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Soros hält Euro-Ausstiegsplan für ‘wahrscheinlich unvermeidlich'

Es ist "wahrscheinlich unvermeidlich", einen Mechanismus zu schaffen, der es schwächeren Euroraum-Mitgliedern ermöglicht, die Europäische Währungsunion verlassen zu können. Das sagte der legendäre Investor George Soros (im Bild) am Sonntag auf einer Veranstaltung in Wien.

"Es gibt kein Verfahren für irgendein Land, dass sich vom Euro verabschieden will, was in der gegenwärtigen Lage wahrscheinlich unvermeidlich ist", erklärte Soros auf einer Expertentagung in Wien. "Wir stehen am Rande eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs, der vielleicht in Griechenland seinen Ausgang nimmt, sich aber leicht ausbreiten könnte. Das Finanzsystem ist weiterhin äusserst anfällig."

Die Besorgnis, dass das griechische Parlament die Sparmassnahmen für die Sicherung der nächsten Tranche des Rettungspakets nicht verabschieden wird, beunruhigt die weltweiten Märkte und hat in der vergangenen Woche den Euro gegenüber dem Schweizer Franken auf ein Rekordtief gedrückt. Griechenland ist eines von drei Euroraumländern, das im Zuge der Staatschuldenkrise um internationale Stützungsgelder gebeten hat.

"Ich denke, die meisten von uns sind sich einig, dass sich die europäische Krise auf den Euro konzentriert", sagte Soros. "Es ist eine Art von Finanzkrise, die sich wirklich entwickelt. Die meisten Leute realisieren dies. Und sie entwickelt sich noch immer. Die Verantwortlichen versuchen, Zeit zu schinden. Aber die Zeit arbeitet gegen sie."

Soros ist der Vorsitzende der Hedgefondsgesellschaft Soros Fund Management LLC, die ein Kapital von etwa 28 Mrd. Dollar verwaltet. Berühmtheit erlangte er, als er 1992 mit Wetten gegen das britische Pfund 28 Mrd. Dollar verdiente und die britische Währung das Europäische Wechselkurssystem verlassen musste.

Am 26. Januar hatte sich Soros beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos auch besorgt über ein mögliches Auseinanderfallen der Währungsunion geäussert. Er sagte damals, dass sich die europäische Politik mit dem Problem eines Europas der zwei Geschwindigkeiten beschäftigen müsste. Andernfalls riskiere sie einen Zusammenbruch des Euros. Dies sei aber wenig wahrscheinlich, fügte er damals hinzu.

Die Verantwortlichen in Europa sollten nach Alternativstrategien zur Beilegung der Schuldenkrise suchen, forderte Soros in Wien. Weil das "Überleben der EU von vitalem Interesse für uns alle ist", müsse es einen ‘Plan B’ geben", erklärte Soros. Dazu könnten beispielsweise EU-weite Steuern, ein "Bankensystem, das von europäischen Institutionen garantiert wird statt einer Vielzahl nationaler Bankensysteme" oder eine Finanztransaktionssteuer gehören.

"Wir brauchen einen Plan B, und gegenwärtig gibt es keinen Plan B", sagte Soros. Stattdessen "halten die Verantwortlichen am Status Quo fest und erkennen nicht, dass es fundamentale Mängel gibt, die korrigiert werden müssen", ergänzte er.

(Bloomberg)