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Banken pfeifen auf Stigma, setzen auf Sicherheit
Die Markterwartungen waren in den vergangen Tagen stetig nach oben geklettert, im Durchschnitt sollten die europäischen Banken heute 325 Mrd. Euro beim ersten Drei-Jahres-Tender der EZB nachfragen, so die Schätzung. Schlussendlich war es dann eine knappe halbe Billion Euro, 489 Mrd. Euro im Detail, die 523 Banken nun auf 36 Monate von der EZB zu einem Zinssatz von 1% zur Verfügung gestellt bekommen. Das ist ein Rekord und überragt die 442 Mrd. Euro bei einem 12-Monats-Tender im Juni 2009 doch um einiges.
Die Überschuss-Liquidität im Bankensystem steigt damit laut Schätzungen aus dem UniCredit-Research von 300 Mrd. auf 490 Mrd. Euro (190 Mrd. Euro der heutigen Zuteilung waren „echte“ Nachfrage, der Rest wurde aus anderen Laufzeiten gerollt).
KBC-Analyst Andrew Stimpson siedelt den Netto-Anstieg bei 209 Mrd. Euro an. Und für die Institute sei das ein gutes Geschäft: „Am Ende der Drei-Jahres-Periode werden die Banken damit einen zusätzlichen Vorsteuer-Gewinn von 19 Mrd. Euro erzielt haben“, rechnet Stimpson vor. Er erwartet zwar nicht, dass die Anleger den Banken für diese „Extra-Gewinne“ einen Vorschuss geben. „Die damit zusätzlich einbehaltenen Gewinne sind allerdings ein Beginn, die Kapitalquoten zu erhöhen.“
Die Institute dürften auch allfällige Bedenken, dass derartige Geldbeschaffungsaktionen mit einem gewissen Stigma behaftet sind, über Bord geworfen haben. „Den Banken wurde klar, dass die Refinanzierung der Bilanzen für das nächste Jahr wichtiger ist“, so Stimpson. EZB-Chef Draghi und einige nationale Notenbanker dürften diese Sichtweise unterstützt haben.
Die Aktion hatte zudem positive Auswirkungen auf die Spreads europäischer Staatsanleihen. Diese haben sich bei dreijährigen Laufzeiten deutlich verengt, vor allem bei spanischen, italienischen und belgischen Bonds. „Wir haben kaum Zweifel, dass dies mit Zukäufen seitens der Banken zu tun hat“, so der KBC-Analyst. Wobei vor allem die lokalen Banken zu den Staatsanleihen ihres Landes greifen dürften. Für grenzüberschreitende Staatsanleihen-Investments gebe es angesichts des Stigmas, das dem Europeripherie-Exposure anhaftet, derzeit wenig Motivation.
Die knappe halbe Billion Euro an Zuteilung entspricht 165% der im Startquartal 2012 auslaufenden Anleihen europäischer Banken bzw. 63% der Fälligkeiten im Gesamtjahr 2012, rechnet Goldman Sachs Analyst Jernej Omahen in einer ersten Reaktion vor. Die Institute seien damit auf gutem Weg, ihre Anleihe-Refinanzierungen für 2012, vielleicht sogar 2013, unter Dach und Fach zu bringen.
Alles Notmassnahmen
Der Drei-Jahres-Tender der Notenbank verbessere die Liquiditätsversorgung des europäischen Bankensektors entscheidend, erklärte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des deutschen Bankenverbands. Er warnt aber auch vor verfrühtem Optimismus: „Dies sind alles Notmassnahmen, die einen funktionsfähigen Interbankenmarkt nicht ersetzen können“. Es müsse weiter alles getan werden, um das Vertrauen in das Bankensystem wieder herzustellen. (bs)
Die Überschuss-Liquidität im Bankensystem steigt damit laut Schätzungen aus dem UniCredit-Research von 300 Mrd. auf 490 Mrd. Euro (190 Mrd. Euro der heutigen Zuteilung waren „echte“ Nachfrage, der Rest wurde aus anderen Laufzeiten gerollt).
KBC-Analyst Andrew Stimpson siedelt den Netto-Anstieg bei 209 Mrd. Euro an. Und für die Institute sei das ein gutes Geschäft: „Am Ende der Drei-Jahres-Periode werden die Banken damit einen zusätzlichen Vorsteuer-Gewinn von 19 Mrd. Euro erzielt haben“, rechnet Stimpson vor. Er erwartet zwar nicht, dass die Anleger den Banken für diese „Extra-Gewinne“ einen Vorschuss geben. „Die damit zusätzlich einbehaltenen Gewinne sind allerdings ein Beginn, die Kapitalquoten zu erhöhen.“
Die Institute dürften auch allfällige Bedenken, dass derartige Geldbeschaffungsaktionen mit einem gewissen Stigma behaftet sind, über Bord geworfen haben. „Den Banken wurde klar, dass die Refinanzierung der Bilanzen für das nächste Jahr wichtiger ist“, so Stimpson. EZB-Chef Draghi und einige nationale Notenbanker dürften diese Sichtweise unterstützt haben.
Die Aktion hatte zudem positive Auswirkungen auf die Spreads europäischer Staatsanleihen. Diese haben sich bei dreijährigen Laufzeiten deutlich verengt, vor allem bei spanischen, italienischen und belgischen Bonds. „Wir haben kaum Zweifel, dass dies mit Zukäufen seitens der Banken zu tun hat“, so der KBC-Analyst. Wobei vor allem die lokalen Banken zu den Staatsanleihen ihres Landes greifen dürften. Für grenzüberschreitende Staatsanleihen-Investments gebe es angesichts des Stigmas, das dem Europeripherie-Exposure anhaftet, derzeit wenig Motivation.
Die knappe halbe Billion Euro an Zuteilung entspricht 165% der im Startquartal 2012 auslaufenden Anleihen europäischer Banken bzw. 63% der Fälligkeiten im Gesamtjahr 2012, rechnet Goldman Sachs Analyst Jernej Omahen in einer ersten Reaktion vor. Die Institute seien damit auf gutem Weg, ihre Anleihe-Refinanzierungen für 2012, vielleicht sogar 2013, unter Dach und Fach zu bringen.
Alles Notmassnahmen
Der Drei-Jahres-Tender der Notenbank verbessere die Liquiditätsversorgung des europäischen Bankensektors entscheidend, erklärte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des deutschen Bankenverbands. Er warnt aber auch vor verfrühtem Optimismus: „Dies sind alles Notmassnahmen, die einen funktionsfähigen Interbankenmarkt nicht ersetzen können“. Es müsse weiter alles getan werden, um das Vertrauen in das Bankensystem wieder herzustellen. (bs)
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