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OMV - Roiss' Verkaufsprogramm wird herausfordernd

Das von OMV-Chef Gerhard Roiss verkündete Verkaufsprogramm für bis zu einer Mrd. Euro im Raffinerie- und Marketingbereich wird herausfordernd für den Ölkonzern. Dieser Meinung sind etliche Analysten nach dem Strategie-Update der OMV in Istanbul.
Die geplante Abgabe von Downstream-Assets sei notwendig, um die Wachstumsziele im Upstream-Bereich finanzieren zu können, meint UBS-Analyst Daniel Ekstein. „Die Umsetzung könnte aber schwierig werden, zahlreiche Peergroup-Unternehmen haben bereits eine ähnliche Strategie verfolgt, mit beschränktem Erfolg“, so der Analyst. Ähnliches kommt von Goldman Sachs, die Analysten verweisen auf das diesbezügliche „Überangebot“ in Europa.

Alle wollen reduzieren

In den vergangenen zwei Jahren haben etwa Total, Shell, Chevron, Conoco Phillips und Murphy Oil allesamt verkündet und versucht, ihre Raffineriekapazitäten in Europa zu reduzieren bzw. zu verkaufen. Einige dieser Raffinerien stehen nach wie vor zum Verkauf.

Roiss Festlegung, den Anteil an Borealis behalten zu wollen, sorgt natürlich für Spekulationen und Berechnungen, von welchen Assets sich die OMV trennen könnte. „Die jüngsten Transaktions-Multiples lassen darauf schliessen, dass die OMV sowohl ihre Anteile an Bayernoil und der Burghausen-Raffinerie als auch rund 10% des Tankstellen-Netzwerks verkaufen müsste, um an die 1 Mrd. Euro heranzukommen“, heisst es seitens der UBS. Das würde einer Reduktion der Raffineriekapazitäten um mehr als 40% gleichkommen.

Insgesamt zeigt man sich bei der UBS von den neuen strategischen Zielen nicht allzu überzeugt. Die Neutral-Empfehlung wird bestätigt, das Kursziel sinkt allerdings von 28 auf 22 Euro.

Laut Goldman müssen vier Dinge passieren, damit es zu einer Neubewertung der OMV-Aktie kommen kann: Erholung der Produktion in Libyen, tatsächliche Umsetzung des Milliarden-Verkaufsprogramms, Stabilisierung der heimischen Upstream-Volumina und anhaltende Explorationserfolge.

Stichwort Erfolg: Die OMV werde wohl zuerst in einigen Bereichen liefern müssen, bevor der Abschlag zur Peergroup verschwindet. So sieht es auch Stefano Vitali von der UniCredit: „Angesichts des bislang schwachen Track Records kann es passieren, dass die OMV erste Umsetzungserfolge vorweisen muss, um vom Markt das Vertrauen in den Wandel zu erhalten“. Insgesamt habe das Management aber einen guten Eindruck hinterlassen, befindet er.

Und Erste Group Analyst Thomas Unger ist von den neuen Zielen „weder wirklich beeindruckt noch enttäuscht“. „Wir glauben aber, dass die neue Strategie ein erster Schritt in die richtige Richtung war“. Von grösster Bedeutung sei, dass die Ziele tatsächlich erreicht werden, denn nur so könne das Vertrauen der Investoren zurückgewonnen werden und die Aktie wieder eine attraktive Investmentstory für den Anleger darstellen. Das Hauptargument für die Kaufempfehlung der Erste Group bleibt vorerst der günstige Preis im Verhältnis zu den erwarteten Gewinnen. (bs)

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