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Rasinger: Börsekandidaten

Die letzten Jahre waren für die Wiener Börse wenig erfreulich: stark gesunkene Kurse; mehr Ab- als Zugänge auf dem Kurszettel; in Prag, Budapest und Laibach wurden viele Millionen ohne nennenswerten Return investiert. Nun kehrt Heinrich Schaller, bisher Chef der Wiener Börse, in das Scharinger-Reich nach Oberösterreich zurück, wo er in der Stiftung der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich einige Börsekandidaten vorfindet. So würde es etwa Sinn machen, dass die Energie AG Oberösterreich (Anteil Raiffeisenlandesbank fast 14 Prozent) wie die EVN mit einem stabilen Kernaktionär teilprivatisiert wird. Mit diesem Schritt könnte der politische Einflusses zurückgedrängt, mehr Transparenz erreicht und eine konsequente betriebswirtschaftliche Gestion umgesetzt werden. Palfinger, Rosenbauer, aber ebenso voestalpine haben gezeigt, dass börsenotierte Gesellschaften mit einem verlässlichen Mehrheitsaktionär effizienter wirtschaften. Eine Privatisierung täte auch der ESTAG gut, dem Energieversorger der Steiermark. Die Beteiligung der EdF, des französischen Atomstromriesen, als Minderheitsgesellschafter der ESTAG hat nichts gebracht, außer dass Langzeit-Aufsichtsratschef Peter Schachner den leicht angewandelten Spruch vom Sonnenkönig Ludwig XVI. „L´Estag, c´est moi“ in selbstherrlicher Art übernommen hat. Nicht anders ist zu erklären, dass er eine Fehde mit dem ehemaligen Vorstand Karl Maier über dessen Erfolgsprämie austrägt - auf dem Rücken des Unternehmens mit hohen Anwaltskosten und mehr als zweifelhaften Erfolgsaussichten. Sogar der Vorwurf der Bilanzfälschung durch willkürliche, nachträgliche Dotierung von Rückstellungen steht im Raum. Leider gibt es bis heute in Österreich als einzigem EU-Land noch immer keine „Enforcement“-Stelle (Bilanzpolizei), die diesen Fall unabhängig und kompetent untersuchen könnte. Ins Sittenbild passt, dass Oswin Kois, erst vor kurzem bestellter Vorstandschef und langjähriger Schachner-„Wasserträger“, seinen Rückzug krankheitshalber bereits ein halbes Jahr vor Beendigung seiner Tätigkeit ankündigt; böse Zungen behaupten zum optimalen Zeitpunkt für die Maximierung der Pensionsansprüche. Fakt ist, dass das Land Steiermark Geld braucht. Daher bringt eine Teilprivatisierung eine „Win-Win“-Situation für das Land, das Unternehmen und vor allem die Steirer, die sich wohl gerne an ihrem Infrastrukturunternehmen beteiligen werden - ohne politische Pfründe und Günstlinge.