Raiffeisen-Börsenews: Ängstliche Achterbahnfahrt nach oben, CHF-Koppelung
„Wir hatten zwar eine Reihe negativer Tage und Erinnerungen an ehemalige Börsenabstürze wurden geweckt“, so Helge Rechberger, Leiter der Aktienmarktanalyse bei Raiffeisen Research, „jedoch blieb der erwartete grosse Tagescrash aus. Der starke Schlusshandel am Donnerstag hat das schlimmste verhindert.“
Der ATX schloß am Freitag mit einem Plus von 3,80 Prozent und ging mit 2233 Punkten ins Wochenende. Intercell, Strabag und voest waren die besten Performer. Verbund, Vienna Insurance Group und Semperit brachten es auf weniger Gewinn.
Die internationale Industriegruppe A-Tec, die in Wien ihren Sitz hat, macht seit dem ersten Halbjahr 2011 wieder Gewinn. Der Umsatz stieg um 15,8 Prozent und der Konzern verdiente dadurch 24,6 Millionen Euro. Die Entscheidung für einen Verkauf an einen Investor wird in den nächsten Tagen getroffen.
Auch der DAX verzeichnete ein gutes Ergebnis und schloß am Freitag mit einem Plus von 3,45 Prozent bei 5997 Punkten. Hier gab es ebenso nur Gewinner. RWE, Thyssenkrupp und Commerzbank waren die Aktien, die am meisten zulegen konnten. Weniger Performance, jedoch trotzdem in der Gewinnzone, brachten Beiersdorf, Linde und MAN.
Der internationale Companyblock ist vor allem der MVV Energie AG gewidmet. Der Konzern sieht die derzeitige Energiewende als Chance, und die Zukunft des Unternehmens wird bereits abgesichert. Georg Müller, Vorsitzender des Vorstandes, versteht darunter, in Wachstumsbereiche zu investieren, und spricht ausführlich über seine Pläne. „Umbau der Energieerzeugung zu erneuerbaren Energien, Regel- und Ausgleichskraftwerke, Biomasse und Energieeffizienz sind unsere Themen“, so Georg Müller. „Wir wollen bis zum Jahr 2020 1,5 Milliarden Euro in diese Wachstumsbereiche investieren.“ Reinhören: http://www.rbinternational.com/boersenews
Thyssen Krupp konnte im dritten Geschäftsquartal die Aufträge und Umsätze auf das höchste Niveau seit mehr als zwei Jahren steigern.
Air Berlin ist aufgrund der Unruhen in Nordafrika und der Luftverkehrssteuer im zweiten Quartal operativ in den roten Zahlen gelandet. und mußte einen Betriebsverlust von 28,2 Millionen Euro verbuchen. Das Gewinnziel für 2011 wurde somit in Frage gestellt.
Der Immobilienkonzern IVG verzeichnete im zweiten Quartal 2011 einen Verlust von 68,8 Millionen. Die Kosten für das große Büro- und Einzelhandelsgebäude über dem Frankfurter Flughafenbahnhof, „The Square“, sind höher ausgefallen, als sie ursprünglich kalkuliert wurden. Wolfgang Schäfers, Finanzvorstand des Unternehmens, spricht über die notwendigen diesbezüglichen Wertberichtigungen. Reinhören: http://www.rbinternational.com/boersenews
Weitere Neuigkeiten hören wir unter anderem über die SMA Solar Technology, die Erfolge durch das Auslandsgeschäft verbuchen konnte, sowie über Q-cells, Hhla, Repower Systems AG, Sky, SMT Scharf AG, Beate Uhse.
Detaillierte Informationen erhalten wir noch über das Verhältnis des Euro zum Schweizer Franken, welches sich derzeit spannend entwickelt. Da der Schweizer Franken zum Euro so teuer war wie noch nie, hoffte man bereits seit Längerem auf die Gegenbewegung. Sogar die Notenbank hatte bereits Maßnahmen angekündigt. „Es ist durchaus möglich aufgrund der aktuellen Turbulenzen den Schweizer Franken eine zeitlang an den Euro zu koppeln“. Diese Äusserung schaffte es, den Euro gegenüber der Schweizer Währung nun doch noch zulegen zu lassen. Aktuell bekommt man für einen Euro zurzeit statt zuvor 1,02 Schweizer Franken, nun wieder 1,10 Schweizer Franken.
Die Schlußworte gehören wieder Helge Rechberger, Leiter der Aktienmarktanalyse bei Raiffeisen Research. Er widmet sich den Themen Computertechnologie, Gerüchte, Erfahrungen, Erinnerungen und Ratings: „Da ist natürlich technologiemäßig einiges gelaufen, das zur Geschwindigkeit des Abverkaufes an manchen Tagen beigetragen hat“, so Helge Rechberger.
Jedoch legt er für die derzeitige Börsensituation mehr Gewicht in die Tatsache, Warnungen in den Jahren 2008 und 2009 vorerst als Gerücht abgetan zu haben und bringt Lehman Brothers als typisches Beispiel. „Wir haben vieles damals nicht ernst genommen“, so Helge Rechberger. „Spätestens mit der Pleite der Lehman Brothers haben wir bemerkt, dass man Gerüchten ab und zu Glauben schenken sollte.“
„Viele haben die letzte Krise noch sehr gut in Erinnerung, und wenn dann Gerüchte über die Societé Génerale und die UniCredit auftauchen, neigt man jetzt eher dazu, daran zu glauben. Ein ganz normales Sicherheitsdenken. Bevor wir lange prüfen und nachdenken, verkaufen wir, bevor es noch schlimmer kommt.“
Mit den Ratingagenturen ist Helge Rechberger einer Meinung. „Wenn man darauf achtet, dass Frankreich mit seiner Verschuldung im schlechten Mittelfeld der Eurozone liegt, nur ein mäßiges Wachstum gekanntgegeben hat und mit einer Neuverschuldung im Bereich von 6 Prozent liegt, ist es legitim, dass in diesem Fall die Ratingagenturen genauer hinsehen".
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