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VIG-Chef Geyer für Reform von Zukunftsvorsorge und Pensionskassen

Für Reformen bei Zukunftsvorsorge, Pensionskassen und den Einmalerlägen in der Lebensversicherung spricht sich der Generaldirektor der Vienna Insurance Group (VIG), Günter Geyer, aus. Zukunftsvorsorge-Verträge sollten, um höheren Risken durch das enge Veranlagungs-Korsett zu entkommen, auch unter den Grundsätzen einer klassischen Lebenspolizze abgeschlossen werden können - mit weniger Verzinsung, diese aber dafür (derzeit zu 2 Prozent) garantiert. Zudem sollte in dem Gesamtrahmen auch eine Pflegeversicherung abgeschlossen werden können. Die von 10 auf 15 Jahre verlängerte "Liegezeit" für Einmalerläge, die dem Bund 30 Mio. Euro Steuerausfall beschere, sollte zur Pension hin eingeschliffen - also verkürzt - werden.

Wenn eine Pflegeversicherung ab Stufe 3 im Zukunftsvorsorge-Rahmen abgeschlossen wird, sollte primär eine Natural-Leistung vorgesehen werden und erst subsidiär eine Geld-Leistung, sagte Geyer am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Sollte jemand statt der konventionellen Zukunftsvorsorge einen Vertrag im Sinne der klassischen Leben abschließen, so hätte er samt Gewinnbeteiligung noch immer - derzeit - rund 3 Prozent Gesamtverzinsung. Solche Polizzen benötigten unter Umständen weniger Förderung, sollten aber dann als Rente steuerfrei sein, so Geyer. Pensionskassen-Berechtigten müssten Übertritte in betriebliche Kollektivversicherungen leichter möglich gemacht werden, will der VIG-Chef. Und die Regelung, dass öffentlich Bedienstete in eine Pensionskasse müssen und nicht in eine Kollektivversicherung dürfen, gehöre weg.

Der VIG hat die Mindest-Laufzeit für Einmalerläge in Leben von 10 auf 15 Jahre, damit beim Versicherungsnehmer nur 4 statt 11 Prozent Versicherungssteuer anfallen, zirka 20 Prozent Ausfall gebracht, sagte Geyer. Ansonsten sei der VIG-Konzern auf einem gutem Wachstumskurs bei den Prämieneinnahmen von um die 4 Prozent insgesamt und um die 13 Prozent im CEE-Raum. Sehr gut laufe es für die VIG in Tschechien, der Slowakei und Polen. In Serbien und Kroatien sei man gut unterwegs in Ungarn sei man durch die Vertriebskooperation mit der Erste Group in Leben beim Zuwachs der Marktführer. In Rumänien sei die Situation gut mit Ausnahme einer im Firmengeschäft tätigen Gesellschaft, wo es wegen Wertberichtigungen heuer Verlust gebe. In Bosnien sei der Einstieg erfolgt, in Albanien habe man zugekauft.

Einen Erwerb der polnischen Warta-Versicherung könnte die VIG ohne Kapitalerhöhung oder ähnliche Emissionen bewerkstelligen. "Die Finanzierung wäre sehr einfach für uns", sagte Geyer und bezifferte die "Kriegskasse" der VIG mit 1,5 Mrd. Euro. Seit langem gilt die VIG als Interessent für die Polen-Tochter der belgischen KBC, mit der der österreichische Versicherungskonzern seinen Polen-Marktanteil von 7 1/2 Prozent etwa verdoppeln könnte. "Vor allem der Sachteil der Warta würde bei uns gut dazupassen", so Geyer. Natürlich würde man die gesamte Warta kaufen, es würden voraussichtlich auch nicht nur Teile davon auf den Markt kommen. Allerdings hat die Due Diligence, die kürzlich schon für die erste Oktober-Hälfte erwartet wurde, noch nicht begonnen. Sie sei aber noch für heuer zu erwarten.

Ihr Gewinnziel für 2011 kann die VIG erreichen, trotz der seit August infolge der Euro-Schulden- und der Banken-Krise verschärften Turbulenzen an den Finanzmärkten. Die geplante 10-prozentige Steigerung des Vorsteuergewinns (EGT) im Konzern könne man "sehr sehr einfach darstellen", erklärte Geyer. Im Vorjahr hatte das EGT des Konzerns um 15,1 Prozent auf 507,8 Mio. Euro zugelegt, im 1. Halbjahr waren es 282,2 Mio. Euro (+10,4 Prozent). Wie 2010 verfolgt die VIG das 10-Prozent-Plus-Ziel auch heuer bereits seit Jahresbeginn.

Ihre Griechenland-Staatsanleihen wird die VIG laut Geyer noch ein weiteres Mal abschreiben, nach bereits 20 Prozent Wertminderung im 1. Halbjahr. "Zirka 10 Mio. Euro müssen wir noch wertberichtigen, dann sind wir bei den 50 Prozent", die zuletzt immer wieder als Haircut für Griechenland-Schulden genannt wurden, sagte Geyer im Klub der Wirtschaftspublizisten. Per 30.6. hatte die VIG Staatsbonds aus Dublin und Athen um 20 Prozent abgeschrieben - und deren Volumen seither mit 52 Mio. Euro für Irland und 33 Mio. Euro für Griechenland beziffert.

Im Vergleich zu anderen Assekuranz-Konzernen stehe man auch beim PIIGS-Exposure gut da. Neben Irland und Griechenland habe die VIG nur noch für 16 Mio. Euro Staatsanleihen Italiens, für 8 Mio. Euro spanische und keinerlei portugiesische. Die in Summe 109 Mio. Euro in den PIIGS seien 1,5 Prozent aller Staatsbonds im Portfolio (6,4 Mrd. Euro) bzw. 0,4 Prozent der Gesamtanlagen. Diesen 0,4 Prozent bei der VIG stünden 8,8 Prozent beim UNIQA-Konzern gegenüber; beim italienischen Generali-Konzern seien es 19,8 Prozent, beim Allianz-Konzern 7,7 Prozent. Bei der Solvabilitäts-Quote liege die VIG mit 220 Prozent vorn, "alle anderen dramatisch darunter": Am besten sei noch die Allianz, während UNIQA und Generali um die 150 Prozent oszillierten. Beim RoE liege die VIG über der Allianz (je um die 10 Prozent), "knappest" voran sei Generali mit über 10 Prozent, berichtete Geyer im Zusammenhang mit dem jüngsten Besuch von Experten der Rating-Agentur Standard&Poor's am Mittwoch dieser Woche: "S&P beurteilte uns positiv", so der VIG-Chef. (APA)

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