Moody's-Drohung wird auf den Börsen lasten
Nach der europäischen Schuldenkrise dürfte am Donnerstag die bedrohte Kreditwürdigkeit der USA die Börsen Europas belasten. Die Ratingagentur Moody's droht den USA wegen des Konflikts um die Anhebung der Schuldengrenze mit der Aberkennung ihrer Topbonität. Am Morgen stand der Future auf den EuroStoxx-50 0,92 Prozent tiefer als zum europäischen Handelsschluss am Mittwoch. Den britischen FTSE-100 taxierte IG Markets 0,95 Prozent schwächer. Damit wäre der am Vortag begonnene Erholungsversuch vom jüngsten Kurssturz schon wieder vorbei.
Nach der kräftigen Erholung seit Dienstagvormittag dürfte der auch der DAX wieder den Rückwärtsgang einlegen. Die Bestnote "AAA" für die US-Staatsanleihen stellte Moody's infrage. Die Gefahr, dass die USA zumindest kurzfristig ihre Zinsen auf aufgenommene Schulden nicht mehr zahlen könnten, sei zwar weiter gering, aber nicht mehr länger vernachlässigbar. Die Verhandlungen zwischen US-Präsident Barack Obama und den Republikanern im Kongress über eine Anhebung des Schuldenlimits von derzeit 14,3 Billionen Dollar (10 Billionen Euro) waren auch am Mittwoch im Weißen Haus fortgesetzt worden. Sie scheinen jedoch weiter nicht von der Stelle gekommen zu sein. Entsprechend schwach tendierte der Future auf den Dow Jones Industrial mit minus 1,20 Prozent seit dem Xetra-Schluss vom Vortag. Für neue Impulse dürften am Nachmittag insbesondere die US-Erzeugerpreise sowie US-Einzelhandelsdaten und die Zahlen der Investmentbank JPMorgan sorgen.
Die Aktien von Nokia könnten indes von einem Pressebericht profitieren, dem zufolge der Handyhersteller und sein Partner einen Teil-Börsengang ihres Gemeinschaftsunternehmens Nokia Siemens Networks (NSN) erwägen.
Abgesehen von den ohnehin im Zuge der Schuldenkrise unter Druck stehenden Finanztiteln fielen im vorbörslichen Handel bei Lang & Schwarz vor allem Aktien der Software AG mit deutlichen Verlusten auf. Die Umsatzprognose der Software AG von 256 bis 258 Millionen Euro für das zweite Quartal liege deutlich unter den im Schnitt erwarteten 280 Millionen Euro, sagte ein Händler. Schwach sei auch das "ungefähr auf Vorjahreshöhe" erwartete operative Ergebnis. Die Aussage, dass die Nachfrage nach der Implementierung von SAP-Produkten weiter unter dem Vorjahresniveau geblieben sei, belastet seiner Meinung nach auch SAP-Papiere. Software-Aktien rutschten um über 6 Prozent ab, SAP waren mit minus 2 Prozent schwächster Dax-Wert.
Allianz-Papiere sanken vorbörslich um rund ein Prozent. Börsianer verwiesen auf Aussagen des US-Versicherers Hartford Financial. Dieser hatte am Vorabend mitgeteilt, dass die Erwartungen im zweiten Quartal wohl deutlich verfehlt werden. Der deutsche Versicherungskonzern hält etwas mehr als fünf Prozent an dem US-Unternehmen. Generell reagierten die Allianz-Titel auf Nachrichten der Beteiligung, kommentierte ein Händler.
Für Aktien der Metro ging es nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" um 1,3 Prozent nach unten. Wie das Blatt berichtete haben Staatsanwaltschaft und Polizei bei einer bundesweiten Razzia am Mittwoch wegen Bestechungsvorwürfen rund 20 Büros und Privatwohnungen durchsucht. Darunter war auch die Zentrale von Media-Saturn in Ingolstadt, Europas größter Elektronikmarkt-Kette.
(APA/AFP)