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Lohrke: Schlechteste Thanksgiving Dow Performance aller Zeiten; Europa der gebrochenen Versprechen und des Rechtsbruchs; Allianz langt mit MANRoland-Pleite erneut daneben; aufgelöste Negativ-Wetten sorgen für Kursplus; IWF blecht notfalls für Italien; Partnerschaft zwischen Toyota und BMW? Tokyo startet bullish; Palmöl schlägt Rohöl – Sime Darby schlägt Lukoil

Globalyze Marktbericht

 

An Thanksgiving gingen die Amerikaner wie gewohnt shoppen. An der Wall Street war davon allerdings wenig zu spüren. So ist die Dow-Performance der Thanksgiving Woche mit -4,8 % bei dünnem Handel die schlechteste seit 1942, also dem Zeitpunkt, wo man mit dieser Art von Messungen angefangen hat. Dazu trug unter anderem die erneute Herabstufung Belgiens durch die Ratingagentur Standard & Poor’s bei. Wobei das Treffen zwischen Merkel, Sarkozy und Monti etwas Trost spendete. „Wenigstens musste man nach dem Treffen nicht weinen“ drückte es ein Marktteilnehmer nach den Negativ-Erfahrungen der vergangenen Wochen zutreffend aus. Von der wiederentdeckten Kauflaune der Amis profitierte Wal-Mart mit +0,4 % gegen den Trend. Macy’s und Best Buy gaben hingegen um -0,4 % bzw. -0,3 % nach. AT&T gab ebenfalls um -0,5 % nach, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hat, dass es für den Fall, dass der Telekom-Deal endgültig scheitert (was wohl so kommen wird), 4 Mrd. Dollar zurückstellt. US-Steel fielen nach der Zurückweisung einer als unfreundlich eingestuften Offerte bis zu 3 Mio. Aktien für 24,50 Dollar das Stück, kaufen zu wollen, um -0,6%. Dow, Nasdaq und S&P 500 gaben um -0,23 % (11.231), -0,75 % (2.441) und -0,27 % (1.158) nach.

 

In Frankfurt war der Handel weiter nervös. Mit großer Besorgnis sieht man das Übergreifen der Krise auf die Kernländer der EU: Das Deutschland statt 6 Mrd. Euro 10-jährige Anleihen nur 3,9 Mrd. Euro aufnehmen konnte, war dann doch eine Zäsur. Und wieder soll und wird es die Bad Notenbank EZB richten. Wobei es vermehrt Stimmen gibt, die ganz offen dem Abgehen von der Preisstabilität das Wort reden. Wieder wurde ein europäisches Versprechen, nämlich, dass die Bad Notenbank EZB so stabil wie die Deutsche Bundesbank sein wird, gebrochen. Wir arbeiten derzeit alle am Europa der gebrochen Versprechen und des Rechtsbruchs. Am Ende retteten sich die Indizes dann doch noch ins Plus. Sicherheitshalber lösten einige Händler vor dem vor der Tür stehenden Wochenende ihre Wetten auf fallende Kurse auf, was rein technisch zu Kurssteigerungen führte. Die aber wie ein ungewolltes Kind daherkamen. Dax, Tec Dax und C Dax stiegen um +1,19 % (5.492), +0,96 % (653,47) und +1,01 % (486,12). Größte Verlierer im Dax waren MAN mit -1,89 % und die Allianz mit -1,81 %. Grund dafür ist die Pleite von MANRoland. Und wieder versuchen Analysten von internationalen Investmentbanken die Allianz zu pushen. Wobei die Investments der Vergangenheit wie eben MANRoland, Dresdner Bank und Heidelberger Druckmaschinen um nur einige zu nennen, nicht gerade für deren „Händchen“ sprechen. Ob ich denen mein Geld anvertrauen würde? Dann doch eher nicht. Ich halte es da eher dann doch mit dem Bibelspruch: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“.

 

In Tokyo eröffnete der Handel positiv nachdem die Meldung die Runde machte, dass sich im Falle einer Verschlechterung Italiens an den Märkten der Internationale Währungsfonds mit 600 Mrd. Euro hinter das Land stellen würde. Das führte zu einer kleinen Pause des Anstiegs des Yen gegenüber dem Euro. Eine kleine Rolle mag auch gespielt haben, dass sich am Wochenende nach Globalyze und mir sowie Warren Buffett auch die Rohstoff-Legende Jim Rogers „bullish“ für japanische Aktien ausgesprochen hat. Positiv wurde auf dem Parkett auch das Gerücht aufgenommen, dass Toyota (+3,2 %) angeblich mit BMW bei umweltfreundlichen Fahrzeugen eine umfassende Partnerschaft eingehen werden. Jedenfalls sorgte das alles dafür, dass bis auf die Branchen Landtransporte, Elektrizität und Gas sowie Pappe und Papier alle anderen im Plus lagen. Wobei Seetransporte, Eisen und Stahl sowie Minen die Rangliste anführten. Die japanischen Reeder waren mit +8,4 % (Mitsui OSK Lines), +8,9 % (Kawasaki Kishen Kaisha) und +6,9 % (Nippon Yusen) besonders gesucht. Grund ist, dass diese angesichts des hart umkämpften Containermarkts die Anzahl ihrer Containerschiffe verringern werden. Die guten Thanksgiving Käufe in den USA sorgten auch bei dem japanischen Konsumelektronikhersteller Funai Electric Co. Ltd. für um +6,6 % gestiegene Kurse. Wie positiv die Stimmung war, zeigt dass 1.232 steigende Aktien nur 285 fallenden gegenüberstanden. 121 lagen unverändert. Der Nikkei ging mit hoffnungsvollen +1,56 % oder 8.287 Punkten aus dem Markt.

 

Globalyze Pressetour

 

Lukoil mit weniger Öl und Gewinn. Russlands größter Ölproduzent weist wegen einer -5,3 % niedrigeren Produktion und höherer Kosten zwar einen Umsatzanstieg von +30 % auf 34,56 Mrd. Dollar aus, aber auch einen Gewinnrückgang um -20 %.

 

Standpunkt: Der Gewinn ist auf 2,24 Mrd. Dollar gesunken. Wobei im Vorjahr noch 2,82 Mrd. Dollar erzielt wurden und die Analystenschätzungen bei 3,18 Mrd. Dollar lagen. Kein Wunder also, dass da derzeit der Kurs abschmiert. Wobei sich bei Russland angesichts des undemokratischen Jubelparteitags, der unseren laut Ex-Bundeskanzler Schröder „lupenreinen Demokraten“ Putin „einstimmig“ (!!!) kürte, die Frage stellt, wie genau die es mit Recht und Gesetz nehmen. Insofern werde ich meinen Kunden eher die Länder empfehlen, wo mehr Rechtssicherheit herrscht und dafür das Länderrisiko geringer ist.

 

Sime Darby Gewinn steigt um +63 %. Der durch Briten 1910 gegründete, im malaysischen Kuala Lumpur ansässige Mischkonzern und mit über 104.000 Mitarbeitern weltweit größter Palmölproduzent steigert Umsatz und Gewinn um -27 % bzw. +63 %.

 

Standpunkt: Der Umsatz von Sime Darby Bhd. beträgt im 1. Quartal 11,06 Mrd. Ringgit. Der Gewinn lag bei 1,07 Mrd. Ringgit (=335.3 Mio. Dollar). Da war natürlich der mit 2.946 Ringgit per Tonne hohe Palmölpreis nicht unwesentlich dran beteiligt. Noch im Vorjahreszeitraum lag der Preis bei 2.511 Ringgit. Der wird von Sime nach konservativer Planung für die nächsten neun Monate mit 2.800 Ringgit per Tonne angesetzt. Dazu kommt, dass Sime Darby in Indonesien in 2013 dort ihre erste Palmöl-Anlage mit einer jährlichen Kapazität von 900.000 Tonnen eröffnet. Das sieht nicht schlecht aus.

 

Gerüchte um Toyota-BMW-Achse. Laut einem Bericht einer japanischen Wirtschaftszeitung werden Toyota und BMW eine umfassende und tiefe Partnerschaft im Bereich umweltfreundliche Autos eingehen.

 

Standpunkt: Von einem „technology-sharing“ ist in diesem Artikel die Rede. Nun darf man gespannt sein, ob das mehr als ein Gerücht ist. Jedenfalls würde die Partnerschaft Sinn machen, da Toyota bei den Stromautos die Kostenführerschaft übernehmen will und BMW im Werk Williamsburg die ersten kompletten Stromautos baut. Da diese wegen der schweren Batterien gewichtsreduziert daher kommen müssen, macht SGL Carbon AG mit seinen Kohlefasern als Dritter im Bunde zusätzlich Sinn. Diese Truppe könnte den internationalen Automarkt der Zukunft gehörig aufmischen.

 

Jim Rogers und Globalyze auf Sushi-Kurs. Nach Globalyze und Warren Buffett hat sich nun auch die Rohstoff-Legende Jim Rogers als „bullish“ für den Yen und die japanischen Aktien geoutet.

 

Standpunkt: Die Staatsschuldenkrise erhöhe die japanischen Aktien als sicheren Hafen, gab Jim Rogers am Wochenende von sich. Das ist richtig. Was mich aber noch viel mehr als das freut, ist dass Jim Rogers – im Gegensatz zu vielen Bankanalysten – so argumentiert wie wir es tun. Und wir im Globalyze Value Börsenbrief bereits weit vor ihm und Buffett einen Schwerpunkt Japan gesetzt haben. Der starke Yen ist für Japan nämlich nicht nur Belastung. Der starke Yen bedeutet auch günstiger Einkauf von in Dollar notierten Rohstoffen, günstiger Einkauf von in schwächeren Währungsräumen übernommene Firmen und günstiger Bau von Fabriken im Ausland. Dazu kommt aufgrund der schizophrenen und ungewöhnlichen Erscheinung von niedrigen Zinsen und starker Währung, was eigentlich ein Widerspruch in sich ist, dass man sich japanische Unternehmen günstigst refinanzieren können und im Geld schwimmen. Wenn das Mal nicht positiv ist. Dann weiß ich auch nicht mehr.

 

Allianz der Geldvernichter. Trotz Dresdner Bank, MANRoland und Heidelberger Druckmaschinen erntet die Allianz bei einigen Analysten noch immer Beifall. Globalyze warnte bereits im September 2008.

 

Standpunkt: Als am 2. September 2008 das Handelsblatt in seiner Finanzzeitung den Hauptartikel mit „Allianz erntete Beifall“ überschrieb, gab es in diesem Artikel nur einen Analysten, der das anders sah. „Der Unternehmensberater Norbert Lohrke vom Onlineportal Globalyze urteilt daher im Rückblick „Allianz der Geldvernichter“, weil nur ein Drittel der Summe zurückfließt (betraf Dresdner Bank Verkauf). Gegen diesen Vergleich wehrt sich die Allianz, weil beide Deals insbesondere wegen der Vermögensverwaltung nicht vergleichbar seien.“ Das ist ein Zitat aus dem Artikel von Thomas Schmitt. Wer damals auf Globalyze hörte statt auf Herrn Spencer Horgan von der Deutsche Bank AG oder James Quin von der Citigroup oder dem Rating von Standard & Poor’s hat sich viel (Lehr-) Geld erspart. Und entging der weitergereichten Vermögensvernichtung. Der Kurs war damals bei 116 Euro. Bei einem Kurs von 65 Euro Stand Freitag ist das ein Minus von -44 % in etwas drei Jahren. Vielleicht lohnt es sich ja, auf die etwas kleineren, dafür aber unabhängigen Analysten zu hören. Was meinen Sie?

 

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