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Lohrke: Finanzkrisen-Flashback; Verzweiflungstat konzertierte Notenbankaktion gegen Dollar-Blockade; UBS zeigt, dass sich im Bankensektor nichts geändert hat; Strohfeuer in Tokyo; RIM und Esprit mit Problemen; Lawson mit Rekord; Indien begrüßt ICBC

Globalyze Marktbericht

 

Eine konzertierte Aktion mehrerer Notenbanken, die europäischen Banken kistenweise Dollar zur Verfügung stellten, beflügelte die Wall Street. Dabei ist diese im Grund genommen alles andere als ein positives Vorkommnis. Weil das umgekehrt bedeutet, dass die europäischen Banken anders an Dollar nicht mehr herankommen und in den USA geblockt werden. Was ein Armutszeugnis darstellt. Insofern ist es auch absolut unverständlich, wieso der Goldpreis um -2,5 % mit 1.778,50 Dollar je Unze unter die 1.800 Dollar Grenze fiel, der Zins zehnjähriger US-Staatsanleihen auf 2,085 % stieg und der Euro um +1 % auf 1,3928 Dollar aufwertete. Und so beschwor das für einige Investoren wie übrigens auch mich eher längst vergessen geglaubte dunkle Wolken der Finanzkrise 2008 hervor. Dass diese Sorgen nicht unangebracht sind und sich bei den Banken strukturell aber auch gar nichts geändert hat, zeigt der Vorfall bei der UBS. Wieder einmal konnte ein einzelner Händler 2 Mrd. Dollar verspielen. Man sollte darüber nachdenken solchen Banken, bei denen das interne Kontrollsystem so schwach ausgebildet ist, die Lizenz zu entziehen. Dow, Nasdaq und S&P 500 stiegen dennoch um +1,66 % (11.433), +1,34 % (2.607) und +1,72 % (1.209).

 

In Frankfurt schien dieser Vorfall niemanden so richtig zu stören. Im Gegenteil. Im Dax, der um +3,14 % (5.508) nach oben schoss, setzte sich ausgerechnet die Commerzbank AG mit +7,55 % an die Spitze. Gefolgt von E.ON mit +6,03 % und Deutsche Bank mit +5,66 %. Die drei einzigen Verlierer waren Bayer (-0,78 %), Beiersdorf (-0,49 %) und Adidas (-0,20 %). Im Tec Dax, der mit +0,78 % (709,36) nur unterproportional zunahm, lagen Stratec Biomedical mit +10,15 % und Süss Microtec mit +8,44 % ganz oben. Aixtron brachen wegen der Reduzierung der Prognose für Umsatz, Ertrag und Anlagen-Auftragsbestand mit -15,41 % richtig ein. Gefolgt von den Solarwerten SMA Solar Technology (-6,32 %) und Solarworld (-4,59 %). Der C Dax kam auf +2,83 % (491,84). Übrigens sehen Sie an den jüngsten Kurseinbrüchen der spanischen, italienischen und französischen Banken was für eine Bullenscheiße staatlich verordnete Leerverkaufsverbote sind. Sie bewirken schlicht gar nichts, wenn die fundamentale Situation nicht in Ordnung ist. Im Gegenteil verschlechtern sie die Situation noch. Was wieder einmal zeigt, dass die meisten Politiker vom Markt und der Börse nicht den Hauch einer Ahnung haben.

                   

Das die fünf Notenbanken FED, EZB, Bank of Japan, Bank of England und Schweizer Notenbank europäischen Banken Dollar zur Verfügung stellten, sorgte heute Morgen auch an der Börse in Tokyo für ein Strohfeuer. Der Nikkei stieg um +2,25 % auf 8.864 Punkte. Masanobu Ishikawa von der Tokyo Forex & Ueda Harlow meint dazu zu Recht, dass „diese Aktion nicht helfen wird die fundamentalen Probleme der Region zu lösen“ und „keine Kur für die Region“ darstellt. Egal. Exportwerte wie Canon, Sony, Komatsu und Fanuc wie auch die Autowerte Toyota Motor und Honda Motor stiegen deutlich. Auch Banken und Versicherungswerte wie Nomura Holdings und Dai-ichi-Life Insurance profitierten. Hingegen fielen Werte wie Tepco, Takeda Pharmaceutical, East Japan Railway, NTT DoCoMo und Seven & i Holdings. Während die Branchen Maschinenbau, Stahlprodukte und Andere Finanzdienstleistungen vorn lagen gaben Pappe und Papier, Fischerei und Warenhäuser nach.

 

Globalyze Pressetour

 

RIM mit -59 % Gewinneinbruch . Nicht zuletzt weil die Auslieferung der Kultgeräte des Blackberry Herstellers zum ersten Mal in diesem Jahrzehnt rückläufig war gaben Umsatz und Gewinn um -10 % auf 4,17 Mrd. Dollar und um -59 % auf 329 Mio. Dollar nach.

 

Standpunkt: Sieht man sich einmal den Chart der ausgelieferten Geräte an, so stiegen diese von über 5 Mio. Stück Anfang 2009 auf 13,2 Mio. im letzten Quartal. In diesem Quartal ist ein Rückgang auf 10,6 Mio. Einheiten zu verkraften. Und bei den PlayBooks war ein Einbruch von 500.000 Einheiten im 1. Quartal auf jetzt 200.000 zu verzeichnen. Das strafte die Börse sofort ab. Mit 10 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung derzeit hat das Unternehmen mehr als die Hälfte seines Marktwerts verloren und entspricht nur noch knapp 3 % der Bewertung von Apple. Nun will RIM mit Roll-Out-Kampagnen gegenhalten. Man darf skeptisch sein, ob das den gewünschten Erfolg bringen wird.

 

Esprit zieht sich aus Nordamerika zurück. Die Blütezeit des einstigen Trendsetters scheint vorbei zu sein. Nach einem Gewinneinbruch um -98 % auf nur 10,1 Mio. Dollar bei gleichbleibenden Umsätzen zieht Esprit die Reißleine.

 

Standpunkt: Die in Hong Kong ansässige Bekleidungsfirma, die weltweit mit Hennes & Mauritz AB und Zara-Mutter Inditex SA konkurriert, wird sich aus Nordamerika zurückziehen und 80 nicht-profitable Läden in Europa und der Asien-Pazifik Region schließen. Dafür hat das Unternehmen Rückstellungen in Höhe von 2,3 Mrd. HK-Dollar gebildet. Das hört sich alles nicht gut an. Insbesondere wenn man gleichzeitig liest, dass z.B. H&M die Erwartungen übertroffen hat. Esprit scheint ein strategisches Problem zu haben.

 

Lawson mit Rekordergebnis. Die in Osaka sitzende Supermarktkette Lawson Inc. steigerte trotz zahlreicher Erdbebenschäden den Umsatz im 1. Halbjahr um +8 % auf 239 Mrd. Yen und das Betriebsergebnis um +6 % auf 32 Mrd. Yen.

 

Standpunkt: Wie ich schon gestern meldete, konnten die Einzelhändler wegen der Hamsterkäufe in Zusammenhang mit dem Erdbeben und Fukushima deutlich profitieren. Lawson zeigt das recht eindrucksvoll. Für das Gesamtjahr, das im Februar 2012 endet, wird nun ein Ergebniszuwachs um +3,5 % auf 57,5 Mrd. Yen prognostiziert. Wobei bei manchen die Erwartungen bereits heute darüber liegen was den Kurs weiter steigen lassen sollte.

 

Chinas größte Bank entert Indien. Die ICBC wird mit einem 100 Mio. Dollar Investment die erste Bank aus China sein, die sich in Indien niederlässt. Ziel sind Geschäftskunden im Energie, Telekom und Infrastruktursektor. .

 

Standpunkt: Mit einer Marktkapitalisierung von 234 Mrd. Dollar ist die Industrial and Commercial Bank of China die weltweit größte Bank. Sie ist damit neun Mal so groß wie die größte indische Bank State Bank of India mit 25 Mrd. Dollar Marketcap. Das ist ein nachvollziehbarer Schritt, da der Handel zwischen den beiden Ländern Indien und China zuletzt um +40 % auf ca. 60 Mrd. Dollar gestiegen ist und weiter stark wächst. Erst kürzlich hat die ICBC einen 80 % Anteil an der Bank Argentina für 600 Mio. Dollar gekauft. Da beide Länder nach Ansicht von ICBC Präsident Yang Kaisheng durch die Finanzkrise wenig betroffen waren, schaut er weiter positiv in die Zukunft. Während andere Banken in Europa und den USA darben. Es scheint nicht nur so zu sein, dass die einst kommunistischen Chinesen die besseren Kapitalisten sind.

 

Stark warnt, EZB rechtfertigt. Während Ex-Chef-Volkswirt Jürgen Stark vor Eurobonds warnt und der in Oxford lehrende Ökonom Fuest Rößler beispringt, rechtfertigt die EZB die Staatsanleihenkäufe mit Quasi-Lehman-Insolvenz-Situation.

 

Standpunkt: Die Bad Bank Europäische Zentralbank kann in ihren Berichten schreiben was sie will. Der Aufkauf von Staatsanleihen war ein Sündenfall, der durch nichts aber auch gar nichts zu rechtfertigen ist. Damit hat sie nicht nur Gesetz und Statuten gebrochen, sondern – was noch viel, viel schlimmer ist – unsere gute alte Bundesbanktradition gebrochen und alle die dafür standen aus der EZB herausgemobbt. Insofern ist die EZB nicht mehr unsere bzw. meine EZB. Es ist und bleibt ein Skandal und eine latente Schande. Dass der Verursacher Trichet dafür auch noch hoch dekoriert und von der Financial Times bis hin zum letzten Blatt für seine angeblich richtige Handlungsweise noch gelobt wird, zeigt in welchem Zustand wir uns derzeit befinden. Werte, Bildung, Recht und Geist kommen in Europa zunehmend unter die Räder.

 



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