herrscht mit Blick auf das Gesamtjahr aber Zuversicht vor: Die von dpa-AFX befragten Analysten sehen den deutschen Leitindex Ende 2012 im Schnitt bei 6.680 Punkten. Gegenüber dem aktuellen Niveau wäre dies ein Plus von gut 13 Prozent. Der Optimismus der Fachleute gründet auf der robusten deutschen Wirtschaft und fehlenden Anlagealternativen.

Da am Montag die Börsen in den USA, Großbritannien, Japan und der Schweiz geschlossen bleiben, rechnet Analyst Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel 'erst einmal mit einer Fortsetzung des lustlosen, zufallsgetriebenen Handels'. Etwas lebhafter könnte es gegen Ende der Woche werden - am Freitag steht der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für den Dezember auf der Agenda. Bereits am Tag zuvor könnten Daten des Arbeitsmarkt-Dienstleisters Automatic Data Processing (ADP) zur Beschäftigung im Privatsektor eine erste Indikation für die Entwicklung liefern.

'Normalerweise fallen die ersten Handelstage des Jahres eher positiv aus, weil dann neues Geld in den Markt kommt', so de Schutter weiter. Unterstützung erhoffe er sich insbesondere seitens der Konjunktur, falls die Daten wie zuletzt tendenziell positiv überraschten. Zudem berichteten die ersten Unternehmen über ihre jüngste Geschäftsentwicklung. Analyst Christoph Schmidt von der Wertpapierhandelsbank N.M.F. AG rechnet ebenfalls mit einer sehr ruhigen ersten Handelswoche, auch weil viele Anleger noch im Urlaub sein dürften und der Dreikönigstag am Freitag in einigen Ländern Feiertag sei. 'Eventuell könnten noch die chinesischen Einkaufsmanagerindizes Impulse geben, die am Neujahrswochenende anstehen.'

'Nicht unbedingt mit einer Jahresanfangsrally' rechnet Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Die Anleger, die nicht im Urlaub seien, dürften sich erst einmal zurückhalten. Für das Gesamtjahr ist der Experte indes optimistisch, wenngleich er die vielen politischen Unwägbarkeiten insbesondere mit Blick auf die Euro-Krise betont. Diese machten eine aussagekräftige fundamentale Marktanalyse schwieriger als früher. 'Angesichts der verhaltenen Erwartungen könnte es aber positive Überraschungen geben.'

Verhalten fällt die Einschätzung des Vermögensverwalters Swiss Life Asset Management aus. Zwar sei der Kursverlauf an vielen Börsen im Schlussquartal positiv gewesen, was vor allem auf gute US-Daten zurückgehe. Zudem habe die Ankündigung der Europäischen Zentralbank, den Geschäftsbanken unlimitiert Liquidität auf bis zu drei Jahre hinaus zur Verfügung zu stellen, das Finanzsystem stabilisiert. 'Noch ungelöst bleibt jedoch der hohe Refinanzierungsbedarf von Staaten wie Italien und Spanien', gaben die Experten zu bedenken. 'Entsprechend gering wird der Risiskoappetit unter den Anlegern in den kommenden Wochen bleiben.' Ungeachtet des von ihnen erwarteten guten Börsenjahres bestehe daher 'kein Druck, um bereits in den ersten Tagen des neuen Jahres investiert zu sein. Es dürfte sich auszahlen, weitere Zeichen einer Verbesserung an Europas Schuldenfront abzuwarten'.

Mangels anderer Nachrichten dürften in der ersten Handelswoche am ehesten noch Konjunkturdaten den Börsen Impulse geben. Vor den richtungsweisenden Zahlen vom US-Arbeitsmarkt stehen bereits die amerikanischen ISM-Einkaufsmanagerindizes im Industrie- und Dienstleistungssektor am Dienstag beziehungsweise Donnerstag im Fokus. Von Unternehmensseite ist nur wenig Spannendes zu erwarten. Am Donnerstag legt die Baumarktkette Praktiker einen Zwischenbericht vor. Am selben Tag geben aus den USA der Agrochemiekonzern Monsanto und der Düngemittelhersteller und K+S-Konkurrent Mosaic ihre Zahlen zum ersten beziehungsweise zweiten Geschäftsquartal 2012 bekannt.