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OMV-Chef Roiss muss zur Wochenmitte liefern
Ein halbes Jahr ist es her, seit Gerhard Roiss bei der OMV als CEO übernommen hat. Das Motto bei seiner Vorstellung lautete „Neuer Chef, neue Strategie“, allein auf Details dazu musste der Markt warten. Diese Woche ist es soweit: Im Rahmen der Investorenkonferenz in Istanbul wird Roiss am Mittwoch und Donnerstag die neue Strategie erläutern.
Die Erwartungen des Marktes sind zweifelsohne hoch. So werden von etlichen Analysten nach wie vor die Produktionsziele des Unternehmens angezweifelt, auch die starke Ausrichtung auf das Raffinerie-Geschäft sorgt für Stirnrunzeln. Der Investorentag wird allgemein als Chance für eine neue, fokussierte Strategiedefinition gesehen. Denn in der Anlegergunst hat die OMV seit dem Chefwechsel nicht wirklich dazu gewonnen, auch wenn die Aktie seit Jahresbeginn etwas besser als der bankenlastige ATX abschneidet. Gegenüber dem BE Energie Index weist der Austro-Öltitel eine Underperformance auf (-17% vs. -12% seit Jänner).
„Als wir mit der Coverage der OMV im Jahr 2005 unter dem Titel 'Delivering the Vision' gestartet sind, hatte die OMV damals die aufregendste Story unter den europäischen, integrierten Ölkonzernen. Das Unternehmen plante ein jährliches Produktionswachstum von durchschnittlich 4% bis 2010, die Restrukturierung bei Petrom bot Aufwärtspotenzial. Jetzt, sechs Jahre später, erweckt die OMV leider den Anschein eines Unternehmens, das seine Vision aus den Augen verloren,“ schreiben die Analysten der Deutschen Bank in einem Update im Vorfeld des Investorentages.
Ähnliches kommt aus dem Research der UBS: „Die OMV rackert sich damit ab, bei der Produktion zu wachsen und hat bereits in der Vergangenheit angedeutet, dass dies Akquisitionen erfordern wird. Jüngste Deals waren zwar logisch, machen aber keinen grossen Unterschied und haben zur jüngsten Kapitalmarkttransaktion (Ausgabe von jungen Aktien und Hybridbonds) geführt. Mit einem neuen CEO, der die Strategie überarbeitet, könnte der Investmentcase für die Aktien nun klarer werden,“ schrieben Jon Rigby und seine Kollegen nach den jüngsten Quartalszahlen der OMV. Das Q2 „mit einer schwachen operativen Performance und einem nach wie vor hohen Gearing zeigt zumindest, dass erheblich Platz nach oben besteht.“
Doch was sind nun die wichtigsten Punkte, die Roiss und seine Vorstandskollegen adressieren müssen?
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Upstream-Bereich
Das Gros der Erwartungen konzentriert sich auf den Upstream-Bereich. „Die OMV sollte ihre Strategie im Upstream verdeutlichen, da es sich dabei um das Rückgrat des Unternehmens handelt, das 2010 81% des operativen Gewinns beigetragen hat“, meint SocGen-Analyst Aymeric de-Villaret. Die OMV produziert ihr Öl und Gas überwiegend in „reifen“ Ländern, wie Rumänien und Österreich, wo die Produktion selbst mit ausgereifteren Technologien rückläufig ist, und muss neue Entwicklungsregionen erschliessen. Mit Tunesien, Pakistan und Kurdistan wurden bereits erste Schritte gesetzt.
Bislang hat die OMV allerdings nicht überzeugen können: Aus den angepeilten 4% durchschnittliches Wachstum aus dem Jahr 2005 bis 2010 wurde im Endeffekt ein jährlicher Produktionsrückgang um 1,2%, rechnet die DB vor.
Das zuletzt von der OMV ausgegebene Ziel lautet, die Produktion bis zum Jahr 2015 stabil auf dem Niveaus von 2009 +/-5% zu halten.
Das erscheint für Marktbeobachter zwar prinzipiell machbar, beinhaltet aber einige Unsicherheitsfaktoren (etwa wann und in welchem Umfang die Produktion in Libyen wieder aufgenommen werden kann bzw. die Umsetzung zahlreicher internationaler Projekte).
Downstream-Bereich
Nicht zuletzt wegen dem mehrfach kritisierten hohen Exposure und der vergleichsweise hohen Kapitalallokation wird das Unternehmen beim Strategie-Update den Fokus wohl nicht allzu stark auf das Downstream-Geschäft legen. Analysten wünschen sich dennoch eine Klarstellungen zum Geschäft, etwa hinsichtlich Petrol Ofisi und den weiteren Plänen für die Türkei, wie ING-Analyst Tamas Pletser anmerkt. Die operative Entwicklung bei Petrol Ofisi verläuft enttäuschend, das EBIT wird heuer auf einem Niveau erwartet, das zuletzt 2002 gesehen worden ist. Die OMV arbeitet zwar an einer Verbesserung, kämpft dabei aber mit Umständen, die ausserhalb ihrer Kontrolle liegen (politischer Druck, Änderungen bei Importvorteilen etc.).
Auch Statements zu Borealis wären erwünscht. „Das Unternehmen hat zuletzt eine starke Performance geliefert. Die OMV hat angedeutet, an einem künftigen Listing von Borealis interessiert zu sein, was mit einer Verringerung ihres Anteils einhergehen würde. Wir erwarten, dass dies beim Investorentag zur Sprache kommt,“ so die UBS-Analysten. Für die Kollegen von der DB wäre ein Divestment von Borealis ein positiver Katalysator für die OMV, da sich damit nicht nur das Downstream-Exposure verringern, sondern die OMV damit auch Kapital loseisen würde, das wiederum im Upstream eingesetzt werden könnte. Dennoch sei ein Verkauf derzeit eher unwahrscheinlich.
Gas & Power
CEO Roiss hat bereits angekündigt, dass dieser Bereich an Bedeutung gewinnen wird. Nabucco und die Gaspreisliberalisierung in Rumänien werden hier von Interesse sein. (bs)
Die Erwartungen des Marktes sind zweifelsohne hoch. So werden von etlichen Analysten nach wie vor die Produktionsziele des Unternehmens angezweifelt, auch die starke Ausrichtung auf das Raffinerie-Geschäft sorgt für Stirnrunzeln. Der Investorentag wird allgemein als Chance für eine neue, fokussierte Strategiedefinition gesehen. Denn in der Anlegergunst hat die OMV seit dem Chefwechsel nicht wirklich dazu gewonnen, auch wenn die Aktie seit Jahresbeginn etwas besser als der bankenlastige ATX abschneidet. Gegenüber dem BE Energie Index weist der Austro-Öltitel eine Underperformance auf (-17% vs. -12% seit Jänner).
„Als wir mit der Coverage der OMV im Jahr 2005 unter dem Titel 'Delivering the Vision' gestartet sind, hatte die OMV damals die aufregendste Story unter den europäischen, integrierten Ölkonzernen. Das Unternehmen plante ein jährliches Produktionswachstum von durchschnittlich 4% bis 2010, die Restrukturierung bei Petrom bot Aufwärtspotenzial. Jetzt, sechs Jahre später, erweckt die OMV leider den Anschein eines Unternehmens, das seine Vision aus den Augen verloren,“ schreiben die Analysten der Deutschen Bank in einem Update im Vorfeld des Investorentages.
Ähnliches kommt aus dem Research der UBS: „Die OMV rackert sich damit ab, bei der Produktion zu wachsen und hat bereits in der Vergangenheit angedeutet, dass dies Akquisitionen erfordern wird. Jüngste Deals waren zwar logisch, machen aber keinen grossen Unterschied und haben zur jüngsten Kapitalmarkttransaktion (Ausgabe von jungen Aktien und Hybridbonds) geführt. Mit einem neuen CEO, der die Strategie überarbeitet, könnte der Investmentcase für die Aktien nun klarer werden,“ schrieben Jon Rigby und seine Kollegen nach den jüngsten Quartalszahlen der OMV. Das Q2 „mit einer schwachen operativen Performance und einem nach wie vor hohen Gearing zeigt zumindest, dass erheblich Platz nach oben besteht.“
Doch was sind nun die wichtigsten Punkte, die Roiss und seine Vorstandskollegen adressieren müssen?
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Upstream-Bereich
Das Gros der Erwartungen konzentriert sich auf den Upstream-Bereich. „Die OMV sollte ihre Strategie im Upstream verdeutlichen, da es sich dabei um das Rückgrat des Unternehmens handelt, das 2010 81% des operativen Gewinns beigetragen hat“, meint SocGen-Analyst Aymeric de-Villaret. Die OMV produziert ihr Öl und Gas überwiegend in „reifen“ Ländern, wie Rumänien und Österreich, wo die Produktion selbst mit ausgereifteren Technologien rückläufig ist, und muss neue Entwicklungsregionen erschliessen. Mit Tunesien, Pakistan und Kurdistan wurden bereits erste Schritte gesetzt.
Bislang hat die OMV allerdings nicht überzeugen können: Aus den angepeilten 4% durchschnittliches Wachstum aus dem Jahr 2005 bis 2010 wurde im Endeffekt ein jährlicher Produktionsrückgang um 1,2%, rechnet die DB vor.
Das zuletzt von der OMV ausgegebene Ziel lautet, die Produktion bis zum Jahr 2015 stabil auf dem Niveaus von 2009 +/-5% zu halten.
Das erscheint für Marktbeobachter zwar prinzipiell machbar, beinhaltet aber einige Unsicherheitsfaktoren (etwa wann und in welchem Umfang die Produktion in Libyen wieder aufgenommen werden kann bzw. die Umsetzung zahlreicher internationaler Projekte).
Downstream-Bereich
Nicht zuletzt wegen dem mehrfach kritisierten hohen Exposure und der vergleichsweise hohen Kapitalallokation wird das Unternehmen beim Strategie-Update den Fokus wohl nicht allzu stark auf das Downstream-Geschäft legen. Analysten wünschen sich dennoch eine Klarstellungen zum Geschäft, etwa hinsichtlich Petrol Ofisi und den weiteren Plänen für die Türkei, wie ING-Analyst Tamas Pletser anmerkt. Die operative Entwicklung bei Petrol Ofisi verläuft enttäuschend, das EBIT wird heuer auf einem Niveau erwartet, das zuletzt 2002 gesehen worden ist. Die OMV arbeitet zwar an einer Verbesserung, kämpft dabei aber mit Umständen, die ausserhalb ihrer Kontrolle liegen (politischer Druck, Änderungen bei Importvorteilen etc.).
Auch Statements zu Borealis wären erwünscht. „Das Unternehmen hat zuletzt eine starke Performance geliefert. Die OMV hat angedeutet, an einem künftigen Listing von Borealis interessiert zu sein, was mit einer Verringerung ihres Anteils einhergehen würde. Wir erwarten, dass dies beim Investorentag zur Sprache kommt,“ so die UBS-Analysten. Für die Kollegen von der DB wäre ein Divestment von Borealis ein positiver Katalysator für die OMV, da sich damit nicht nur das Downstream-Exposure verringern, sondern die OMV damit auch Kapital loseisen würde, das wiederum im Upstream eingesetzt werden könnte. Dennoch sei ein Verkauf derzeit eher unwahrscheinlich.
Gas & Power
CEO Roiss hat bereits angekündigt, dass dieser Bereich an Bedeutung gewinnen wird. Nabucco und die Gaspreisliberalisierung in Rumänien werden hier von Interesse sein. (bs)
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