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Europas Banken stehen vor Investoren-Boykott wegen Kapital

Die Aktionäre der europäischen Banken weigern sich zurzeit, mehr Kapital in die Branche zu pumpen. Das bedeutet für die Kreditinstitute jedoch, dass für sie nur noch die Steuerzahler als Investoren bleiben, wenn alle Stricke reißen.

Analysten schätzen, dass die Banken ihr Kapital um eine Summe, die irgendwo zwischen 100 Mrd. Euro und 300 Mrd. Euro liegt, werden erhöhen müssen. Hintergrund sind die Pläne der Europäischen Union (EU) für höhere Kapitalanforderungen. Das benötigte Kapital kann entweder von bestehenden Investoren kommen oder vom Staat - in diesem Fall wäre es jedoch an Auflagen gekoppelt.

Investoren wie Schroders Plc und Swisscanto Asset Management weigern sich jedoch, mehr Geld in die Banken zu stecken. Sie befürchten, dass deren Aktienkurse noch weiter fallen werden, nachdem es nicht gelingt, die Staatsschuldenkrise der Region in den Griff zu bekommen.

“Die Banken müssen das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen und zeigen, wie sie wieder auf die Überholspur kommen können, bevor sie Kapital beschaffen können”, sagt Peter Brändle, Vermögensverwalter bei Swisscanto in Zürich. “Der Markt wartet auf eine gute Lösung für die Staatsschuldenprobleme.”

Jose Barroso, der Präsident der Europäischen Kommission, hat bereits angekündigt, dass sich die Banken, die Staats- oder EU-Hilfe in Anspruch nehmen, auf Restriktionen bei ihren Bonuszahlungen und Dividenden einstellen können. Barroso schloss sich in der vergangenen Woche der Forderung von Bundeskanzlerin Angela Merkel an, die sich für Kapitalerhöhungen durch den Verkauf von Aktien an private Investoren ausgesprochen hatte. Sollte dies nicht gelingen, bliebe noch die Rettung durch Staatsmittel. Und wenn auch dies nicht möglich wäre, dann müsste der Euro-Rettungsschirm EFSF einspringen.

Einige Investoren haben die Pläne Barrosos bereits kritisiert und gesagt, dass es keine Lösung darstelle, die Banken dazu zu zwingen, mehr Kapital einzusammeln. Das zugrunde liegende Problem sei schließlich das fehlende Investorenvertrauen in Staatsanleihen.

“Die Rekapitalisierung stellt keine Lösung dar”, sagt etwa Justin Bisseker, Analyst für europäische Banken bei Schroders in London. “Staatsanleihen stellen das Haupt-Risiko dar. Sobald das Vertrauen der Investoren in die Staatsanleihen wieder hergestellt ist, wird das Vertrauen in die Banken folgen.”

Es wird damit gerechnet, dass die Entscheidungsträger Europas ihren Plan zu Lösung der Krise beim G20-Treffen am 3. November offiziell vorstellen. Er soll informierten Kreisen zufolge unter anderem eine Erhöhung der Tier-1-Kernkapitalquote auf neun Prozent vorsehen.

Mindestens 66 der größten Banken Europas würden einen nach diesen Maßstäben angepassten Stresstest nicht bestehen, erklärten Analysten von Credit Suisse am Donnerstag. Diese Institute müssten demnach insgesamt 220 Mrd. Euro an frischem Kapital aufnehmen.

Bankanalyst Roger Francis von Mizuho Securities schätzt die Summe sogar auf bis zu 338 Mrd. Euro, wenn die Griechen-Bonds tatsächlich auf ihren Marktwert abgeschrieben werden müssten. “Vor diesem Hintergrund fiele es mir sehr schwer, Investoren zu empfehlen, sich an Bezugsrechtsemissionen der Banken zu beteiligen”, sagt er.

“Selbst wenn eine Bank als gut angesehen wird, würde es ihr sehr schwer fallen, Kapital zu beschaffen”, bestätigt Francis Dallaire, ein Analyst von Pareto Ohman in Stockholm. “Es ist deutlich besser, erst dafür zu sorgen, dass die Staatsanleihen in guter Verfassung sind. Denn andernfalls bräuchte es eine immense Summe, um eine Bank gegen den Ausfall eines großen Euro-Landes abzusichern.”

Doch selbst wenn es einer Bank gelingt, ihr Kapital zu erhöhen, bedeutet dies noch lange nicht, dass sie aus dem Schneider ist. Das zeigt das Beispiel der Commerzbank AG, sagt Nicolas Walewski, Vermögensverwalter bei Alken Asset Management LLP in London. Seit Deutschlands zweigrößte Bank ihr Kapital im Mai um 5,3 Mrd. Euro erhöht hat, ist der Aktienkurs um 41 Prozent eingebrochen. Dabei belasteten unter anderem Abschreibungen auf Griechen-Bonds und einbrechende Gewinne.

“Solange sie ihren Verschuldungsgrad verringern, sollten sich Investoren von Banken fernhalten”, sagt Walewski. “Es wird sicherlich zwischendurch Erleichterungs-Rallys geben, aber solange die Wirtschaft nicht wächst und die Banken keine Kredite vergeben, leiden die Einnahmen. In diesem Umfeld ist eine Rekapitalisierung irrelevant.”

(Bloomberg)

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