Holger Scholze: Börsianer bleiben skeptisch
Zum Wochenausklang trägt der DAX einmal mehr ein rotes Vorzeichen. Ein Belastungsfaktor bleibt die Schuldenkrise in den USA. Appelle von US-Notenbankchef Ben Bernanke am Vorabend bremsten die US-Aktienmärkte am Donnerstagabend aus. Bernanke forderte, diese Schuldengrenze schnellstmöglich anzuheben, erteilte schnellen Konjunkturmaßnahmen aber eine Absage. Derweil hält die Ratingagentur S&P eine Herabstufung der USA in den kommenden Monaten für durchaus möglich. Am Mittwoch hatte bereits Moodys ähnliche Andeutungen gemacht. Im Fokus stehen am Freitag auch die Bankwerte, denn um 18 Uhr werden die Ergebnisse des zweiten europäischen Stresstests veröffentlicht, dem sich insgesamt 91 Kreditinstitute, darunter 13 deutsche Banken unterzogen haben. Als Wackelkandidaten gelten die spanischen Sparkassen, aber auch einige deutsche Landesbanken. Der DAX fiel im Tagestief auf 7.139 Punkte, um die Mittagszeit hat er sich etwas erholt auf 7.198 Zähler. Dies entspricht einem Minus von 0,3 Prozent. Frische Impulse könnten von den Quartalszahlen der Citigroup ausgehen, die um die Mittagszeit veröffentlicht werden, sowie US-Konjunkturdaten am Nachmittag.
Die Deutsche Bank sieht sich mit einer neuen Klage in Sachen Hypothekengeschäfte konfrontiert. Die französisch-belgische Bankengruppe Dexia will den Dax-Konzern vor Gericht bringen. Die Bank habe die Risiken von Pfandbriefen verschleiert, die mit hochriskanten Hypotheken besichert waren. Laut Deutscher Bank erklärte bereits, die Vorwürfe entbehrten “jeder Grundlage”. Die Aktie setzt am Freitag ihren Abwärtstrend fort und verliert 1,3 Prozent auf 37,18 Euro. Calls sind immer wieder gesucht, mit denen die Anleger auf eine Gegenbewegung setzen.
Die Regierung in Peking hat mit ihrer Exportpolitik erneut Unmut in Europa und den USA ausgelöst. Die chinesische Führung legte in einer zweiten Runde zwar höhere Ausfuhrmengen für die in der Hochtechnologie heiß begehrten Rohstoffe fest. Doch auf das Gesamtjahr gesehen sinkt die Menge der Metalle im Vergleich zu 2010 etwas: auf 30.184 nach 30.258 Tonnen im Vorjahr. Das rief unmittelbar die Europäische Union (EU) und die USA auf den Plan. Denn im vergangenen Jahr hat ein deutlicher Exportrückgang die Preise nach oben schnellen lassen. China hat bei der Förderung nahezu eine Monopolstellung inne. In Stuttgart sind nach wie vor einige Anleger in Zertifikaten investiert, denen die Aktien von Minengesellschaften zugrunde liegen.
Hatten die Derivateanleger am Vormittag noch überwiegend auf eine Intraday-Erholung gesetzt, und das Stuttgarter Stimmungsbarometer trug ein grünes Vorzeichen, so pendelt der Sentiment Index um die Mittagszeit um die Null-Linie. Die meisten Anleger warten auf neue Impulse.
Börse Stuttgart TV:
Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste: Nach Spekulationen wonach Italien ebenfalls unter den Rettungsschirm schlüpfen könnte, droht nun Moody’s die USA herunterzustufen, sollte der Haushaltsstreit nicht umgehen beiseite gelegt werden. Die Schuldenkrisen an den Märkten hohe Wellen. Profiteur des Ganzen bleibt die vermeintlich sichere Anlage Gold. Derivateexperte Norbert Paul mit einer aktuellen Marktanalyse bei Börse Stuttgart TV.