Lohrke: EFSF-Hebel und Chinas angebliche Hilfe für Europa belebt Wall Street; US-Neubauverkauf steigt um +5,7 %; Dax und Euro Stoxx 50 brechen trotz Hebelung ein; Japan eröffnet freundlich und wartet auf BoJ-Ergebnis; Boeing im Steigflug; Rhön dreht am Rad und Takkt taktet, während Sprint sich verläuft; Asahi leidet unter Preisdruck
Globalyze Marktbericht
Die Hoffnung darauf, dass nun wo Deutschland einer gehebelten Vergrößerung des EFSF-Umfangs zugestimmt hat, die europäische Schuldenkrise aufgefangen wird, sorgte für Optimismus auf dem glatten Parkett der Wall Street. Dazu kamen Gerüchte, dass China angeblich den Europäern dabei unter die Arme greifen wird. Und zwar bei der Finanzierung des beabsichtigten Unterfonds. Dass der chinesische Premierminister Wen Jiabao darauf hinwies, dass die Geldpolitik seines Landes in angemessener Zeit über ein „fine tune“ wieder etwas „anpassungsfähiger“ sein wird, sorgte für zusätzliche Belebung. Auf den Enthusiasmus dämpfend wirkte sich dagegen die Meldung aus, dass es bis die endgültige Größe des EFSF feststeht und dieser agieren kann, dann doch noch etwas Zeit ins Land gehen wird. Auch nahmen die langfristigen Investitionsgüter gegenüber dem Vormonat um -0,8 % ab, während die Verkäufe neuer Eigenheime mit +5,7 % das erste Mal in fünf Monaten wieder zunahmen. Dennoch stiegen Dow, Nasdaq und S&P 500 um +1,39 % (11.869), +0,46 % (2.650) und +1,05 % (1.242). Dabei führten die Finanz-, Energie- und Materialwerte die Gewinnerlisten an. Gold gewann etwas auf 1.722,70 Dollar die Unze hinzu. Rohöl verlor -3,2 % auf 90,20 Dollar je Barrel. Das Energieministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass die Ölvorräte höher als erwartet seien. Bei den Unternehmen kam Sprint Nextel trotz eines niedrigeren Quartalsverlusts mit -7 % mächtig unter die Räder. Auch Ford Motor, die hinter ihrem Ausblick zurückblieben mussten mit -4,5 % kräftig Federn lassen. Human Genome Sciences brachen nach einem höher als erwarteten Verlust um -22 % ein. Hingegen stiegen Biogen Idec angesichts guter Studienergebnisse zu einem Multiple-Sklerose Medikament um +9,4 %.
In Frankfurt stiegen die anfangs in einer Seitwärtsbewegung dahinsiechenden Kurse ab ca. 14.15 Uhr kräftig. Grund war die Meldung über eine eigene Parlamentsmehrheit der Kanzlerin für die Hebelung des EFSF. So hoch wie der Dax stieg, fiel er dann aber – warum auch immer - gegen 15.30 Uhr wieder ins Minus und rettete sich dann doch noch auf ein halbwegs moderates Minus von -0,51 % (6.016). Auch der Euro Stoxx 50 gab um -0,4 % nach. Begeisterung sieht jedenfalls anders aus. Immerhin konnten sich Commerzbank und Deutsche Bank im Plus halten. Die Allianz gab um -1,01 % nach. Größter Verlierer waren die Deutsche Börse mit -3,01 % und adidas mit -2,60 %. An die Spitze setzte sich nach besser als erwarteten Quartalszahlen die Merck KGaA mit +7,94 %. Im Tec Dax, der als einziger deutsche Index um +0,54 % auf 704,69 Punkte anstieg, setzte sich Solarworld und Süss Microtec mit +5,21 % und +5,13 % an die Spitze. Pfeiffer Vacuum und Q-Cells gaben um -3,08 % bzw. -2,93 % nach. Der C Dax fiel um -0,40 % auf 532,00 Punkte.
In Tokyo spürte man heute Morgen die Hoffnung, dass sich das Eurozonen-Geziehe mit der nun auf den Weg gebrachten Hebelung endlich zu Ende neigt. Wobei der vereinbarte 50 % Schuldenschnitt Griechenlands mit Teilgarantie für die neuen Bonds durch den EFSF in Höhe von 30 Mrd. Euro positiv aufgenommen wurde. Auch die Aufwertung des Euro gegenüber dem Yen verfehlte seine Wirkung nicht. Außerdem sehen die Marktteilnehmer der heute anstehenden Veröffentlichung der Ergebnisse des Bank of Japan Meetings mit gutem Mut entgegen. Bei den Branchen schoben sich Großhandel, Gummi und Konsumfinanzen an die Spitze. Glass und Keramik, Fischerei und Forsten und Eisen und Stahl schlossen nach unten hin ab. Bei den Unternehmen konnte Fujitsu wegen der guten Quartalszahlen zulegen. Nippon Steel hingegen fiel u.a. wegen eines Downgrade unter 200 Yen. Die zuletzt stark gelittene Olympus rauschte nach einer Pressekonferenz des Unternehmens um +26 % nach oben. Der Nikkei stieg um +2,04 % auf 8.926 Punkte.
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Boeing Gewinn im Steigflug. Angesichts mehr ausgelieferter Flugzeuge und steigenden Margen steigerte der US-Flugzeugbauer den Gewinn bei einem Umsatzanstieg um +4 % auf 17,73 Mrd. Dollar um +31 % auf 1,1 Mrd. Dollar.
Standpunkt: Dabei stieg die operative Marge von 8,2 % auf 9,7 %. Wobei die zahlreichen Lieferungen des populären 737 Einflügeljets und der 777 beitrugen. Insgesamt wurden im Quartal 127 Flieger ausgeliefert. Im 2. Quartal waren es 118 und vor einem Jahr 124. Auch im Verteidigungs- und Raumfahrtbereich wird ein Anstieg des Betriebsergebnisses um +20 % gemeldet. Der Auftragsbestand stieg von 323 Mrd. Dollar auf 332 Mrd. Dollar. Insofern ist die Anhebung der Prognose verständlich. Allerdings gibt es einen Wermutstropfen. Die Auslieferungen für die 787 und die 747-8 wurden dieses Jahr um 10 Maschinen oder ein Drittel des ursprünglichen Umfangs gekürzt. Läuft eines Tages alles rund, sollte Boeing noch etwas zulegen können.
Sprint, aber in die falsche Richtung. Wenn man Verträge mit Apple über 15,5 Mrd. Dollar unterzeichnet, die keinen Profit bringen werden, muss sich Sprint Nextel nicht über einen erneuten Verlust von -301 Mio. Dollar wundern.
Standpunkt: Wenn Telekomunternehmen so stark von einer Hardware wie dem iPhone abhängig sind wie Sprint Nextel, AT&T und Deutsche Telekom, dann machen sie offensichtlich in ihrem ureigensten Kerngeschäft etwas falsch. Statt sich auf die ausreichende und vor allem durchgängige Telefonie-Versorgung zu kümmern (bei uns ist es noch immer eine Qual z.B. in der Bahn nach Berlin zu telefonieren) und neue innovative Produkte zu entwickeln, hecheln sie ein Stück Hardware hinterher. Traurig, traurig. Solange die Telcos so langweilig und spießig daherkommen, sollte man sich von ihnen fernhalten. Und besser den kaufen der davon profitiert. Nämlich gleich Apple.
Asahi Glass mit Ergebnisrückgang. Weil die Preise für LCD-Glass-Substrate allein in den letzten 3 Monaten um -5 % gesenkt werden mussten, fiel trotz eines stabilen chemischen Geschäfts das operative Ergebnis um -18 % auf 140 Mrd. Yen.
Standpunkt: Dabei sind die TV Verkäufe weiter hoch. Das Problem im Markt ist nur, dass die Preise für FlatScreens, was jeder von Ihnen bei Media Markt feststellen kann, derzeit stark im Sinken begriffen sind. Insofern ist trotz des etwas nachlassenden Kostendrucks seitens der Rohstoffe der Druck über die sinkenden Verkaufspreise da. In einer solchen Situation kommen die Margen mächtig unter die Räder. Für mich heißt das fern bleiben. In Märkten wo die Preise trotz steigenden Absatzes sinken und die Rohstoffe stabil sind bzw. steigen, ist Gefahr im Verzug.
Takkt im Takt. Der in 25 Länder vertretene führende B2B-Spezialversandhändler für Geschäftsausstattung steigerte den Umsatz in Q3 um +2,6 % auf 216 Mio. Euro und den Gewinn um 43,9 % auf 24,6 Mio. Euro.
Standpunkt: Wobei die Bruttomarge mit 43,2 % über dem Vorjahr von 42,6 % gestiegen ist. Was ein gutes Zeichen ist. Bis auf Österreich läuft es in Europa und überraschenderweise auch in den USA recht gut. Auch ist die Aussicht so schlecht nicht. Insofern dürfte die Aktie noch etwas Luft nach oben haben.
Rhön Klinikum dreht am Rad. Mit +10,9 % mehr Patienten (1,7 Mio.) steigerte der Klinikbetreiber die Umsätze in den ersten 9 Monaten um 2,9 % auf 1,96 Mrd. Euro und das EBIT um +3,4 % auf 153 Mio. Euro.
Standpunkt: Das ist ein gutes Ergebnis. Die Optimierungsprogramme zeigen offensichtlich Wirkung. Insofern nimmt man es dem Vorstand ab, wenn er „Leistungs- und Umsatzverbesserungen“ sowie eine „nachhaltige Steigerung des Konzernergebnisses“ in Aussicht stellt. So dürfen sich wohl neben den Patienten auch die Aktionäre Hoffnung auf Besserung machen.
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