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ATX-Unternehmen verdienen wieder prächtig
Unternehmensergebnisse als potenzielle Stütze fallen dem Markt ab nun mehr und mehr weg. Selbst in Österreich neigt sich die Berichtssaison zum zweiten Quartal ihrem Ende zu. Einzig Baukonzern Strabag wird sich unter den ATX-Mitgliedern noch kommende Woche melden - die Immofinanz kommt dann erst am 26. September, und das mit dem Q1 - dann ist auch im Wiener Leitindex die Earnings Season endgültig vorbei.
Somit eine wunderbare Gelegenheit, eine vorläufige Schlussbilanz über das bisher Gezeigte zu ziehen. Das erste Fazit: Die ATX-Unternehmen erzielten im zweiten Quartal einen Umsatz von 23,5 Milliarden Euro, was einem Plus von 18,4 Prozent entspricht. Abschreibungen/Restrukturierungsaufwendungen gab es trotz einiger prominenter Beispiele wie beim Verbund oder Telekom Austria weniger als in der Vorjahresperiode, womit das EBIT um 21,2 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro gesteigert werden konnte. Die Unternehmen legten zuletzt aber auch grossen Wert auf die Entschuldung der Bilanzen, was die Zinsaufwendungen entlastet und zu einem höheren Überschuss führte. Dieser kletterte um 24,7 Prozent auf 1,5 Milliarden.
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„Bisher war die österreichische Halbjahresberichtssaison gut und deutlich besser als die gesamteuropäische. Aus dem Coverage-Universum der RCB haben fast 40 Prozent der Unternehmen die Erwartungen übertroffen, nur 18 Prozent haben sie verfehlt. Das ist eine deutlich bessere Statistik als in vielen anderen Quartalen davor." Zu diesem positiven Schluss kommt RCB-Analyst Bernd Maurer im Raiffeisen Börseradio - siehe http://bit.ly/n8aghX.
Den grössten Umsatzsprung erzielte conwert, was einerseits am Basiseffekt Zukauf Eco Business liegt, andererseits am forcierten Abverkauf von Wiener Wohnimmobilien, da die Gesellschaft hier kaum mehr Möglichkeiten sieht, noch Rendite zu erzielen und das hohe Preisniveau zu Verkäufen nutzt - der neue Weg führt die Gesellschaft verstärkt in deutsche Städte. Mit diesem Strategieschwenk setzte sich conwert auch an die Spitze jener Unternehmen mit dem höchsten (prozentuellen) EBIT-Zuwachs. Ein dreistelliges Plus gab es aber auch bei Raiffeisen Bank International und SBO. Der Ölfelddienstleister ist jenes Industrieunternehmen mit der höchsten EBIT-Marge. 20 Prozent sprechen für überlegenes technisches Know-how gegenüber der Konkurrenz.
Was sonst auffiel:
- Die Zahl der Unternehmen, die rote Zahlen schreiben, halbierte sich und der kumulierte Abgang verringerte sich von 12,0 auf 1,6 Millionen Euro;
- Diesmal wurde die OMV vom Thron des gewinnstärksten Unternehmens gestossen, die Spitzenposition in der Rubrik Umsatz scheint aber auf lange Zeit ungefährdet.
- 25 Prozent der Unternehmen mussten einen Umsatzrückgang hinnehmen, beim Gewinn war das nur bei 20 Prozent so.
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Zurück zu kommender Woche: Bei Strabag geht der Bloomberg-Konsens davon aus, dass der Umsatz im Q2 um 7,5% auf 3,49 Milliarden Euro gesteigert wurde, das EBIT um 3,9% auf 134 Millionen.
Strabag wird auch durch Peergroup-Unternehmen im Fokus stehen - ACS, Vinci und Bouygues sind Europas Zahlenleger aus diesem Bereich - und die Porr als heimische Konkurrenz.
Der Rest der internationalen Zahlenfront ist sicher nicht stärker marktbeeinflussend. In Österreich sonst noch interessant: s Immo und Warimpex aus der Riege der Immounternehmen, bei Kapsch gibt es gleich zu Wochenbeginn den Dividendenabschlag in Höhe von 1,0 Euro, und die Uniqa hat ja eigentlich hehre Pläne, wird also gute Zahlen liefern müssen.
Ein Sidestep zur mittlerweile wirklich abgeschlossenen US-Berichtssaison: 491 der 500 S&P-Unternehmen haben bereits Bericht über ihr Q2 gelegt. Das durchschnittliche Gewinnplus lag bei 16,2% (17,6% waren es im Q2 ‘10), zu Beginn der Berichtssaison lag die Erwartungshaltung bei 12,9%. 71,4% der Unternehmen überraschten positiv (was aber weniger ist als die 75,3% im Q2 ‘10). Die Erwartungshaltung an das Q3 liegt nun bei 15,2%, danach soll es mit 15,9 und 11,7 im Q1 ‘11 weitergehen.
Makroseitig stehen in der kommenden Woche vor allem Daten von der Inflationsfront (vor allem Deutschland und die Eurozone) auf dem Tapet sowie die Arbeitsmarktberichte aus den USA und Deutschland. Und dann gibt es noch den Stimmungsindikator der US-Industrie ISM. Von diesem wird diesmal erwartet, dass er in den Kontraktionsbereich von weniger als 50 Punkten abtaucht. Das war zuletzt im Zuge der Lehman-Pleite der Fall...