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Zahlungsausfall Griechenlands wäre Desaster' für Europas Banken
Ein Zahlungsausfall Griechenlands wäre für die europäischen Banken immer noch ein Desaster. Ein Jahr nach dem Rettungspaket für Griechenland haben die europäischen Finanzinstitute nicht genügend Kapital beschafft und die Kredite ausreichend reduziert, um Ansteckungseffekte aus einem Zahlungsausfall des südeuropäischen Landes zu verkraften.
Zwar haben sie ihre Griechenland-Risiken im vergangenen Jahr um 30 Prozent auf 136,3 Mrd. Dollar verringert, indem sie Kredite nicht verlängerten, den Wert von Anleihen abschrieben und sie aus ihren Büchern herausbrachten. Aber sie haben immer noch Risiken in Höhe von knapp 2 Billionen Dollar aus Engagements in Portugal, Irland, Spanien und Italien, geht aus Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hervor. Damit sind sie anfällig, sollte sich die Krise ausweiten.
"Die griechische Schuldenproblematik hat mit Sicherheit das Potenzial, verheerenden Schaden im Bankensystem anzurichten", sagt Neil Phillips, Fondsmanager bei BlueBay Asset Management Plc in London. "Ein Zahlungsausfall Griechenlands und seine Auswirkungen wären einfach grauenhaft für Europa und das europäische Bankensystem."
Die Finanzminister der Eurozone haben sich auf ihrem Krisentreffen in Luxemburg nicht darauf verständigen können, eine fällige Kredittranche an Griechenland auszuzahlen, um das Land vor einem Zahlungsausfall zu bewahren. Damit nimmt der Druck auf Ministerpräsident Giorgos Papandreou zu, seine im Land stark umstrittenen Sparzusagen umzusetzen. Auch ist es offen, ob Griechenland die für Juli zugesagten 12 Mrd. Euro in voller Höhe erhalten wird.
Ein Zahlungsausfall Griechenlands könnte zur Insolvenz der Banken des Landes und einer Liquiditätskrise führen, weil ein Ansturm auf die Banken drohe, schrieb Standard & Poors am 15. Juni in einer Studie.
Die Ansteckungseffekte nach einem Zahlungsausfall Griechenlands könnten Analysten zufolge so aussehen: Die Refinanzierungskosten für Irland, Portugal, Spanien, möglicherweise auch für Italien und Belgien, würden nach oben schnellen, was die Anstrengungen zur Senkung der Haushaltsdefizite durchkreuzen würde und die Staaten ebenfalls unter Druck setzen würde, ihre Verbindlichkeiten umzuschulden. Den Banken in Ländern mit schwachen Finanzen würde ein Ansturm der Einlagenkunden drohen, während bei anderen Banken die Eigenkapitaldecke aufgrund von Kreditabschreibungen abschmelzen würde. Die Anleger würden die Aktienmärkte und den Euro meiden und in die sichersten Wertpapiere flüchten. Im schlimmsten Fall könnte eine Panik zu einem Einfrieren der Kreditmärkte führen, wie es nach dem Konkurs der US-Investmentbank Lehman Brothers Holdings Inc. im September 2008 geschehen ist.
"Wenn wir nach einem Jahr Diskussionen ohne Ergebnis zu dem Schluss kommen, dass es einen Haircut geben wird, dann wird der Markt am nächsten Morgen Irland, Portugal und vielleicht noch andere Länder massakrieren", sagte Federico Ghizzoni, der Vorstandsvorsitzende von UniCredit SpA, am 16. Juni gegenüber Journalisten in Wien in Bezug auf einen griechischen Zahlungsausfall.
Die Besorgnis wirkt sich bereits auf europäische Banken aus. Den französischen BNP Paribas SA, Société Générale SA und Credit Agricole SA droht wegen ihres Engagements in Griechenland eine Herabstufung durch Moodys Investors Service, teilte die Ratingagentur am 15. Juni mit. Auch deutschen Banken könnten Ansteckungseffekte zu schaffen machen, erklärte Fitch Ratings im Juni.
Bundeskanzlerin Merkel sagte am 18. Juni in Berlin, die Politiker müssten dafür sorgen, dass die griechische Krise nicht den Rest des Euroraums infiziere und eine neue weltweite Finanzkrise auslöse. Wir alle haben Lehman mitgemacht, sagte sie. Sie wolle nicht, dass so eine Gefahr von Europa ausgehe. Eine Insolvenz sei nicht zu kontrollieren.
Das Risiko von Verlusten für Euroraum-Banken, die griechische Anleihen halten, hat zugenommen, nachdem S&P am 13. Juni die Bonitätsnote von Griechenland auf das niedrigste Rating weltweit herabstufte.
Griechenland sollte nach den Worten von Josef Ackermann "auf keinen Fall einen Zahlungsausfall" erleben. Notfalls müsse die Europäische Union weitere Hilfen zur Verfügung stellen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank AG am 17. Juni in einem Interview mit Bloomberg News in St. Petersburg.
"Die schlimmste Konsequenz eines Zahlungsausfalls Griechenlands für deutsche und andere europäische Banken wäre ein starker Anstieg der Aversion gegenüber dem Kapitalmarkt insgesamt sowie gegen Gläubigerrisiken - und zwar zu einem Zeitpunkt, wo sich viele Banken noch in der Erholung befinden", erläuterte Michael Dawson-Kropf, Analyst bei Fitch in einer Studie vom 25. Mai.
Europäische Banken seien stärker durch eine "ungeordnete" Marktreaktion auf eine griechische Umschuldung gefährdet als durch Verluste bei ihren griechischen Bondbeständen, sagt James Longsdon, geschäftsführender Direktor bei Fitch. Die von europäischen Banken gehaltenen griechischen Staatspapiere wären nicht hoch genug, um bei den Banken eine "Insolvenz" auszulösen, so Longsdon.
S&P kam in einem im März veröffentlichten Stresstest zu der Schlussfolgerung, dass europäische Banken schätzungsweise 250 Mrd. Euro an frischem Kapital benötigen, wenn es zu einem "starken" Renditeanstieg und einem "ernsten" Konjunktureinbruch komme.
Französische Banken waren Ende 2010 BIZ-Daten zufolge im Ausland mit Forderungen von 56,7 Mrd. Dollar die grössten Griechenland-Gläubiger, davon 15 Mrd. Dollar an Staatsanleihen. Ihr Engagement bei Krediten an Irland, Italien, Portugal und Spanien belief sich auf 589,8 Mrd. Dollar.
Im vergangenen Jahr waren deutsche Banken die grössten ausländischen Gläubiger von griechischen Staatsanleihen mit Positionen von 22,7 Mrd. Dollar. Sie hatten damit das zweitgrösste Engagement überhaupt, teilte die BIZ mit. Ihre Forderungen gegenüber Irland, Italien, Portugal und Spanien beliefen sich auf 498,8 Mrd. Dollar. Auf Frankreich und Deutschland zusammen entfallen über 60 Prozent der ausländischen Forderungen gegenüber Griechenland, so die BIZ.
Die Banken in den beiden Ländern hatten bereits zwischen März 2010 und Dezember ihre Risiken aus griechischen Staatsanleihen um 25 Prozent auf 37,6 Mrd. Dollar gesenkt. "Die direkten Auswirkungen von Griechenland sind zu verkraften, weil die Anleger Zeit hatten, sich darauf vorzubereiten. Aber das grosse Risiko sind die Ansteckungseffekte auf andere Länder", sagt Lutz Röhmeyer, Fondsmanager bei Landesbank Berlin Investment.
(Bloomberg)
Zwar haben sie ihre Griechenland-Risiken im vergangenen Jahr um 30 Prozent auf 136,3 Mrd. Dollar verringert, indem sie Kredite nicht verlängerten, den Wert von Anleihen abschrieben und sie aus ihren Büchern herausbrachten. Aber sie haben immer noch Risiken in Höhe von knapp 2 Billionen Dollar aus Engagements in Portugal, Irland, Spanien und Italien, geht aus Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hervor. Damit sind sie anfällig, sollte sich die Krise ausweiten.
"Die griechische Schuldenproblematik hat mit Sicherheit das Potenzial, verheerenden Schaden im Bankensystem anzurichten", sagt Neil Phillips, Fondsmanager bei BlueBay Asset Management Plc in London. "Ein Zahlungsausfall Griechenlands und seine Auswirkungen wären einfach grauenhaft für Europa und das europäische Bankensystem."
Die Finanzminister der Eurozone haben sich auf ihrem Krisentreffen in Luxemburg nicht darauf verständigen können, eine fällige Kredittranche an Griechenland auszuzahlen, um das Land vor einem Zahlungsausfall zu bewahren. Damit nimmt der Druck auf Ministerpräsident Giorgos Papandreou zu, seine im Land stark umstrittenen Sparzusagen umzusetzen. Auch ist es offen, ob Griechenland die für Juli zugesagten 12 Mrd. Euro in voller Höhe erhalten wird.
Ein Zahlungsausfall Griechenlands könnte zur Insolvenz der Banken des Landes und einer Liquiditätskrise führen, weil ein Ansturm auf die Banken drohe, schrieb Standard & Poors am 15. Juni in einer Studie.
Die Ansteckungseffekte nach einem Zahlungsausfall Griechenlands könnten Analysten zufolge so aussehen: Die Refinanzierungskosten für Irland, Portugal, Spanien, möglicherweise auch für Italien und Belgien, würden nach oben schnellen, was die Anstrengungen zur Senkung der Haushaltsdefizite durchkreuzen würde und die Staaten ebenfalls unter Druck setzen würde, ihre Verbindlichkeiten umzuschulden. Den Banken in Ländern mit schwachen Finanzen würde ein Ansturm der Einlagenkunden drohen, während bei anderen Banken die Eigenkapitaldecke aufgrund von Kreditabschreibungen abschmelzen würde. Die Anleger würden die Aktienmärkte und den Euro meiden und in die sichersten Wertpapiere flüchten. Im schlimmsten Fall könnte eine Panik zu einem Einfrieren der Kreditmärkte führen, wie es nach dem Konkurs der US-Investmentbank Lehman Brothers Holdings Inc. im September 2008 geschehen ist.
"Wenn wir nach einem Jahr Diskussionen ohne Ergebnis zu dem Schluss kommen, dass es einen Haircut geben wird, dann wird der Markt am nächsten Morgen Irland, Portugal und vielleicht noch andere Länder massakrieren", sagte Federico Ghizzoni, der Vorstandsvorsitzende von UniCredit SpA, am 16. Juni gegenüber Journalisten in Wien in Bezug auf einen griechischen Zahlungsausfall.
Die Besorgnis wirkt sich bereits auf europäische Banken aus. Den französischen BNP Paribas SA, Société Générale SA und Credit Agricole SA droht wegen ihres Engagements in Griechenland eine Herabstufung durch Moodys Investors Service, teilte die Ratingagentur am 15. Juni mit. Auch deutschen Banken könnten Ansteckungseffekte zu schaffen machen, erklärte Fitch Ratings im Juni.
Bundeskanzlerin Merkel sagte am 18. Juni in Berlin, die Politiker müssten dafür sorgen, dass die griechische Krise nicht den Rest des Euroraums infiziere und eine neue weltweite Finanzkrise auslöse. Wir alle haben Lehman mitgemacht, sagte sie. Sie wolle nicht, dass so eine Gefahr von Europa ausgehe. Eine Insolvenz sei nicht zu kontrollieren.
Das Risiko von Verlusten für Euroraum-Banken, die griechische Anleihen halten, hat zugenommen, nachdem S&P am 13. Juni die Bonitätsnote von Griechenland auf das niedrigste Rating weltweit herabstufte.
Griechenland sollte nach den Worten von Josef Ackermann "auf keinen Fall einen Zahlungsausfall" erleben. Notfalls müsse die Europäische Union weitere Hilfen zur Verfügung stellen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank AG am 17. Juni in einem Interview mit Bloomberg News in St. Petersburg.
"Die schlimmste Konsequenz eines Zahlungsausfalls Griechenlands für deutsche und andere europäische Banken wäre ein starker Anstieg der Aversion gegenüber dem Kapitalmarkt insgesamt sowie gegen Gläubigerrisiken - und zwar zu einem Zeitpunkt, wo sich viele Banken noch in der Erholung befinden", erläuterte Michael Dawson-Kropf, Analyst bei Fitch in einer Studie vom 25. Mai.
Europäische Banken seien stärker durch eine "ungeordnete" Marktreaktion auf eine griechische Umschuldung gefährdet als durch Verluste bei ihren griechischen Bondbeständen, sagt James Longsdon, geschäftsführender Direktor bei Fitch. Die von europäischen Banken gehaltenen griechischen Staatspapiere wären nicht hoch genug, um bei den Banken eine "Insolvenz" auszulösen, so Longsdon.
S&P kam in einem im März veröffentlichten Stresstest zu der Schlussfolgerung, dass europäische Banken schätzungsweise 250 Mrd. Euro an frischem Kapital benötigen, wenn es zu einem "starken" Renditeanstieg und einem "ernsten" Konjunktureinbruch komme.
Französische Banken waren Ende 2010 BIZ-Daten zufolge im Ausland mit Forderungen von 56,7 Mrd. Dollar die grössten Griechenland-Gläubiger, davon 15 Mrd. Dollar an Staatsanleihen. Ihr Engagement bei Krediten an Irland, Italien, Portugal und Spanien belief sich auf 589,8 Mrd. Dollar.
Im vergangenen Jahr waren deutsche Banken die grössten ausländischen Gläubiger von griechischen Staatsanleihen mit Positionen von 22,7 Mrd. Dollar. Sie hatten damit das zweitgrösste Engagement überhaupt, teilte die BIZ mit. Ihre Forderungen gegenüber Irland, Italien, Portugal und Spanien beliefen sich auf 498,8 Mrd. Dollar. Auf Frankreich und Deutschland zusammen entfallen über 60 Prozent der ausländischen Forderungen gegenüber Griechenland, so die BIZ.
Die Banken in den beiden Ländern hatten bereits zwischen März 2010 und Dezember ihre Risiken aus griechischen Staatsanleihen um 25 Prozent auf 37,6 Mrd. Dollar gesenkt. "Die direkten Auswirkungen von Griechenland sind zu verkraften, weil die Anleger Zeit hatten, sich darauf vorzubereiten. Aber das grosse Risiko sind die Ansteckungseffekte auf andere Länder", sagt Lutz Röhmeyer, Fondsmanager bei Landesbank Berlin Investment.
(Bloomberg)