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Ratingagenturen heizen Sorgen um Europas Banken an

Die Ratingagentur Moody's hat die Sorgen um Europas Banken weiter angeheizt. Die Analysten setzten am Freitag zum Rundumschlag an und senkten den Daumen über 12 britische und 9 portugiesische Institute, darunter große Häuser wie Royal Bank of Scotland (RBS) , Lloyds und Millennium. Im Vereinigten Königreich sehen sie die Chancen auf staatliche Unterstützung zumindest für die kleineren Institute schwinden. Besonders verheerend fiel jedoch das Zeugnis für die Geldhäuser in Portugal aus, eines der angezählten Schuldenländer am Rande der Eurozone. Das hohe Engagement der dortigen Banken in heimischen Staatsanleihen stelle ein immer größeres Risiko dar, auch und vor allem in Sachen Refinanzierung, erklärte Moody's.

Am gestrigen Donnerstag hatte es im Verein mit der Rückstufung der italienischen Großbanken auch die österreichische UniCredit-Tochter Bank Austria erwischt.

Bank-Austria-Chef Willibald Cernko indes sieht derzeit keine Bankenkrise, sondern eine Staatsschuldenkrise, wie er heute im APA-Interview erklärte. Das mangelnde Vertrauen der Banken untereinander hängt für Cernko mit dem "Klima der Unsicherheit und Unschlüssigkeit" auf europäische und nationaler Ebene zusammen. Solange Europa beim managen der Haushalte schwächle, werde auch die Finanzindustrie als einer der Schlüsselsektoren Probleme haben.

Am Freitagabend hat die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit von Italien herabgestuft. Die Bonitätswächter bewerten Italien nun mit "A+". Der Ausblick wird negativ eingestuft. Das Rating von Spanien wurde um zwei Punkte auf "AA-" gesenkt. Ausblick: Ebenfalls negativ. Fitch begründete die Senkung der Bonität des schuldengeplagten Landes mit der Verschärfung der Krise in der Euro-Zone. Zugleich schrieb Fitch der italienischen Regierung ein unzureichendes Verhalten in der Krise zu. Es sei zu spät auf die Ausweitung der Schuldenkrise reagiert worden. Moody's hatte über Italien bereits am Dienstag den Daumen gesenkt.

Fitch ist die kleinste der drei großen Ratingagenturen. Die Konkurrenten Standard & Poor's und Moody's hatten die Bonität der beiden Länder bereits herabgestuft - der Schritt von Fitch ist also alles andere als eine Überraschung.

Seit Wochen machen sich Politiker und Regulierer Sorgen, ob Europas Banken ausreichend gerüstet sind, wenn sich die Schuldenkrise zuspitzt und die von ihnen gehaltenen Staatsanleihen der Peripherieländer weiter an Wert verlieren. Vor allem steht die Frage im Raum, ob sie das schlimmste Szenario - die Pleite eines Eurolandes - überstehen könnten. Ein Zahlungsausfall Griechenlands ist noch immer nicht vom Tisch, die Ansteckungsgefahren nicht absehbar. Die EU-Kommission will nach eigenen Angaben in der kommenden Woche einen Vorschlag zur Koordination der Mitgliedstaaten bei neuen Hilfen für angeschlagene Banken vorlegen. Damit werden Erinnerungen an die Finanzkrise 2008 wach.

Bankentitel blieben zum Wochenausklang europaweit unter Druck. Mit am stärksten verloren Aktien von RBS und LLoyds in London mit jeweils rund 4 Prozent.

Moodys stufte nun das Langfristrating der RBS um zwei Stufen auf A2 von zuvor Aa3 herab, das von Lloyds um eine Stufe auf A1 von Aa3. Auch etliche kleinere Institute wurden heruntergestuft. Es sei zwar weiter davon auszugehen, dass die britische Regierung die großen, als systemrelevant geltenden Institute im Krisenfall stützen würde, urteilten die Bonitätswächter. Doch die Wahrscheinlichkeit nehme grundsätzlich ab, erst recht wenn es um kleinere Banken gehe. Barclays und HSBC blieben von den Herabstufungen verschont.

Finanzminister George Osborne versuchte, Ängste zu zerstreuen. Im BBC-Radio sagte er: "Ich bin überzeugt, dass die britischen Banken gut kapitalisiert und liquide sind. Sie haben nicht die Art von Problemen, die manche Banken in der Eurozone gerade haben." Die Entscheidung von Moody's spiegele nur das Bemühen der Regierung wider, künftig möglichst wenig Steuergelder in die Rettung von Banken zu stecken. Und genau das erwarte die Bevölkerung schließlich.

Mit RBS und Lloyds hatten zwei der vier britischen Großbanken in der Finanzkrise vom Staat gerettet werden müssen. Seither stricken Regierung und Aufseher auf der Insel an einer strengeren Regulierung für die Branche. Geplant ist etwa die Errichtung eines "Schutzschildes" um die Spareinlagen, um das Filialgeschäft vom riskanteren Investmentbanking abzuschirmen. Letzteres könnte dann im Krisenfall abgewickelt werden, ohne die gesamte Bank zu gefährden.

Das Länderrating von Portugal hatte Moody's wegen der immensen Schuldenlast bereits im Juli gesenkt. Von Fitch droht jetzt sogar der Junk-Status. Entsprechend schauten sich die Analysten nun auch die dortigen Banken kritisch an: Das Langfristrating für neun Institute wurde jeweils um ein bis zwei Stufen herabgesetzt. Von den großen Häusern waren neben Millennium auch die Banco Espirito Santo und Banco BPI betroffen. Die Rating-Spezialisten gehen davon aus, dass sich die Qualität der Assets bei den heimischen Banken weiter verschlechtert, denn die Aussichten für die portugiesische Wirtschaft seien unverändert schwach. (APA/Reuters/AFP/dpa-AFX)