M&A-Kandidaten in Wien: Viele gibt es nicht, THI ist darunter
Am 4.8. plauderten Eduard Berger (Wiener Privatbank), Isabella de Krassny (Semper Constantia), Monika Rosen (UniCredit) und Roland Neuwirth (Salus Alpha) u.a über M&A-Kandidaten. Aus dem Talk:
Cafe BE: Welche Übernahmekandidaten fallen Ihnen in Wien ein?
Isabella de Krassny: Da sehe ich nicht viel. Wolford haben wir eine sehr eingefahrene Aktionärsstruktur, die nicht sehr zugänglich ist. Was ich mir vorstellen könnte, ist eine Übernahme der THI. Einfach, weil es hier um eine nicht korrellierende Asset Klasse geht. Da wächst jeden Tag total unabhängig von den Weltproblemen Masse heran, das Problem ist, dass die biologischen Vorräte in der Bilanz meines Erachtens nach zu hoch sind, aber man muss das nicht bezahlen. Der NAV wird mit 17 Euro ausgewiesen, aber man hat einen Aktienkurs von 6 Euro. Der Einblick in die Bewertungsmodelle ist nicht so grossartig, aber PwC als Prüfer ist vertrauenswürdig, wenn das nicht passt, dann hol ich mir die (lacht). Stiftungen, die in Geld schwimmen, suchen nach Alternativen. Ob das Agrarflächen, Windräder oder eben Teak-Plantagen sind, man sucht Substanz. Im Fonds ist die Aktie nur gering gewichtet, ich habe auch die Wandelanleihe mit der Option zu 5 Euro. Aber Übernahmekandidaten generell in Österreich? Nein, da tu ich mir schwer.
Roland Neuwirth: Wir hatten vor Jahren eine Übernahmewelle, das wurde abgearbeitet. Grundsätzlich tut sich nicht viel, mir fallen nur folgende Möglichkeiten - aber sicher nicht als „heiss“ zu bezeichnen auf einen Zeitraum von 3-5 Jahren - ein. ZunächstRHI, ein Evergreen und Herr Schlaff ist da ja nun doch schon ca. fünf Jahre drinnen. Dann die CA Immo, das haben wir besprochen. Auch Polytec haben wir besprochen: Huemer hat Anfang des Jahres die Beteiligung reduziert. Eine Uniqa möchte ich in den Raum stellen: Raiffeisen braucht bekanntlich Kapital, dazu ein neuer CEO, der eine Equity Story daraus machen will. Und hat sich Uniqa als Marke denn wirklich durchgesetzt oder sind die alten Marken nie in den Köpfen der Mitarbeiter abgelegt worden? Letztendlich Wolford: Die Familien haben schon vor einigen Jahren Palmers verkauft. Warum, nachdem jetzt richtig fein wieder rausgeputzt, nicht auch Wolford? Gerüchte gab es immer wieder.
Eduard Berger: Ich bin sehr skeptisch, was M&A betrifft. Global ja, aber in Österreich gibt
es kaum etwas. Im nicht börsenotierten Bereich kann etwas gehen, im börsenotierten Bereich möchte ich da wirklich keine Fantasie aufbauen.
Cafe BE: Was erwarten Sie für ATX und DAX in den nächsten Wochen und Monaten?
Berger: So dramatisch schlecht ist die Welt nicht, die Bewertungen, die KGVs sind günstig. Wir werden nach den Turbulenzen wieder auf Fundamentals schauen, dazu kommt ja auch, dass Aktien ein toller Inflationsschutz sind. Vieles sieht man halt nicht, wenn das Blut aus dem Computer herausspritzt. Ich hatte noch nie so viele Anfragen von Freunden und Bekannten bekommen, ob sie jetzt aus dem Schweizer Franken raussollen. Also den Schweizer Franken würde ich jetzt nicht drehen. Auch bei Gold sollte man aufpassen. Börse ist Psychologie, vor zwei Wochen dachte man, man könnte durchatmen, wir haben uns aber vom Timing her geirrt. Trotzdem spricht viel für wieder steigende Kurse.
Rosen: Die Krise 2008 hat mit sich gebracht, dass die Leute etwas von den Financial Assets weggegangen sind.
De Krassny: Im Gold hab ich kein Counterpart-Risiko.
Rosen: Auch das ist ein Punkt.
Berger: Als Asset Class wird sich Gold noch weiter durchsetzen, ist ja noch nicht lange so ein grosses Thema.
Cafe BE: Frau Rosen, Ihr Österreich-Kollege Thomas Neuhold nannte mir – wenngleich ebenfalls mit Hinweis auf geringe Wahrscheinlichkeiten – RHI,Wienerberger, Intercell, Telekom, Immofinanz – als M&A-Kandidaten. Ich möchte Sie um den internationalen Blick bitten, in welchen Branchen sehen Sie Möglichkeiten?
Rosen: Ich hätte ja eher die Schlagzeilen bei den IPOs gesehen als bei M&A, Stichwort LinkedIn oder vielleicht Facebook. Branchen, die im Bereich M&A genannt werden, sind zunächst einmal die Börsen mit NYSE Euronext und Nasdaq. Weiters Konsumgüter und der Versuch von Carl Icahn, Clorox zu übernehmen. Oder Infrastruktur-Plays wie zB Flughafenbetreiber. Über allem steht Verunsicherung, es gibt hohe Cash-Bestände, aber nur sporadische Deals. Man hält sich auch das Pulver trocken.
Cafe BE: Welche Branche würden Sie hervorheben?
Rosen: Am ehesten die Technologie, dort kommen die meisten Geschichten her. Dort ist man auch auf der Suche nach der jeweils nächsten Revolution.
Der komplette Talk im Zusammenhang: http://www.be24.at/blog/entry/663332
Relevante Links: Teak Holz International AG