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Börse Express Kommentar: Made in China

Es ist nicht lange her, da kamen chinesische Unternehmen durch Übernahmen in der Rohstoffbranche in die Schlagzeilen; die Sicherung der notwendigen Ressourcen stand dabei im Mittelpunkt des Interesses. Ressourcen, die oft genug dafür gebraucht wurden, dass für westliche Auftraggeber deren Produkte (mit)erzeugt wurden. Es gab zwar Versuche, auch eigene Produkte an den westlichen Konsumenten zu bringen (etwa bei Autos), doch da war/ist die Zurückhaltung einfach noch zu gross. Man erinnere sich, wie lange es dauerte, bis es in Österreich salonfähig war, eine "Reis-Schüssel" zu fahren ...
Doch Peking hat gelernt - und stürmt nun gezielt gen Europas Konsument: Lenovo kauft Medion. Damit ist absehbar, dass künftig PCs unter China-Flagge im Hofer/Aldi um Kundschaft buhlen. Womit der Weg frei gemacht ist, dass auch in Europa Tech "made in China" salonfähig wird - und die Türen etwa für Haushaltsgeräte-Hersteller geöffnet werden.
Lenovo zeigt auch, wie schnell in unserer globalisierten Welt ein High-Tech-Produkt zu einem Commodity wird. PCs werden heute fast ausschliesslich in Asien zusammengebaut, Marktanteile über Margenverzicht gewonnen. Wer die Masse nicht hat, fliegt. Europas Computerindustrie wurde von der Marketingmacht der US-Konkurrenz übermannt, die verbliebenen US-Hersteller werden jetzt mit billiger Masse überrollt. An "made in China" werden wir uns mehr und mehr gewöhnen müssen, nicht mehr versteckt wie früher, sondern offen und sichtbar wie im Hofer-Regal.


Aus dem Börse Express vom 1. Juni