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Lohrke: Wall Street trotz schwacher Einzelhandelsumsätze und zunehmender Vorräte positiv; GE zahlt Buffett aus; Cisco senkt Prognose; unerklärlicher Kursaufschwung in Frankfurt; Pause des Euro-Sinkflugs befördert Nikkei; Japans Einzelhändler profitierten von Erdbeben; US Banken mit hohen Cash Reserven

Globalyze Marktbericht

 

Trotz des Sperrfeuers aus Europa waren die Händler an der Wall Street optimistisch. Obwohl sie kurzzeitig von der vermeintlichen Zurückweisung des Bail-Out-Fonds in Österreich geschockt waren. Entspannung kam aber kurz darauf, als klar wurde, dass das Parlament lediglich die Agenda geändert und das Thema in einen eigenen Ausschuss verwiesen hatte. Zudem gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass Merkel und Sarkozy Griechenland in der Eurozone belassen wollen. Dennoch ist festzustellen, dass der Handel alles andere als eine fundamentale Grundlage hatte. Denn das was aus dieser Ecke kam, war alles andere als berauschend. So lagen die Einzelhandelsumsätze im August mit +0,3 % unter den Erwartungen und enttäuschten. Wie auch die Anpassung der Vormonate nach unten. Dass die Vorräte im Juli um unerwartete +0,4 % stiegen, ist auch nicht gerade ein positives Signal. Jedenfalls schob General Electric – wie schon gestern auch - den Dow mit einem Kurszuwachs von +2,5 % nach vorn. Die Meldung, dass man die Vorzugsaktien von Warren Buffets Berkshire Hathaway Inc. für 3,3 Mrd. Dollar abkaufen wird, machte mächtig Eindruck. Der einzige Verlierer im Dow war Cisco Systems, die ihre Wachstumsprognose über die nächsten drei Jahre von ursprünglich +12 % bis +17 % jährlich auf +5 % bis +7 % reduziert haben. Dell kündigte zusätzlich zu den noch verbleibenden 2,16 Mrd. Dollar einen 5 Mrd. Dollar schweren Aktienrückkauf an und stieg deshalb um +3,3 %. Und Ralcorp gab um -7,1 % nachdem ConAgra Foods die Faxen jetzt dicke hat und dem Lebensmittelunternehmen ein Ultimatum bis Montag für die Annahme des 5,2 Mrd. Dollar schweren Übernahmeangebots gesetzt hat. Dow, Nasdaq und S&P 500 stiegen um +1,27 % (11.246), +1,60 % (2.572) und +1,35 % (1.188).

 

In Frankfurt gab es im Leitindex Dax, der mit +3,36 % (5.340) einen tiefen Schluck aus der Pulle nahm, keinen Verlierer. Selbst Commerzbank und Deutsche Bank lagen – wenngleich zurückhaltend im unteren Drittel - unter den Gewinnern. Und das obwohl Moody’s mit seiner Herabstufung von Société Générale und Crédit Agricole Ernst gemacht hat. Merck KGaA und SAP schlossen mit +0,34 % und +1,23 % den Reigen ab. Was und wer für diesen Kursaufschwung verantwortlich war, wissen allein die Götter. Manche meinten die IAA und die Autobauer wären der Grund. Da gab es allerdings nichts, was man nicht eh schon gewusst hätte. Dennoch schoben sich im Dax die Autowerte nach oben. Wobei sich diesmal das ungleiche Paar aus Deutsche Börse (+8,51 %) und RWE (+7,34 %) an die Spitze setzte. Im Tec Dax, der mit 2,36 % (703,80) dem Dax hinterher hinkte, gab es mit Stratec Biomedical, Software AG und Nordex SE immerhin drei Verlierer. Phoenix Solar setzte sich mit +9,24 % an die Spitze. Warum auch immer. Ob die wohl von der den Haushalten zugestellten, unförmigen Werbung von Solarworld profitierten? Jedenfalls konnte da der C Dax nicht zurückstehen und legte eindrucksvolle +3,23 % (478,29).

 

Auch unsere japanischen Freunde aus Tokyo eröffneten heute Morgen deutlich im Plus. Der Nikkei nahm um +1,76 % auf 8.668 Punkte zu. Was doch ein einfaches Telefongespräch zwischen einem Franzosen, einem Griechen und einer Deutschen doch bewirken kann. Wobei ein 20 Minutengespräch wohl nicht allzu viel Substanz gehabt haben kann. Egal. Jedenfalls hat Herr Papandreou wie seit einem Jahr versichert, dass Griechenland seinen Verpflichtungen nachkommt. Während die Gegenseite ihn als „integralen“ Bestandteil Europas bezeichneten. Das ist angesichts der Unruhen auf den Straßen alles nur noch lächerlich und unverantwortlich zugleich. Zudem, wieso soll man Herrn Papandreou ausgerechnet diesmal glauben, wo er doch mit dem Rücken zur Wand steht? Jedenfalls lagen fast alle 33 Branchenindices im Plus. Eisen und Stahl lagen vor Präzisionsmaschinen und Transportausrüstung. Lediglich Lufttransport und Verschiedenes mit Nintendo gaben nach. Jedenfalls konnten Exportwerte wegen der kurzen Pause des Eurosinkflugs gegenüber dem Yen Boden gut machen. Olympus stieg um über +4 %. Auch die Kosmetikfirma Shiseido Co. stieg um +1,12 %, weil die im März 2010 erworbene US-Tochter Bare Escentuals Inc. mit seiner Präsenz in Hong Kong in den chinesischen Markt eintritt. Nintendo verlor mit -2 % den fünften Tag in Folge. Es gibt Zweifel unter den Analysten, ob die die neue Spiele-Software seiner 3DS Spielekonsole gemeinsam mit einer Marketingkampagne zum Jahresende den gewünschten Erfolg zeigen wird.

 

Globalyze Pressetour

 

Durchwursteln is nicht mehr. Weil viele Staaten notwendige Entscheidungen lange hinausgezögert und sich der Wahrheit verweigert hätten, gäbe es jetzt laut Weltbank Chef Zoellick nur noch schmerzhafte Alternativen.

 

Standpunkt: Einer Währungsunion die Treue zu schwören ohne eine Haushaltsunion ins Visier zu nehmen, die eine Währungsunion funktionsfähig macht, sieht Zoellick als verantwortungslos an. Die USA muss endlich ihr Defizit abbauen. Und Japan verordnet er wirtschaftliche und soziale Reformen. Wie sagt doch der Volksmund? „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not“. Wir haben alle so gelebt als ob es kein Morgen gäbe. Und so hat Zoellick Recht, dass es nun an der Zeit ist, einschneidende Maßnahmen zu treffen. Auch, wenn die Zeit eigentlich eine Unzeit ist. Wieder einmal zeigt sich, dass Probleme, die man nicht rechtzeitig angeht zur Unzeit hochpoppen. Was im Grunde unverantwortliches Handeln ist. Den Schuh müssen sich alle Politiker anziehen lassen.

 

Ukraines Getreideexporte sorgen für Entspannung. Angesichts einer absehbar schwachen Ernte des weltweit größten Getreideexporteurs USA sorgt die beabsichtige Verdoppelung des Getreideanbaus in der Ukraine für Erleichterung.

 

Standpunkt: Die Ukraine will in den nächsten Jahren ihre Getreideernte verdoppeln, so an Brasilien vorbeiziehen und nach Argentinien, die zweitgrößter Getreideexporteur nach den USA sind, auf Platz 3 Platz nehmen. Der Grund dafür sind besseres Saatgut und ein gutes Wetter. Deshalb wird die Ukraine dieses Jahr statt der 5,3 Mio. Metrik Tonnen im Vorjahr voraussichtlich 12,5 Mio. Metrik Tonnen exportieren. Dennoch ist die Ukraine von der USA und Argentinien, die 41,9 Mio. Metrik Tonnen und 19,5 Mio. Metrik Tonnen exportieren, noch weit entfernt.

 

Japans Einzelhändler lassen Finanzkrise hinter sich. Obwohl Japans Einzelhändler wegen der derzeitigen Unwägbarkeiten ihre Prognosen unverändert lassen, rechnen sie für 2011 mit höheren Ergebnissen als vor der Krise.

 

Standpunkt: Schon im 1. Halbjahr lagen die Betriebsergebnisse mehrerer japanischer Einzelhändler über dem Vorkrisenniveau. Wobei das Erdbeben da gute Dienste leistete. Die Japaner, die eigentlich zuhause keine großen Vorräte halten, ließen sich gegen ihre Natur zu Hamsterkäufen hinreißen. So stiegen bei Seven Eleven die Same Store Umsätze um +8 %. Zudem wird das Unternehmen aller Voraussicht nach die 96,3 Mrd. Yen aus dem 1. Halbjahr 2008 überschreiten. Auch Lawson Inc. und FamilyMart Co. sowie die Supermarktkette Life Corp. kündigen Rekordergebnisse an. Selbst das Bekleidungsunternehmen Shimamura Co., die eigentlich mit einem Gewinnrückgang rechneten werden jetzt von einem Rekordergebnis überrascht. Japan ist derzeit das Entlein, welches das Zeug zum Schwan hat.

 

Toshiba steigt in Russland ein. Durch das Joint Venture mit der russischen Siloviye Mashiny in Petersburg ist Toshiba das erste japanische Unternehmen, das Transformatoren und andere Stromausrüstung in Russland herstellt.

 

Standpunkt: -Toshiba will mit diesem Schachzug seine Infrastruktursparte aufpeppen. Was wohl auch gelingen könnte, weil Russland in der Energieversorgung bzw. den Netzen erheblichen Nachholbedarf hat. Laut OECD wird Russland in den nächsten 25 Jahren über 174 Mrd. Dollar in diesem Bereich ausgeben. Wenn da nur ein Bruchteil bei Toshiba hängen bleibt, hat sich der Schritt schon gelohnt. Das Joint Venture soll übrigens 2013 in die Produktion gehen.

 

US Banken baden in Liquidität. Weil viele amerikanische Banken auf massiven Cash Reserven sitzen, reichen sie inzwischen Kredite an Unternehmen mit niedrigen Kreditratings aus. Wobei vor allem auch die sog. Junk-loans wachsen.

 

Standpunkt: “Banks are sitting on a ton of deposits and, within reason, they're trying to put that to work” (die Banken sitzen auf jeder Menge Einlagen, wobei sie mühsam versuchen, diese unter die Leute zu bringen), sagt Richard Debt von Wells Fargo, also einer der es wissen muss. Und so haben wir derzeit eine absurde Situation. Das Kerngeschäft der Banken ist auf dem Tiefpunkt, weil die Tränken der Pferde zwar voll sind, die Pferde sich aber weigern zu saufen. Dennoch für uns intelligente Investoren heißt das eines. Wenn es denn eines Tages anzieht, dann brechen die Dämme. Ich kann deshalb nur jedem raten sich mit Aktien einzudecken. Obwohl die Zeit scheinbar nicht danach ist. Wenn die Probleme eines fernen Tages nur halbwegs gelöst bzw. die Weichen richtig gestellt sind, werden wir eine liquiditätsgetriebene Rally erleben, die die Welt selten gesehen hat.

 



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